In der Rattenbekämpfung hält die Digitalisierung Einzug. Einige Hersteller bieten bereits intelligente Lösungen an, die durch ihre Datenerfassung das Monitoring unterstützen und damit die Strategieplanung erleichtern. In diesem Beitrag werden zwei mechanische Fallen und ein Ködersystem vorgestellt.
Ob mit Gift oder ohne: Die Lösungen zur Eindämmung von mitunter viel zu großen Rattenpopulationen werden zunehmend digital. Immer häufiger lösen elektronisch unterstützte Verfahren herkömmliche Methoden ab, die in der Regel nicht mehr gesetzeskonform sind.
So fungiert beispielweise die „RatTrap“-Falle von Tec-Solutionz aus Dänemark zur Rattenbekämpfung in Abwasserrohren vollautomatisch als Tötungsgerät. Das System kommuniziert alle Aktivitäten direkt über Funk, einschließlich Überschwemmungen. Der Zugang der Ratten zum Abwasserkanal wird mit einer Rattensperre blockiert. Trifft eine Ratte auf die Sperre, sucht sie den Eingang der Falle auf. Im Innern bewegt sich die Ratte dann auf den Lichteinfall in der Falle zu und löst einen per CO2-Druckbehälter aktivierten Schlagkolben aus. Beim Zurückziehen des Kolbens rutscht die im Idealfall vom Kolben getötete Ratte nach hinten aus der Falle auf den Boden des Abwasserrohres.
Der Tötungsmechanismus funktioniert also ähnlich wie bei klassischen Schlagfallen. Diese werden im professionellen Umfeld allerdings selten eingesetzt. Der Grund: Andere Ratten stellen in der Regel einen direkten Bezug zwischen Rattenfalle und dem Tod ihres Artgenossen her und meiden die Falle fortan.
Smarter als klassische Schlagfallen ist die Lösung aber allemal. Die statistische Meldung der Fallenaktivität sowie die Registrierung von Überschwemmungen im Schacht werden über drahtlose Kommunikation übermittelt und sind somit auch aus der Ferne verfügbar.
Ebenfalls aus Dänemark kommt die Schlagfallen-Lösung Smart Trap von Anticimex, die unter anderem in Berlin getestet wurde. Die Fallen, die in der Kanalisation fest installiert werden, registrieren mithilfe von Sensoren sowohl Bewegungen als auch Körperwärme. Läuft ein Nager unter die Falle, schnellen 14 Kunststoffbolzen nach unten, um die Ratte zu töten. Anschließend, so der Hersteller, wird das Tier mit dem Abwasser weggespült.
Der Deutsche Tierschutzbund zweifelt daran, dass die Tötungsrate wie vom Hersteller angegeben bei 100 Prozent liegt. Laut Lea Schmitz sind Fehlfunktionen nicht auszuschließen. Verletzte Tiere könnten also lange leiden – und Artgenossen abschrecken. Die Miete einer solchen Falle samt Wartung liegt pro Stück und Jahr zwischen 1200 und 1500 Euro.
Dass die Hersteller zunehmend versuchen, giftlos auszukommen, liegt nicht zuletzt an den neuen Gesetzesvorgaben zum Einsatz von professionellen Rattengiften. Rodentizide enthalten hochgiftige, blutgerinnende Mittel, die erst nach einigen Tagen wirken. Das hat den Vorteil, dass andere Ratten nicht vor dem Verzehr der Köder zurückschrecken, wie es bei direkt wirksamen Giften oder Schlagfallen zu beobachten ist.
Wasserkontakt ausschließen
Gelangen die Rodentizide allerdings in den Wasserkreislauf, können diese selbst in Klärwerken nicht vollends gefiltert werden, sodass sie die Umwelt belasten und schlimmstenfalls ins Trinkwasser gelangen. Die neuen EU-einheitlichen Vorschriften verbieten deshalb den Kontakt zwischen Giftköder und (Ab-)Wasser. Das bislang übliche freie Einhängen von Ködern in Abwasserkanälen, Revisionsschächten und in Ufernähe wird durch gleich mehrere Gesetze verboten.
Das Nürnberger Startup-Unternehmen Ball-B hat ein digitales System entwickelt, das Rodentizide nutzt, jedoch verhindert, dass das Gift in den Wasserkreislauf gelangen kann. Das Systems Tox Protect basiert auf einer patentierten Köderschutzbox und nutzt verschiedene Funkstandards, Bewegungsmelder, ein elektronisches Monitoring-System und eine eigene Cloud.
An der Unterseite der Köderschutzbox befindet sich eine Rückstauklappe, die sich schließt, wenn der Wasserspiegel etwa bei Hochwasser die Box erreicht. Geht das Wasser wieder zurück, öffnet sich die Klappe und der Köder ist für die Ratten wieder zugänglich.
Der Datenaustausch zwischen dem mobilen Lesegerät und der Köderschutzbox erfolgt per Funk. Die Köder lassen sich per Teleskopstange austauschen. Das Rattenvorkommen wird an jeder Box automatisch registriert und digital ausgewertet. Die digitale Lösung ist laut Anbieter in mehr als 100 Kommunen im Einsatz. Die Anschaffungskosten einer Box mit Sensor und Funk-Modul liegen zwischen knapp 500 und 700 Euro.
Tillmann Braun
Der Autor
Tillmann Braun, Haiterbach, ist freier Journalist mit Schwerpunkt Informationstechnik