Die beste aller Routen

Die Digitalisierung ist in der Abfallwirtschaft angekommen. Mithilfe spezieller Software-Lösungen lässt sich die Tourenplanung optimieren. In die Berechnung fließen Daten von den Behältern, Sammelfahrzeugen und der Topografie ein.

Zu einer Smart City gehört eine effiziente Abfallwirtschaft. Das Schlagwort lautet Smart Waste. In vielen Städten wird der Abfall nach wie vor auf die übliche Weise gesammelt. Papierkörbe, öffentliche Mülleimer, Altglas- oder Altkleidercontainer werden auf denselben Touren an denselben Wochentagen geleert. Dabei bieten sich völlig neue Möglichkeiten, diesen Sammelprozess zu optimieren.

Erstens ist die Sensortechnologie auf einem ganz neuen Level und kann kostengünstig produziert werden. Zweitens ist das Übertragen von Daten eine Selbstverständlichkeit unseres Zusammenlebens. Speziell für die Vernetzung von Gegenständen werden momentan neue Kommunikationsnetze aufgebaut. LPWAN (Low Power Wide Area Network)-Netze erlauben einen sehr kostengünstigen und energieschonenden Versand von Daten. Warum also diese Technologiesprünge nicht nutzen? Das Unternehmen Binando beispielsweise kombiniert exakt diese Instrumente, um die Abfallwirtschaft in die Zukunft zu begleiten.

Ein Bestandteil der Software-Lösung sieht vor so, dass Abfallbehälter mit Sensoren ausgestattet werden. Diese messen laufend die Füllstände der Behälter und senden diese Daten kabellos an das Backend. Dort sind weitere für Tourenplanungen wesentliche Daten hinterlegt, unter anderem die Geopositionen der Behälter und die im Einsatz befindlichen Lkws sowie deren Kapazitäten. An dieser Stelle kommen als Schlüsselelement die Softwarealgorithmen zum Tragen. Sie berechnen aus den vorliegenden Informationen automatisiert optimierte Touren der Abfallsammlung. Wollte ein Mensch dies errechnen, müsste er jeden Tag aus den stündlichen Füllstanddaten von über 1000 Behältern neue Touren für mehrere Lkw mit verschiedenen Kapazitäten bilden. Zu berücksichtigen wäre, dass vielleicht ein Lkw während des Tages seine Gesamtkapazität erreicht und somit zur Abladestation fahren muss, um erst dann weiter Abfall sammeln zu können …

Künstliche Intelligenz im Einsatz

Nach der Software-Berechnung der Tour wird sie dem Lkw-Fahrer bereit gestellt. Eine Navigationslösung ermöglicht über eine App das einfache Abfahren der Tour. Für die Optimierung der Planung wird künstliche Intelligenz herangezogen. Aus Millionen gesammelter Füllstände können unter Einbezug von Umgebungsinformationen Prognosen für zukünftige Füllstände getroffen werden. Es kann vorhergesagt werden, wann der Behälter geleert werden soll.

Der offensichtlich hohe im Pilottest erkennbare Nutzen hat dazu geführt, dass ein Entsorgungsunternehmen die Binando-Lösung in einer Stadt vollumfänglich einsetzt. Fahrzeiten und -strecken können damit wesentlich reduziert werden. Nicht zu unterschätzen ist, dass gerade in Zeiten eines Mangels an Lkw-Fahrern auf dem Personalmarkt neuen Kräften der Einstieg erleichtert und somit die Ausschreibung von offenen Stellen attraktiver gestaltet werden kann. Außerdem erhalten Führungskräfte durch die Automatisierung von Prozessen und die sofortige digitale Verfügbarkeit von Informationen ein Tool, das ihnen den Alltag erleichtert.

Nikolaos Baltsios

Der Autor
Nikolaos Baltsios ist Mitgründer und Geschäftsführer des auf die Optimierung der Abfallwirtschaftslogistik spezialisierten Unternehmens Binando in Stuttgart