Voll auf Draht

In Sachen Digitalisierung lernen die Alten von den Jungen. Zum Beispiel von Christoph Meineke. Der 35-jährige Bürgermeister von Wennigsen wurde für seine Online-Projekte bereits mehrfach ausgezeichnet.

Jeder Trend, jede gesellschaftliche Entwicklung braucht Menschen, die vorangehen und zeigen: so geht’s. Christoph Meineke ist solch ein Pionier. Mit seinem online-gestützten Wahlkampf um das Amt des Bürgermeisters der niedersächsischen Gemeinde Wennigsen (rund 15.000 Einwohner) im Jahr 2006 hat der damals erst 27-Jährige demonstriert, wie ein Kandidat auch ohne parteipolitische Bindung und Unterstützung die Bürger auf sich aufmerksam machen und von sich überzeugen kann. Der mit VWL-Studienabschluss in die Heimat Zurückgekehrte gewann die Wahl.

Seine Vorliebe für die digitale Kommunikation verbindet Meineke seit seinem Amtsantritt kontinuierlich für den Auf- und Ausbau der Bürgerbeteiligung. Sie gehöre zu seinen „Lieblingsthemen“, sagt Meineke, der 2014 für weitere acht Jahre als Bürgermeister bestätigt wurde. „In Wennigsen haben wir in den zurückliegenden Jahren dazu viele digitale Projekte durchgeführt.“ Eines ist die Entwicklung des Wohnquartiers Hohes Feld. Dabei hat die Gemeinde mit dem Institut für Informationsmanagement der Universität Bremen zusammengearbeitet und dafür einen Preis für Online-Partizipation gewonnen.

Auch zur Entwicklung der Kinderbetreuung setzte die Verwaltung digitale Technologien ein. Dass auf diese Weise alle Eltern in die Planung einbezogen werden konnten, sei „vor drei Jahren bundesweit einmalig“ gewesen, resümiert Meineke.

Der Profi-Kommunikator weiß natürlich auch in eigener Sache die Online-Medien zu nutzen. Via Twitter, Facebook und seinen „Bürgermeisterblog“ hält er die (Fan-)Gemeinde über berufliche Aktivitäten auf dem Laufenden. Einsortiert in Kategorien wie „Rathaus“, „vor Ort“, „Kinder, Jugend, Schule“ und „Feuerwehr“ dokumentiert er öffentliche Anlässe und Auftritte, Termine und Themen. Die Posts über seine Person verbinden geschickt sachliche Information und Selbstdarstellung. „Zum ersten Mal dabei gewesen: Sitzung des Präsidiums des Niedersächsischen Städtetages“, beginnt der Eintrag vom 26. Februar 2014, und weiter: „Freue mich auf die künftige Mitarbeit in unserem kommunalen Spitzenverband.“

Der vor Ideen und Aktivitäten sprühende Impulsgeber erregte rasch Aufsehen in der kommunalen Familie wie auch im IT-Sektor. Meineke ist seit dem Jahr 2008 Mitglied im Innovator’s Club des Deutschen Städte- und Gemeindebunds.

Den Bürgermeisterkollegen, die stärker als bisher online kommunizieren möchten, rät Meineke: „Bleiben Sie authentisch!“ Wer mit Social Media nicht warm werde, sollte sich nicht verstellen oder anbiedern. Dann sei es besser, darauf zu verzichten. Und: „Man muss Zeit und Ressourcen zur Kommunikation einplanen.“ Überhaupt liegt Meineke die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen am Herzen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dies im akademischen Bereich zu tun.“ Dafür wäre der Abschluss seiner derzeit ruhenden Promotionsarbeit gewiss förderlich. Doch Christoph Meineke stellt klar: „Mein Beruf ist auch meine Berufung.“

Jörg Benzing

Zur Person

Christoph Meineke (Jahrgang 1979) ist seit 2006 Bürgermeister der Gemeinde Wennigsen am Deister (Niedersachsen). 2014 wurde er mit knapp 90 Prozent Zustimmung (Wahlbeteiligung 64 %) für weitere acht Jahre bestätigt. Er betreibt einen Blog und wurde für seine Verdienste um die Modernisierung im kommunalen Sektor als „Digitaler Kopf Deutschlands“ ausgezeichnet. Seit 2014 ist Meineke Mitglied des Präsidiums des Niedersächsischen Städtetages. Sein Lebensmotto besteht nur aus einem Wort: Beharrlichkeit.

Gemeinde Wennigsen
Einwohner: rund 15.000
Gebietszugehörigkeit: Niedersachsen, Landkreis Region Hannover
Haushaltsvolumen: rd. 32 Mio. Euro
Gewerbesteuereinnahmen (2014): 2,9 Mio. Euro
Pro-Kopf-Verschuldung: 1124 Euro