Der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland kommt weiter gut voran. Das zeigt die fünfte Ausgabe des BDEW-Elektromobilitätsmonitors des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW). Demnach wurden im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 16.063 öffentliche Ladepunkte und Ladesäulen zugebaut. Das ist ein Plus von knapp 14 Prozent innerhalb von sechs Monaten. Mit plus 17 Prozent ebenfalls ordentlich gestiegen ist die Ladeleistung.

Zum 1. Juli 2024 zählte der BDEW-Elektromobilitätsmonitor damit insgesamt 134.226 öffentliche Ladepunkte. Die Ladeleistung stieg von 5,4 Gigawatt (GW) im Januar 2024 auf 6,3 GW im Juli dieses Jahres um satte 17 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2023 lag der Zubau bei 15.408 Ladepunkten und 0,8 GW. Ein Rekordhoch verzeichnet der Zubau an Ultraschnellladern (HPC) mit mehr als 3000 Ladepunkten in einem Halbjahr. Damit übertrifft der deutsche Lademarkt die neuen europäischen Mindestziele für die installierte Ladeleistung weiterhin um das Doppelte, heißt es in der Pressemitteilung des BDEW.
Öffentliche Ladesäulen in 53 Prozent aller Kommunen
Laut BDEW-Elektromobilitätsmonitor gab es Anfang Juli 2024 in 5795 Kommunen in Deutschland mindestens einen öffentlichen Ladepunkt. Das entspricht 53 Prozent aller Kommunen und 94 Prozent der Bevölkerung, die in einer Kommune mit mindestens einem öffentlichen Ladepunkt leben. Zum Vergleich leben nur 84 Prozent der Bevölkerung in einer Kommune mit mindestens einer Tankstelle.

Öffentliche Ladeleistung in Berlin am höchsten
Wie sich zeigt ist die höchste öffentlich zugängliche Ladeleistung derzeit mit 166,1 MW in Berlin installiert, gefolgt von Hamburg mit 136,2 MW, der Region Hannover mit 126 MW, Düsseldorf mit 98,5 MW und München auf dem fünften Platz mit 96,4 MW.
Problematisch ist die niedrige Belegung der Ladesäulen: Im bundesweiten Durchschnitt waren von den Ladesäulen nur 14,5 Prozent zeitgleich belegt mit sinkender Tendenz. Dabei zeigen sich bei der Belegung der Ladesäulen regional große Unterschiede, die zwischen drei und 23 Prozent variieren. Spitzenreiter ist hier Böblingen mit 29,2 Prozent, gefolgt von Aschaffenburg (26,6 Prozent) und München mit 25,5 Prozent. Die Schlusslichter sind Görlitz (3,5 Prozent), Altmarkkreis Salzwedel (3,3 Prozent) und Coburg mit 3,1 Prozent.
In der Fläche ist eine hohe Verfügbarkeit insbesondere von Ultraschnellladepunkten gegeben: In 70 Prozent der für das „Deutschlandnetz“ definierten Suchräume wurden bereits auch ohne diese Förderung HPC-Ladestandorte errichtet.
Ladeinfrastrukturbranche baut ambitioniert weiter aus
Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Ladeinfrastrukturbranche in Deutschland liefert, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführerin. „Im ersten Halbjahr konnten die Rekordwerte von 2023 sowohl bei der Anzahl als auch bei der Leistung sogar übertroffen werden. Die Branche baut trotz der geringen Belegung ambitioniert weiter aus. Die Unternehmen investieren in den Ausbau von Ladesäulen im Vertrauen auf das Ziel, im Jahr 2030 15 Millionen E-Pkw im Markt zu haben und die vorhandenen regulatorischen Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass dieses auch Ziel erreicht wird. Hier brauchen die Unternehmen Verlässlichkeit, denn nur mit mehr E-Pkw auf den Straßen bleibt auch der weitere Ausbau von Ladesäulen ein attraktives Geschäftsmodell.“
Mit Blick auf neu zugelassene E-Pkw waren es im ersten Halbjahr 2024 ohne Umweltbonus 184.125. Das bedeutet einen Zuwachs von 17.000 E-Pkw gegenüber dem ersten Halbjahr 2022. Auch das laufende dritte Quartal 2024 liegt mit bisher 58.000 im Juli und August neu zugelassenen E-Pkw auf dem Niveau von 2022 (61.000 E-Pkw). Allerdings wird der durch die Reduktion des Umweltbonus im Juli und August 2023 erreichte Rekordwert von 135.000 E-Pkw deutlich verfehlt.
Auffällig bei den E-Pkw-Neuzulassungen ist, dass das Segment von Klein- und Kompaktwagen mit 26 Prozent Marktanteil nur halb so groß ist wie das Segment der SUV und Geländewagen mit 56 Prozent. Bei den Verbrenner-Pkw liegen diese beiden Segmente dagegen praktisch gleichauf. Das heißt bei den batterieelektrischen Pkw ist das Segment der Klein- und Kompaktwagen bisher deutlich unterrepräsentiert.
Der sechste BDEW-Elektromobilitätsmonitor für das 1. Halbjahr 2024 zum Download.
red.