Nicht jedes Grün ist erwünscht, Pestizide will Maintal aber nicht verwenden. Welche guten Erfahrungen mit dem anderen Ansatz zur Unkrautbekämpfung gesammelt werden, berichtet Martina Faust für die hessische Stadt.
Sie sind genügsam, schmale Fugen oder kleinste Risse im Beton reichen ihnen als Lebensraum: Trotz unwirtlicher Bedingungen gedeihen unerwünschte Wildpflanzen prächtig. Das Unkraut auf Wegen und Verkehrsflächen kann problematisch sein und im Mauerwerk sogar Schäden an der Bausubstanz verursachen. Eine gezielte Bekämpfung des Wildwuchses ist daher mitunter unvermeidlich.
Die hessische Stadt Maintal verzichtet dabei bereits seit vielen Jahren auf den Einsatz von Pestiziden zugunsten einer umweltverträglichen Lösung. Seit einem Jahr ist dafür ein Heißwassergerät EMPAS MCB Basis 600 im Einsatz.
„Seit dem Frühjahr 2023 setzen wir das Heißwassergerät ein und konnten über die gesamte Vegetationszeit Erfahrungen sammeln“, berichtet der Erste Stadtrat Karl-Heinz Kaiser als zuständiger Dezernent. Ein erstes Fazit fällt positiv aus: Die Unkrautbekämpfung mit Heißwasser ist äußerst wirksam und zeigt nach nur einem Jahr sichtbare Erfolge. An vielen Stellen ist der Unkrautbewuchs im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen, an einigen Stellen um bis zu zwei Drittel.
Eingesetzt wird das Heißwassergerät vor allem auf Spielplätzen und Friedhöfen, wo wassergebundene Wegedecken, Plätze, Nischen und Fugen behandelt werden. Über eine Lanze wird knapp 100 Grad Celsius heißes Wasser, vornehmlich ohne Druck, auf die Pflanze aufgebracht. Durch die Schwerkraft dringt das Wasser auch in die oberen Bodenschichten und zerstört Wurzeln und Rhizome.
Einmal Drübergehen reicht zur Unkrautbekämpfung nicht
Für eine nachhaltige Wirkung braucht es allerdings Konsequenz. Um die Wildkräuter erfolgreich zu bekämpfen, ist eine mehrfache Anwendung erforderlich. Schließlich muss das Unkraut nicht nur oberflächlich geschädigt werden. „Wir haben im Durchschnitt vier Durchgänge unternommen“, berichtet Kaiser.
Weil das thermische Verfahren auf die gesamte Pflanze – also Blätter, Strunk und Wurzeln – wirkt, schädigt es das Unkraut dauerhaft. Die Blätter können kein Licht mehr absorbieren, um Photosynthese zu betreiben. Außerdem können die zerstörten Wurzeln kein Wasser oder Nährstoffe für ein gesundes Wachstum aufnehmen. Die Pflanze kann sich also nicht regenerieren und stirbt in der Folge ab.
Weitere giftfreie Alternativen zum Heißwasserdampfgerät sind Unkrautbürsten oder das Abflammen. Allerdings entfernen Unkrautbürsten die Pflanzen nur oberflächlich. Das Wurzelwerk bleibt intakt, sodass die Pflanze erneut austreibt. Zudem können Unkrautbürsten nicht bei allen Bodenbelägen eingesetzt werden. Das Abflammen wiederum ist gerade bei Trockenheit problematisch, denn der unvermeidbare Funkenschlag kann leicht einen Brand auslösen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Stadtmobiliar beim Abflammen beschädigt wird.
Der Einwand, dass durch den Einsatz von Heißwasser auch Kleinstlebewesen und Mikroorganismen geschädigt werden, lässt sich nicht gänzlich von der Hand weisen. Sie sind betroffen, sobald das Wildkraut als Lebensraum geschädigt oder zerstört wird – ob mit der Unkrautbürste, beim Abflammen oder durch Heißwasser.
Beim Einsatz des Heißwasserdampfgeräts überwiegt allerdings der Vorteil, dass durch die frühzeitige und wiederholte Behandlung das Unkraut weniger robust wird oder sich ausbreitet. Dadurch braucht es keine weitreichenderen Eingriffe. Vor allem aber wird der Boden durch den Verzicht auf eine chemische Unkrautvernichtung nicht langfristig durch Pestizide belastet. So können sich Kleinstlebewesen und Mikroorganismen schnell wieder ansiedeln.
Aufgefächerte Wildwuchs-Strategie
Seine Grenzen findet der Einsatz des EMPAS MCB Basis 600 bei der Pflege von Grün- und Pflanzbeeten. Denn das Heißwasser zerstört das Wurzelwerk der Pflanzen – auch, wenn diese nun gärtnerisch gewollt sind. Für die Unkrautbeseitigung auf öffentlichen Plätzen oder wassergebundenen Oberflächen ist das Heißwassergerät hingegen ideal geeignet: Es ist effektiv, effizient, einfach in der Handhabung und ökologisch.
„Diese Vorteile unterstreichen wir auch im Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, die sich vereinzelt nach der Methode der Unkrautbekämpfung erkundigen, wenn sie das Heißwassergerät im Einsatz sehen“, sagt der Erste Stadtrat Karl-Heinz Kaiser. Für Außenstehende sei die Wirkweise nicht direkt erkennbar. „Daher machen wir in der öffentlichen Kommunikation deutlich, dass die Stadt Maintal konsequent auf pestizidhaltige Mittel verzichtet, und erläutern gerne die Funktionsweise des Heißwassergeräts.“
Kaisers Fazit: „Mit der Heißwassermethode wuchert das unerwünschte Kraut nicht unkontrolliert. Und wenn ein bisschen Grün in den Fugen verbleibt, dann stört das nicht den Gesamteindruck einer gepflegten Stadt und ist zudem ein Rückzugsort für Kleinstlebewesen.“
Martina Faust
Zur Autorin
Martina Faust verantwortet die Öffentlichkeitsarbeit der hessischen Stadt Maintal.