Von Auftrag zu Auftrag

Spediteure und Paketdienste nutzen die Telematik schon seit Jahren. Dagegen geht es bei den städtischen Diensten mit den Bereichen Müllabfuhr, Straßenreinigung oder Winterdienst nur langsam voran. Dabei bietet der Einsatz solcher Systeme viele Vorteile, vor allem was mögliche Einsparungen betrifft.

Mit Telematik sind Systeme gemeint, die im einfachsten Fall jeweils die aktuellen Positionen und Fahrstrecken etwa von Räum- und Streufahrzeugen online übermitteln. Bereits damit können wichtige Nachweise automatisch erbracht werden, zum Beispiel zu der Frage, in welchen Straßen Schnee geräumt und gegen Glätte gestreut wurde.

Darüber hinaus bieten viele Geräte weitere sinnvolle Funktionen:

  • Empfangen von Aufträgen

  • Navigation von Auftrag zu Auftrag

  • Komplette Tourenführung/Navigation für ortsunkundiges Personal

  • Erfassen wichtiger Meldungen (z. B. „Straße nicht anfahrbar/zugeparkt“, „Abrollkipper nicht bereitgestellt“, „Bioabfalltonne fehlbefüllt“)

  • Senden von vordefinierten Meldungen etwa zur Bestandsaufnahme von Papierkörben oder Glascontainern

  • Erfassen des Betriebszustands von Aggregaten (z. B. Streuwerk ein/aus, Besen ein/aus, Schüttung oben/unten)

  • Erfassen von Kraftstoffverbrauch und CO2-Bilanz auf „Knopfdruck“

  • Rückmeldung an den Fahrer über das Fahrverhalten (z. B. zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs)

  • Sperrmüllsammlung mit Telematik

Wie der Telematikeinsatz städtische Dienste sinnvoll unterstützen kann, soll folgendes Beispiel zeigen: Der Abfallwirtschaftsbetrieb einer größeren Kommune fährt Sperrmüll nach dem System „Auf Abruf“ ab. Dazu melden die Bürger online, per Postkarte oder per Telefon ihren Bedarf an. Bei herkömmlicher Vorgehensweise plant die Verwaltung (oder Disposition) dann die Abfuhrtage und die Abfuhrreihenfolge der Haushalte. Die Bürger erhalten die Rückmeldung, wann ihr Sperrmüll abgeholt wird.

An den Abfuhrtagen fährt das Personal dann anhand ausgedruckter Adresslisten die Haushalte an und sammelt den Sperrmüll ein. Eine Dokumentation findet dabei in der Regel nicht statt. Kommt es wegen nicht abgeholten Sperrmülls zu Beschwerden von Bürgern, kann die Verwaltung den Sachverhalt lediglich durch Nachfragen beim Fahrpersonal aufzuklären versuchen.

Im Gegensatz dazu sieht die Sperrmüllabfuhr mit einem Telematiksystem, das an entsprechende IT-Systeme der Verwaltung angebunden ist, wie folgt aus: Die Anmeldungen der Bürger erfolgen zunächst auch über die üblichen Kanäle, werden dann jedoch in eine grafische Tourenplanung eingespeist. Diese stellt alle anzufahrenden Adressen in einer Karte auf dem Bildschirm dar. Die Disposition plant anhand der digitalen Karte optimierte Routen und sendet dann die Auftragsadressen in der Reihenfolge, wie die Haushalte angefahren werden sollen, auf das Telematikgerät im Fahrzeug.

Das Fahrpersonal wird, wie bei einem herkömmlichen Navigationsgerät, von Auftragsadresse zu Auftragsadresse navigiert. Zu jeder Adresse kann der Fahrer per Knopfdruck den Status eingeben: zum Beispiel „Erledigt“, „Nicht bereitgestellt“, „Mehrmenge“ oder „Beistellungen“. Diese Meldungen erreichen (nahezu) in Echtzeit die Verwaltung. Für den Fall, dass sich jetzt ein Bürger telefonisch beschwert, weil sein Sperrmüll nicht abgeholt wurde, genügt ein Blick auf die Telematikdaten, um zum Beispiel festzustellen, dass das Abfallsammelfahrzeug erst noch zu seiner Adresse unterwegs ist.

Aktuelle Information für den Hausbesitzer

Es ist heute sogar schon möglich, ähnlich wie bei den Paketdiensten, den Bürger per E-Mail oder Whatsapp-Nachricht darüber zu informieren, dass sein Sperrmüll in der nächsten halben Stunde abgeholt wird. Ist der Auftrag erledigt, wird eine entsprechende zweite Meldung an den Haushalt übermittelt.

Der Einsatz fortgeschrittener Telematiklösungen bedeutet (nicht nur für die Sperrmüllabfuhr) eine jederzeitige Auskunftsfähigkeit gegenüber den Bürgern, die zuverlässige und transparente Dokumentation der Leistung durch Erfassen von Datum, Uhrzeit, Koordinaten, Verweildauer an der jeweiligen Adresse und Statusmeldung zum Auftrag. „Vergessene“ Aufträge gibt es nicht mehr, da jede Abholung dokumentiert werden muss.

Sollen zusätzliche Aufträge an das Fahrpersonal übermittelt werden, muss im Abfallwirtschaftsbetrieb niemand zum Telefon greifen. Stattdessen erfolgt die Kommunikation hierzu einschließlich der Übermittlung der Auftragsdaten und der Abholadresse über das Telematikgerät.

Durch die optimierte Tourenplanung ergeben sich Einsparungen beim Zeitaufwand und bei den Treibstoffkosten, da weniger Kilometer gefahren werden. Dies wiederum wirkt sich günstig auf die CO2- und Stickoxid-Bilanz des Fuhrparks aus. In der Verwaltung entfällt die umständliche Tourenplanung „per Hand“ und im Fahrzeug entlastet die automatische Navigation das Fahrpersonal heim Ansteuern der jeweiligen Haushalte.

Kosten und Einsparpotenziale

Was kostet das Ganze? Einfache Geräte sind bereits ab etwa 500 Euro zu haben, für solche mit Auftragsverwaltung, Navigation und Meldungsversand fangen die Preise bei rund 1200 Euro an. Die Kosten für die Datenübertragung sind in den letzten Jahren stark gesunken und beginnen derzeit bei rund 8 Euro je Gerät und Monat.

Die Kosteneinsparungen durch den Einsatz von Telematik lagen bei allen von der Autorin durchgeführten Projekten bei mindestens fünf Prozent. Im Mittel sind 18 Prozent zu erreichen, in Einzelfällen sogar über 30 Prozent. Da die meisten Systeme sich intuitiv bedienen lassen, ist für den sicheren Umgang mit ihnen keine aufwändige Schulung erforderlich.

Gut gelöst ist das Thema Schnittstellen, das wegen des Einsatzes vieler verschiedener Fahrzeugtypen in der Städtereinigung und Entsorgung eine besondere Bedeutung hat. Immerhin müssen die Fuhrparks Kleinkehrmaschinen für Fußgängerzonen ebenso vorhalten wie große Winterdienstgeräte und Müllsammelfahrzeuge mit RFID und Wiegesystem. Die Bandbereite an Fahrgestellen und Aufbauten ist also enorm. Vor diesem Hintergrund haben die beiden großen Verbände der Entsorgungswirtschaft, der Verband kommunaler Städtereiniger (VKS) und der Bund deutscher Entsorger (BDE) eine gemeinsame Schnittstelle entwickelt: VKS-BDE-XML. Sie standardisiert den Datenaustausch zwischen Büro und Fahrzeug. Dabei wurden (fast) alle Geschäftsprozesse berücksichtigt.

Die Schnittstelle ist öffentlich und kann von allen Hard- und Software-Anbietern genutzt werden. Damit ist gewährleistet, dass die für die Erzeugung, den Abgriff, die Erfassung und Auswertung von Telematikdaten eingesetzten Systeme auch unterschiedlicher Hersteller miteinander kommunizieren können. Das bedeutet Investitionssicherheit für einmal beschaffte Fahrzeuge und Geräte.

Marion Küke

Die Autorin
Marion Küke ist Geschäftsführerin der Firma Aixdata in Kerpen, die Dienstleistungen und Produkte rund um die Logistik anbietet und Spezialist für die Erhebung, Verarbeitung und Auswertung von Daten aller Art ist