Virtuell planen mit digitalem Baugenehmigungsverfahren

Die Projektpartner (v. l.): Maximilian Opländer (Firma Louis Opländer), Stefan Schreiber (IHK Dortmund), Christian Schlegel (Firma Louis Opländer), Jan Opländer (Bauherr), Dr. Thomas Wilk (Leiter der Obersten Bauaufsicht Nordrhein-Westfalen), Oberbürgermeister Thomas Westphal, Michael Freundlieb (Bauunternehmung Freundlieb) und Marius Drahtler (Drahtler Architekten). Foto: Dortmund-Agentur/Roland Gorecki

Die Stadt Dortmund hat Anfang 2021 den bundesweit ersten digitalen Bauantrag erteilt. Die Projektbeteiligten haben ein 3D-Modell entwickelt, das den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes abbildet.

Basierend auf Building Information Modeling (BIM) hat die untere Bauaufsichtsbehörde der Stadt Dortmund (Nordrhein-Westfalen, 587.000 Einwohner) Anfang 2021 die erste digitale Baugenehmigung erteilt. Am 26. Februar begann im Rahmen des Pilotprojekts der Neubau des Unternehmenssitzes der Firma Louis Opländer auf dem Technologie- und Dienstleistungsstandort Phoenix West.

„Wir freuen uns sehr über diese Investition“, sagt Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD). „Das ist wichtig für den Standort und zukunftsweisend für weitere Ansiedlungen.“ Die Abwicklung des gesamten Baugenehmigungsverfahrens erfolgte ausschließlich digital. „Das ist ein großer Schritt für eine noch effektivere Zusammenarbeit mit Bauherren und Investoren“, sagt Westphal. Die Abwicklung über die Planung, Antragstellung, Antragsprüfung bis hin zur Erteilung der Baugenehmigung erfolgte in intensiver Abstimmung zwischen dem Bauordnungsamt und dem planenden Büro Drahtler Architekten – komplett digital.

Im Gegensatz zum herkömmlichen Verfahren mit digitalisierten oder Papierunterlagen, wurde im Prüfprozess die Vielzahl der baurechtlichen Parameter des Bauvorhabens anhand eines dreidimensionalen Gebäudemodells mithilfe einer Fachsoftware überprüft. Hierbei konnten wichtige Erkenntnisse in Hinblick auf elementare Verfahrensbausteine gewonnen werden. Dazu gehören beispielsweise Modellanforderungen, digitale Kommunikationswege und erforderliche Ausstattungs- und Prozessvoraussetzungen. Die volldigitale Abbildung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes auf Grundlage eines BIM-Modells soll in einigen Jahren zum Standard werden.

Building Information Modeling verbreiten und etablieren

Die Firma Louis Opländer hat rund fünf Millionen Euro in den neuen Standort mit 2250 Quadratmetern investiert. Dort sind unter anderem eine neue Ausbildungswerkstatt sowie ein Bereich zur Vorfertigung von Komponenten für eine effektivere Montage auf Baustellen entstanden. Neben dem eigentlichen Büroteil verfügt das Gebäude über eine Werkhalle von 400 Quadratmetern und eine Laborfläche im Untergeschoss von 200 Quadratmetern.

Unterstützt wurde das Pilotprojekt auch durch das Land Nordrhein-Westfalen. „Das Land arbeitet mit Hochdruck an der Verbreitung und Etablierung von BIM und der Implementierung des digitalen Baugenehmigungsverfahrens“, sagt Dr. Thomas Wilk. Er ist Leiter der obersten Bauaufsicht und des BIM-Competence-Center im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. „Dieses Projekt hat bewiesen, dass wir auf einem guten Weg sind und die entwickelten Lösungen den Praxistest bestehen.“

Am Projekt beteiligt waren auch die Bauunternehmung Freundlieb und Prof. Dr. Markus König vom Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen an der Ruhr-Universität Bochum.

Beitrag zu einer zukunftsweisenden und modernen Bauwirtschaft

Das Büro Drahtler Architekten verfügte bereits im Vorfeld über umfangreiche Erfahrungen mit der Planungsmethode BIM: „Diese Arbeitsweise ermöglicht neben der Zeitersparnis eine größere Planungssicherheit und eine Vielzahl von Wettbewerbsvorteilen für die Zukunft. Bei der Umsetzung des deutschlandweit ersten BIM-basierten Bauantrags konnten die Vorteile dieser Planungsmethode mit viel Engagement aller Beteiligten nun auch in das Baugenehmigungsverfahren integriert werden“, sagt Marius Drahtler.

Die Erfahrungen dieses Modellvorhabens werden ausführlich dokumentiert und der Baubranche zur Verfügung gestellt. Die Erkenntnisse sollen auch einen Beitrag zu einer zukunftsweisenden und modernen Bauwirtschaft in Nordrhein-Westfalen leisten.

Da die rechtlichen Voraussetzungen für die Erteilung einer BIM-basierten Baugenehmigung derzeit noch nicht vollständig gegeben sind, liegen alle notwendigen Unterlagen des Projekts ebenfalls in Papierform vor. So ist der Nachvollzug einer konventionellen Baugenehmigung jederzeit möglich. Christian Schön

Der Autor: Christian Schön ist Mitarbeiter der Stadtverwaltung Dortmund.