Tausende Kilometer Glasfaser

Glasfaserkabel für schnelles Internet: In Eichwalde wird konsequent auf hohe Bandbreite gesetzt, um sowohl die Attraktivität als Wohnort sowie als Standort von Firmen zu steigern. Foto: H. Wiedl

Der Wettlauf um schnelle Bandbreiten fordert tagtäglich die Kommunen und ihre Vertreter heraus. Bürgermeister, Wirtschaftsförderung, Bürgerinitiativen, Zweckverbände, ARGEs und die mittelständische Wirtschaft leisten hier großartige konzeptionelle, logistische und wirtschaftliche Arbeit. Fakt ist auch: ohne die Treiber in den Kommunen wären wir in vielen Bundesländern noch immer nicht weitergekommen.

In Sachsen-Anhalt haben im Landkreis Börde die ARGE Breitband und in der Altmark mit dem Zweckverband Breitband Altmark die Akteure der Betreibermodelle gezeigt, dass flächendeckender Glasfaserausbau ohne Flickenteppich möglich ist. Um eine Vorstellung von den Größenordnungen zu bekommen, darf man zweimal die Fläche des Saarlands plus Luxemburg zusammenzählen. Gleichzeitig sind einige dieser Regionen so dünn besiedelt, dass sich viele Jahre lang nichts bewegte. Das änderte sich mit dem Anspruch der Kommunen, ein eigenes Giganetz zu bauen, das den Kommunen gehört.

Gigabitnetz in Sachsen-Anhalt

Im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt entsteht ein Vorzeigeprojekt für die Infrastruktur des ländlichen Raumes. 68 Prozent der Gemeindegebiete sind „weiße Flecken“. Realisiert werden 1.330 Kilometer Tiefbau und fast 7.000 Kilometer Glasfaserkabel. Die Glasfaser wird direkt ins Haus gelegt, vom kleinsten Ort mit 100 Einwohnern bis hin zur städtischen Größenordnung. Das Motto des kommunalen Giganetzes lautet dabei: Glasfaser für alle! Denn zum Glasfaserausbau gibt es nach der Sicht der ARGE Breitband und ihrer Mitgliedsgemeinden keine wirkliche Alternative, die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts basiert auf Glasfasernetzen. Erfolgsfaktor für das Projekt ist die enge Zusammenarbeit zwischen Bürgermeistern, der ARGE, den Bauämtern sowie regionalen Bauunternehmen, der Projektsteuerung und dem Partner der ARGE und Netzbetreiber für das Giganetz in kommunaler Hand, der DNS:NET.

Beim Halbzeitmeeting am 14. Oktober 2020 trafen sich in Hundisburg in der historischen Ziegelei die Akteure des Mammutprojektes zur Bestandsaufnahme.  Holger Haupt, als Leiter der ARGE Breitband, kommentierte: „In den ersten achtzehn Monaten des Ausbaus sind alle ARGE-Gemeinden sehr gut vorangekommen. In den nächsten ein bis zwei Jahren werden auch alle ARGE-Gemeinden die Glasfasernetze fertigstellen können. Eine Vielzahl von Anschlüssen konnte bereits ans Netz gehen, die Bürgerinnen und Bürger surfen nunmehr im Giganetz. Wir freuen uns, dass alle Akteure und die Technik für die zweite Halbzeit bereitstehen. Der Ausbau kann somit in allen übrigen Orten weitergeführt werden. Die acht Gemeinden bauen gemeinsam mit den General-Bauunternehmen und den ca. 300 Bauleuten, Planern und Ingenieuren die kommunalen Glasfasernetze.“

Beim letzten Spatenstich am 26. November 2020 im Ausbaugebiet der ARGE Breitband kamen in Etingen, in der Region des Drömling, gleich zwei Mitgliedsgemeinden zusammen, Oebisfelde-Weferlingen und Flechtingen. Hier im ländlichsten Bereich des Landkreises Börde, wird nun der Tiefbau abgeschlossen und die Gemeinde Oebisfelde-Weferlingen demnächst komplett versorgt. Damit kann die erste Mitgliedsgemeinde des Giganetzes in Sachsen-Anhalt bald flächendeckend ans Netz gehen. „Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir das kommunale Glasfasernetz konsequent und mit vereinter Kraft realisieren. Umgesetzt vor Ort wird dieses Netz vor allem durch das Engagement der Bürgermeister, der Gemeinderäte, der Bauämter und die Einwohner, die für ihr eigenes Giganetz gekämpft haben und dieses mitformen,“ so brachte es der Landrat des Landkreises Börde, Martin Stichnoth, auf den Punkt.

Der Zweckverband steuert das kommunale Netz und Gesamtprojekt, bei dem 20 Gemeinden und zwei Landkreise ihre kommunale Infrastruktur direkt aufbauen und mit höchsten Bandbreiten auf Glasfaserbasis realisieren. Die bislang unterversorgten Orte erstrecken sich dabei über 4.700 Quadratkilometer, die Region zählt zu den am größten zusammenhängenden FTTH-Ausbaugebieten der Bundesrepublik und ist zudem das umfangreichste geförderte ländliche Breitbandprojekt Deutschlands. „Bei solch einem Großprojekt ist es so, als würde man eine Eisenbahntrasse komplett neu aufziehen. In diesen Größenordnungen bewegen wir uns. Ich bin hocherfreut, dass so viele Bürger dieses Projekt tatkräftig unterstützen.“ kommentiert Andreas Kluge, Geschäftsführer des ZBA.

Brandenburg mit Gigabitkommunen

Hunderte Städte und Gemeinden verfügen mittlerweile über eine leistungsfähige Breitband-Infrastruktur „Made in Brandenburg“, 150.000 Haushalte sind angeschlossen an die digitale Zukunft und 300.000 Menschen freuen sich bereits über garantierte Hochgeschwindigkeit beim Internet in dem nördlichen Bundesland. In der Regel sind nach der Bauphase von sechs bis zwölf Monaten die Anschlüsse aktiviert und im Regelbetrieb. Mit jahrzehntelanger Erfahrung im Breitbandausbau kennt die DNS:NET als Unternehmen aus der Region die Bedürfnisse der Einwohner und setzt auf persönliche Betreuung. Die drei Rechenzentren in Berlin bieten georedundante und hochverfügbare Lösungen, über 250 Mitarbeiter in Berlin und Brandenburg bauen und betreiben die Glasfasernetze, die ständig erweitert werden. Es gibt viel zu tun, denn mittlerweile melden sich immer mehr Kommunen, die auf verlässliche Partner und den Pragmatismus mittelständischer Unternehmen setzen. Gigabitstädte oder Gigabitkommunen zu realisieren, ist ein mutiges Unterfangen, aber vor allem ist es wirtschaftlich für die Städte und Gemeinden. In der heutigen Realität findet man natürlich häufig noch Bandbreiten von 16, 30, 50 oder 100 Mbit/s und für diese Haushalte erscheinen Gigabitanbindungen wie ein Quantensprung. Als realistisches Ziel gelingt dies aber und zwar dann, wenn die Kommunen mit vorausschauenden Bürgermeistern, Wirtschaftsförderung und Bauplanung agieren.

Wie in Cottbus: Im Vergabeverfahren der zweitgrößten Stadt Brandenburgs wurde das Ziel definiert, die unterversorgten Bereiche der Stadt, die bislang zum großen Teil mit 30 Mbit/s und darunter versorgt waren, zukunftssicher per Glasfaser zu erschließen. Im Auswahlverfahren fiel die Entscheidung auf die DNS:NET, die als Spezialist für die Erschließung unterversorgter Regionen gilt und als Netzbetreiber mit ihrer Expertise und der eigenen Glasfasernetzinfrastruktur in Brandenburg überzeugte. Das Gigabitprojekt wird mit 9 Millionen Euro durch das Land Brandenburg und den Bund gefördert. In den beiden Ausschreibungslosen können im ersten Schritt Hunderte Haushalte und 40 Schulen und Bildungseinrichtungen direkt per FFTH – Glasfaser bis ins Haus mit Gigabitgeschwindigkeit angeschlossen werden. „Dieser Schritt Richtung Digitalisierung ist genau der richtige auf unserem Weg zur Smart City“, freut sich der Oberbürgermeister von Cottbus/Chóśebuz, Holger Kelch. „Der heutige Tag läutet mit der Vertragsunterzeichnung und Zusammenarbeit mit der DNS:NET das Gigabitzeitalter ein. Als digitalem Innovationsmotor in Brandenburg liegt der Stadt Cottbus besonders am Herzen, dass wir in sehr kurzer Zeit über 40 Schulen und Bildungseinrichtungen mit einer Infrastruktur versorgen, mit der Lernen und Forschung bestmöglich unterstützt wird. Hier setzen wir mit einer Bandbreite von 1 Gigabit/ pro Sekunde definitiv Maßstäbe für Deutschlands Bildungssektor.“

Am besten läuft es sowieso immer dann, wenn gleich konsequent auf Bandbreite gesetzt wird. So auch im brandenburgischen Eichwalde. Vor knapp zwei Jahren starteten die Gespräche zwischen DNS:NET und Gemeinde um die Standortinfrastruktur zu optimieren. Bislang galt der Ort als versorgt aber die Bandbreite orientierte sich am Kupferkabel. Nach der ausführlichen Analysephase und Bauplanungen ist es nun gelungen: Eichwalde bekommt sein Glasfasernetz mit Bandbreiten von 1 Gigabit/s. Dementsprechend gab es beste Stimmung beim Spatenstich im August 2020. Bürgermeister Jörg Jenoch startete unter Anwesenheit der Einwohner und Unternehmen der Region zusammen mit der DNS:NET und den Tiefbauunternehmen mit dem symbolischen Spatenstich im Ausbaugebiet. Jenoch, Bürgermeister von Eichwalde: „Großartig, ich bin sehr zufrieden, dass wir hier von Anfang an auf eine verlässliche Internetinfrastruktur mit Glasfaser bis ins Haus setzen. Mit dieser Option können wir nicht nur die Attraktivität als Wohnort sichern, sondern auch geplante Neuansiedlungen von Firmen und Wissenschaft gezielt fördern und umsetzen. Dass wir mit DNS:NET ein regionales Unternehmen für den eigenwirtschaftlichen Ausbau gewinnen konnten, freut mich sehr.“

In der Region Potsdam-Mittelmark konnten sich gleich mehrere Gemeinden den Gigabitausbau sichern, indem sie in den Dialog mit den Anbietern getreten sind und sich am leistungsfähigsten Betreiber orientierten. Demnächst sollen in der Gemeinde Stahnsdorf über 1000 Kilometer Glasfaserkabel „Made in Brandenburg“ verlegt werden. Damit könnten rund 7.000 Haushalte zusätzlich schnellste Glasfaserverbindungen nutzen. Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) unterzeichnete im Januar 2021 im Rahmen eines digitalen Meetings zwischen der Gemeinde Stahnsdorf und Telekommunikationsunternehmen die Kooperationsvereinbarung zwischen Kommune und Anbieter: „Im Dezember 2020 beschloss die Gemeindevertretung mit deutlicher Mehrheit, dass die DNS:NET mit dem privatwirtschaftlichen, flächendeckenden Breitbandausbau in Stahnsdorf und den dazugehörigen Ortsteilen beauftragt werden soll. Für die Gemeinde wird damit eine neue Qualität bei der Internetversorgung sichergestellt. Wir freuen uns sehr, dass wir mit der DNS:NET auf einen erfahrenen Partner treffen. Die möglichen Geschwindigkeiten bis zu 2.500 Mbit/s im Download bieten eine hervorragende Perspektive und sichern Familien und Unternehmen moderne digitale Teilhabe“, so Bürgermeister Bernd Albers.

In Nuthetal wird ebenfalls eigenwirtschaftlich ausgebaut. So werden Tiefbauarbeiten über 60 Kilometer und die entsprechende Leerrohrverlegung über 80 Kilometer in Kooperation mit den örtlichen Firmen realisiert. In Folge erhalten die knapp 9.000 Einwohner die hohen Datenraten von bis zu 2.500 Mbit/s. Einer der ersten Anschlüsse kommt dem SG Saarmund 1954 e.V. zugute. Der 1. Vorsitzende des Vereines, Fred Gericke, freut sich: „Wir sind sehr stolz, dass wir nach dem gemeinsamen Spatenstich mit dem Nuthetal Glasfaseranschluss durchstarten können. Damit werden unsere Mitglieder aus dem Erwachsenen-, Kinder- und Jugendsport eine der schnellsten Datenverbindungen in ganz Brandenburg fürs Surfen, Datensharing und Informationsaustausch nutzen.“

Über 1.000 Kilometer Glasfaserkabel „Made in Brandenburg“ werden demnächst in der Gemeinde Michendorf in Potsdam-Mittelmark verlegt sein. Dann können die knapp 6.000 Haushalte die schnellen Glasfaserverbindungen vom größten alternativen Breitbandversorger in Brandenburg nutzen. Claudia Nowka, (Bündnis für Michendorf) Bürgermeisterin der Gemeinde Michendorf, sieht die Gemeinde mit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages für die Herausforderungen der Daseinsvorsorge bestens aufgestellt und stellt fest: „Die Michendorferinnen und Michendorfer haben bei der Erstellung des Leitbildes im Jahr 2018 als maßgeblichen und zukunftsweisenden Wert erfasst, dass es in vielen Ortsteilen der Gemeinde nur ein langsames oder fehlendes Internet gibt und dies ein Entwicklungshemmnis für die Gemeinde Michendorf ist. Als Bürgermeisterin liegen mir die Bedürfnisse unserer Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Investitionssicherheit für unsere Gemeinde und die damit einhergehende Daseinsvorsorge am Herzen. Daher setze ich mich für einen zukunftsfähigen und schnellen Zugang zum Internet ein. Vorausblickend stufe ich den Breitbandnetzbau mit Glasfaser als innovativ ein und sehe den Ausbau unserer Datenautobahnen als Grundstein für viele Entwicklungen an. Der Ausbau soll der Standortsicherung des Wirtschaftszweiges dienen und gleichzeitig Innovationsmotor sein. Ich sehe darin aber auch einen Schlüssel für Chancengleichheit.“

Fazit: Nur ein enger vertrauensvoller Schulterschluss in der Zusammenarbeit aller Akteure bringt Dynamik in den Glasfaserausbau und sichert eigenwirtschaftlichen Ausbau.  Das A+O ist jedoch die Eigeninitiative der Kommunen, die alle Ressourcen aktivieren, um ihre Bürger mit schnellsten Bandbreiten zu versorgen, und rechtzeitig auf Kooperationsverträge hinarbeiten.

Autor: Hans Güldenpenning, freier Journalist