Umweltschonender Umgang mit Giften

Wenn Gift zur Rattenbekämpfung eingesetzt wird, müssen die erlaubten Mittel mit höchster Vorsicht verwendet werden: Köder dürfen nicht mit Regen oder Abwasser in Berührung kommen. Foto: Adobe Stock/Bilal

Das vieldiskutierte Gift PFAS ist nicht das einzige, das dauerhaft Mensch und Natur schädigt. Auch bei der Rattenbekämpfung gelangen weiterhin gefährliche Stoffe in die Umwelt. Tatsächlich geht es aber auch anders – Tillmann Braun erklärt, worauf zu achten ist.

Das sogenannte „Jahrhundertgift“ PFAS lässt sich an mehr als 1.500 Orten in Deutschland nachweisen: Ein großes Thema, denn das geruch- und geschmacklose Gift wird verdächtigt, das Immunsystem zu schwächen, unfruchtbar zu machen und sogar Krebs zu verursachen – und wenn es einmal in die Umwelt gelangt, bleibt es dort.

PFAS ist nicht das einzige Problem dieser Art. Denn auch Giftstoffe, die bei der professionellen Rattenbekämpfung eingesetzt werden, lagern sich dauerhaft ab, wenn sie erst einmal in die Umwelt gelangen. Das tun sie weiterhin in hunderten von Kommunen in Deutschland, wo Rattenköder unsachgemäß genutzt werden. Als Folge dessen lassen sich die hochgiftigen Rodentizide sogar in Fischlebern sowie in der weiteren Nahrungskette nachweisen: Das zeigen Studien, die das Umweltbundesamt in Auftrag gegeben hat.

Dass die Verwendung von Antikoagulanzien trotz hoher Umweltrisiken zur Bekämpfung von Mäusen und Ratten in Deutschland zugelassen wurde, liegt vor allem daran, dass es keine Alternativen gibt. Denn mit Schlagfallen lassen sich nur einzelne Tiere töten. Klassische Rattengifte, die umgehend wirken, werden wiederum von Artgenossen gemieden. Bei Rodentiziden tritt die Wirkung dagegen erst nach einigen Tagen ein, sodass Ratten aus demselben Rudel die Giftwirkung nicht mit dem Köder in Verbindung bringen können.

Wie sollten die Giftköder eingesetzt werden?

Städte und Kommunen sind zur Rattenbekämpfung verpflichtet, da sich die Schadnager und mit ihnen Krankheiten ansonsten rasend schnell verbreiten. Problematisch ist also nicht, dass Rodentizide eingesetzt werden, sondern wie. Wichtig ist, dass die strengen Auflagen und Risikominderungsmaßnahmen (RMM) eingehalten werden, die unter anderem in der Biozid-Produktzulassung festgelegt sind. Dazu gehört, dass der Kontakt zwischen Giftköder und Wasser unter allen Umständen vermieden werden muss.

Bislang wurden die Rattenköder mancherorts dennoch weiterhin ungeschützt in die Kanalisation eingehängt – mit der Argumentation, dass man die Köder etwa vor Starkregenereignissen oder Flutungen im Kanal kurzfristig wieder entfernen könne. Dass dies in der Praxis nicht möglich ist, da der Aufwand zu groß wäre und sich auch nicht jede Flutung vorhersagen lässt, wurde ignoriert.

Das Gift von Wasser fernhalten

Nachdem das Institut für Angewandte Bauforschung (IAB) im Auftrag der Rockstroh GmbH nun verschiedene Rattenbekämpfungslösungen in Alltagssituationen getestet hat, kann man das Problem allerdings nicht länger wegdiskutieren. Denn die Tests des IAB haben klar gezeigt, dass ungeschützt eingesetzte Köder bereits dann in Kontakt mit Wasser kommen, wenn es regnet und das Wasser über die Schachtabdeckung eindringt. Mit falsch eingesetzten Rodentiziden begehen Kommunen also eine ernsthafte und weitreichende Umweltverschmutzung.

Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeiter in den zuständigen Abteilungen Lösungen zur Verfügung stehen, die den Gifteintrag in die Umwelt zuverlässig verhindern. Wie die IAB-Studie zeigt, ist das mit Hilfe von Köderschutzboxen durchaus möglich. Allerdings kommt es darauf an, welche Produkte eingesetzt werden. Denn gleich mehrere Modelle sind bei den Tests durchgefallen, da dennoch Wasser an die Rattenköder kam oder andere Mängel bestanden.

Die volle Punktzahl erreichte nur eine Köderschutzbox: Deren Schutzsystem verhinderte in allen Tests den Kontakt zwischen Rattenköder und Wasser. Zudem ist es mit einer Elektronik ausgestattet, mit der Rattenhotspots vom PC aus erkannt werden können.

Für welche der Lösungen sich die Verantwortlichen in den Kommunen am Ende auch entscheiden: Wichtig ist, dass der Gifteintrag in die Umwelt verhindert wird. Denn ansonsten drohen Strafen – und ein großes Umweltproblem.
Tillmann Braun

Der Autor
Tillmann Braun ist Fachjournalist mit den Schwerpunkten Umwelt sowie IT und Digitalisierung.