Der Wasserkreislauf des Niederschlagswassers soll geschlossen werden, auch im Siedlungsgebiet, ganz gleich ob in der Stadt oder auf dem Land. Ist eine Versickerung nicht möglich, besteht die Option der Ableitung in den Regenkanal Richtung Oberflächengewässer.
Laut Wasserhaushaltsgesetz, Landeswassergesetzen, regionalen Verordnungen und örtlichen Satzungen muss Niederschlagswasser nach dem Stand der Technik ortsnah in Gewässer (Grundwasser oder Oberflächengewässer) eingeleitet werden, gegebenenfalls gedrosselt und gereinigt. Nach den technischen Regeln werden Schadstoffrückhalt und maximaler Volumenstrom als sogenannte Immissionsanforderungen der Gewässer den Emissionen aus der unmittelbaren Umgebung gegenübergestellt und daraus die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen abgeleitet.
Mitgeführte Schadstoffe aus dem Oberflächenabfluss gehören nicht ins Grundwasser. Bei kleinen Bauvorhaben ist der bewachsene Oberboden einer Sickermulde die geeignete Maßnahme. Doch was tun bei Gewerbegrundstücken? Sie sind zwar in der Regel groß und müssen befestigt sein (Kundenparkplätze, Lkw-Zufahrten, Ladezonen und andere Freiflächen in Industriegebieten), doch meist fehlt für die oberflächige Versickerung des Regenwassers in ausgedehnten bewachsenen Sickermulden dennoch der Platz.
Ist zum Beispiel wegen ungünstiger Bodenbeschaffenheit eine Versickerung nicht möglich, wird die Ableitung in den Regenkanal Richtung Oberflächengewässer als Option geprüft – so geschehen beim Bau der neuen Produktionshalle des Kühlmaschinenherstellers Bitzer in Schkeuditz bei Leipzig (Sachsen). Das Drosseln des Regenabflusses auf 56 Liter pro Sekunde (l/s) ist erforderlich, um die Trennkanalisation nicht zu überlasten. Die Planer ermittelten den Bedarf von 100 Kubikmeter Retentionsvolumen für 10.000 Quadratmeter Dach- und Verkehrsfläche. Um Flächen zu sparen, kam hier das vom DIBt zugelassene System Birco-Rigolentunnel von Storm-Tech zum Einsatz. Es eignet sich gleichermaßen für die unterirdische Retention bei Versickerung und, wie in Schkeuditz, für die unterirdische Retention bei gedrosselter Ableitung.
Gleichmäßige Verteilung des Wassers
Da die Fläche darüber als Feuerwehrzufahrt dient, ist bei diesem Objekt die Belastbarkeit der Tunnelkammern besonders wichtig. Diese sind für SLW 60 ausgelegt, entsprechend der bis 2003 gültigen DIN 1072 für Straßen- und Wegbrücken – gleichbedeutend mit der höchsten Brückenklasse 60/30, bei der neben gleichmäßig verteilten Flächenlasten jeweils ein Schwerlastwagen (SLW) von 60 Tonnen Gesamtlast auf der Hauptspur und von 30 Tonnen Gesamtlast auf der Nebenspur berücksichtigt ist. Das gilt unter Branchenkennern als „statische Versicherung“.
Durch den vollständig offenen Innenraum der Tunnelkammern verteilt sich das Wasser gleichmäßig. Bei Versickerungsanlagen kann es in der Sohle ungehindert entweichen. Innerhalb der Produktpalette sind für die Anwender die Serien SC-310, SC-740, MC-3500 und MC-4500 mit unterschiedlichen Kammergrößen erhältlich. Sie können so auf das am besten für die jeweilige Situation geeignete Modell zurückgreifen. Die größte Version der Rigolentunnel inklusive Schotter speichert bis zu 5,06 Kubikmeter Wasser bei einer Kammerlänge von 2,3 Metern. Für die Retention und verzögerte Ableitung bei Bitzer in Schkeuditz war Typ SC-740 am besten geeignet.
Die Anlagen verfügen im Normalfall über eine sogenannte Isolator-Row, eine speziell für die Rigolen entwickelte Sedimentationseinheit, um kostengünstig abfiltrierbare Stoffe (AFS) zurückzuhalten. Dafür werden die ersten Tunnelkammern nach dem Zulauf-/Kontrollschacht genutzt, die für Inspektionen und Wartung gut zugänglich sind. Auf der Sohle des Sedimentationstunnels dient ein sogenanntes Bändchengewebe als Filtermedium und bietet eine dauerhafte Oberfläche gegen die Beanspruchungen bei der Wartung mit Kanalspültechnik. Eine regelmäßige Inspektion und Wartung ist wichtig, um die volle Funktion des Systems zu gewährleisten.
Der Raum unter Parkplätzen und Freiflächen ist durch die Rigolentunnel intelligent genutzt. Von dort besteht die Möglichkeit, das Wasser zur Grundwasseranreicherung in den Untergrund zu versickern oder verzögert in Oberflächengewässer einzuleiten. So lässt sich ein rundum „schlankes“ Gesamtkonzept realisieren, dezentral und flexibel vor Ort – ganz im Sinne des Wasserhaushaltsgesetzes und des natürlichen Wasserkreislaufs.
Barbara Rockstroh
Die Autorin
Barbara Rockstroh, Überlingen, ist Mitarbeiterin des Sachverständigen- und Fachpressebüros Klaus W. König
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