Wirksame Wurzelbehandlung

Gepflegte und saubere Wege sind ein Aushängeschild der Kommunen. Daher ist die Wildkrautbekämpfung auf Wegen, Plätzen und Fußgängerzonen im öffent­lichen Raum eine Daueraufgabe. Um dem Unkraut zu Leibe zu rücken, sind chemische, mechanische und thermische Verfahren im Einsatz.

In Städten und Gemeinden gibt es ein großes Wegenetz, das laufend unterhalten werden muss. Dazu gehört auch die Beseitigung von Wild- und Unkraut. Disteln, Löwenzahn und Moos sowie hartnäckige Gräser zeigen sich an Wegesrändern im öffentlichen Raum auf Zufahrten, Gehwegen, Hofflächen, Parkplätzen und in Parks, Fußgängerzonen sowie in Fugen zwischen Wegen.

Wildkraut bedeutet wild wachsendes Kraut – es wächst, ohne dass jemand es gesät oder gegossen hat. Als Unkraut werden auch Pflanzen beschrieben, die nicht gepflanzt und bewässert wurden. Bereits auf den ersten Blick wird klar, dass der Begriff „Unkraut“ nicht ohne Wertung ist. Hier wird die Pflanze lediglich auf ihren wirtschaftlichen Nutzen reduziert.

Pflanzen bestehen aus dem sichtbaren, überirdischen Teil und der Wurzel. Bei Wildkraut ist das nicht anders. Soll die Pflanze dauerhaft entfernt werden, ist es wichtig, dass die Wurzel beseitigt oder zerstört wird. Dies kann durch chemische, mechanische oder thermische Verfahren geschehen.

Der Einsatz von Herbiziden unterliegt strengen Vorschriften. Sie wirken stark und schnell. Bedenklich sind die nicht abschätzbaren Langzeitfolgen, die der Einsatz solcher Unkrautvernichtungsmittel hat. Das belegt aktuell die Diskussion um die Verlängerung der Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat in der Europäischen Union. Durch den bewussten und bekannt gemachten Verzicht auf Chemie in der Unkrautbekämpfung kann die Kommune ihren Bürgern ein Vorbild im Umweltschutz sein.

Die Kommunen müssen gegen Unkraut auf Wegen vorgehen, denn ein gepflegtes Bild von Plätzen und Wegrändern in Städten und Gemeinden ist erwünscht. Doch weil die Grünpflege mit großem Aufwand verbunden ist, muss genau abgewogen werden, wie hoch die Investitionen von Zeit und Geld sein dürfen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Sensibilisierung der Bürger für die Wirtschaftlichkeit der Grünpflege im öffentlichen Raum. Es gilt deutlich zu machen, dass der Verzicht auf absolute Sauberkeit einen wichtigen Beitrag zur Kosteneinsparung leistet.

Herbizidfreie Verfahren sind optimal für Flächen, Straßen und wassergebundene Wege geeignet. Die Behandlungsintervalle und -erfolge sind abhängig von Größe und Art des Bewuchses. Je größer die Pflanze bereits ist, desto mehr Anwendungen benötigt sie. Ebenso verhält es sich bei Pflanzen mit dickfleischigen Blättern.

Bürsten auf weichem Bodem

Beim Einsatz einer Wildkrautbürste (zum Beispiel von Bema und Bertsche) werden die Pflanzen mit Borsten aus dem Boden gezogen und mit der Wurzel entfernt. Zusätzlich werden Samen weggekehrt. Der Einsatz der Wildkrautbürste nach feuchter Witterung und Regen erzielt die besten Ergebnisse, da der Boden aufgeweicht ist.

Die unterschiedlichen thermischen Verfahren funktionieren mit direkter Hitze. Von der Abflammmethode geht insbesondere bei trockener Witterung eine große Brandgefahr aus. Anders verhält es sich mit den Infrarotstrahlen, die Temperaturen von 800 bis 900 Grad Celsius erreichen (beispielsweise bei den Geräten von Adler). Sie zerstören die eiweißhaltigen Pflanzenzellen bis in die Wurzel. Innerhalb von zwei bis drei Tagen verwelkt die Pflanze, eine Weiterverbreitung der Samen ist bei regelmäßiger Anwendung nicht möglich. Die kurzen Rüstzeiten der Geräte, der geringe Geräuschpegel, der Einsatz von günstigem und effizientem Propangas sowie der geringe Gasverbrauch sind Vorteile dieses thermischen Verfahrens. Da das Verfahren ohne offene Flamme arbeitet, kann es vielseitig und bei nahezu jeder Fläche bis zum Rand eingesetzt werden.

Am effektivsten ist der Einsatz zu Beginn des Frühjahrs, wenn die Pflanze noch jung und wenig widerstandsfähig ist. Die Wurzel wird nachhaltig geschwächt und das Kraut wächst weniger stark. Im Laufe des Jahres muss die Behandlung der Pflanze mit Infrarot-Strahlen wiederholt werden, um ein Ausbleiben des Wildkrautes zu gewährleisten.

Ebenfalls ein thermisches Verfahren ist die Behandlung der Wildkräuter mit Heißwasser (z. B. Steinbachgruppe). Bei der Heißwassermethode der Firma Wave wird Wasser mit Temperaturen von bis zu 102 Grad Celsius sensorgesteuert oder manuell auf die Pflanzenoberfläche des Wildkrauts gespritzt. Die heiße Flüssigkeit sorgt dafür, dass das Pflanzeneiweiß gerinnt. Innerhalb weniger Tage welken auch hier die behandelten Pflanzen. Mehrmals pro Vegetationsperiode wird diese Prozedur durchgeführt, um wildkrautfreie Wege zu erhalten.

Die Stadt Bielefeld in Nordrhein-Westfalen (330.000 Einwohner) beispielsweise bekämpft das Unkraut mit der Heißwassermethode. Dabei sind zwei Fahrzeuge mit vier Mitarbeitern im Schichtdienst im Einsatz gegen das Wildkraut.

Einsatz Von März bis Oktober

Sebastian Richter vom Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld schildert: „Ausprobiert wurden mehrere Verfahren: Abflammtechnik, Heißwasser und Schaum, mechanische Bekämpfung, Dampfdruckverfahren. Aufgrund der punktuellen Ausbringung des Wassers bei dem Heißwasser-Wavegerät auf die zu bekämpfenden Kräuter ist das Verfahren trotz Flächenleistung sparsam.“ Außerdem sei der Einsatz auf allen Wegebaubelägen möglich.

Von März bis Oktober wird das Wildkraut in Bielefeld bekämpft. Richter betont: „Man muss sich im Klaren sein, dass die Flächen nicht 100 Prozent unkrautfrei werden, jedoch ist bei regelmäßigem Einsatz (auch witterungsabhängig) und der über Sensoren gesteuerte Technik ein kostengünstiger Einsatz möglich und die Flächen sind in einem optisch gutem Zustand.“ Das weiter wachsende Umweltbewusstsein der Bürger steht in Einklang mit einer etwas reduzierteren Reinigungspolitik der Kommune. Auf diese Weise kann ein sauberes Stadtbild entstehen, ohne dass die Kosten ins Unermessliche steigen. Und so zeigt sich dann eben doch an manchen Ecken ein Löwenzahn.

Annika Wieland

Info: Was kostet die Unkrautbekämpfung?

Die Stadt Bielefeld bekämpft Wildkräuter im öffentlichen Raum mit dem Heißwasserverfahren. Sebastian Richter vom Umweltbetrieb schildert die Kostensituation: „Pro Fahrzeug werden etwa 40 Hektar Fläche abgefahren. Die laufenden Kosten (ohne Wasserkosten) beliefen sich 2014 im Schnitt auf 17 440 Euro. Einschließlich Wasserkosten rechnen wir mit sieben Cent pro Quadratmeter je Pflegegang. Hinzuzurechnen sind die jährlichen Kosten des Kalkmittels, das dem Wasser beigemengt wird, damit die Rohre und Schläuche nicht verkalken. Dieser Faktor ist von Region zu Region je nach Härtegrad unterschiedlich.“

Eine Übersicht und Kategorisierung der einzelnen Verfahren zur nichtchemischen Wildkrautbekämpfung gibt die Internetseite der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Sie eignet sich auch für kommunale Anwendungen. Ansprechpartner, Funktionsweise, Anbauart und Gerätetypen sind dort aufgelistet.