Steter Kampf gegen den Müll

Müll im Stadtraum macht vielen Kommunen zu schaffen. Sie versuchen mit Flyern und Informationen im Amstblatt die Bürger für das Problem zu sensibilisieren. Daneben sind sie regelmäßig gefordert, den Abfall zu beseitigen. Unser Beitrag schildert die Situation in Telgte, Waiblingen und München.

„Bei uns gibt es nicht so viel Müll. Die Personalkosten für den Bauhof sind überschaubar“, freut sich Stefan Bruns. Er ist im Rathaus von Telgte (Nordrhein-Westfalen) der Ansprechpartner für Abfallbeseitigung, den Recyclinghof und Sperrgutabfuhr. Der Personaleinsatz in der kommunalen Straßenreinigung belief sich in den Jahren 2013 und 2015 auf rund 8000 Euro. „2015 waren es sogar nur 3500 Euro“, ergänzt er.

Dass so wenig Müll im öffentlichen Raum anfällt, führt der Rathausmitarbeiter auch auf die Strukturen in der Stadt (19.550 Einwohner) zurück. „Hier gibt es viele Einfamilienhäuser und daher haben wir wenige Probleme mit dem Müll.“ Dennoch will die Stadt zukünftig härter gegen das Ablagern von wildem Müll vorgehen. „Generell ist hier zwar die Aufklärungsquote gering und mit Öffentlichkeitsarbeit erreicht man die Zielgruppe unserer Meinung nach nicht, aber wir versuchen es“, betont Stefan Bruns.

Anders stellt sich die Situation in Waiblingen (Baden-Württemberg) dar. Die Große Kreisstadt mit über 50.000 Einwohnern versucht das Problem mit verschiedenen Maßnahmen einzudämmen. „Das Müllaufkommen ist in den letzten zwei Jahren sehr stark gestiegen“, gibt Klaus Läpple zu, der im Rathaus für Umweltfragen zuständig ist. Speziell die Ablagerungen von wildem Müll an den Glas- und Papiercontainern und das Entsorgen von Hausmüll an öffentlichen Papierkörben registrieren er und sein Team besorgt. „Positiv hat sich allerdings die Einführung des Dosenpfands ausgewirkt“, so Läpple über einen Hoffnungsschimmer.

Darüber hinaus sollen markante Müll-Brennpunkte häufiger gereinigt werden. „Wilde Ablagerungen werden so schnell wie möglich beseitigt, damit die Mitbürger an dieser Stelle nicht noch weiteren Müll aufhäufen“, erklärt der Umweltexperte. In diesem Zusammenhang wurde bereits vor rund sieben Jahren ein sogenanntes „Kehrtelefon“ eingeführt. Das Telefon ist ständig besetzt, so können Bürger auftretenden Problemmüll oder Verunreinigungen im Straßenbild schnell melden. „Eine mobile Sondereinsatzmannschaft schafft dann unmittelbar Abhilfe“, bekräftigt Klaus Läpple.

Initiativkreis „Saubere Stadt“ in Waiblingen

Den Aufwand des Betriebshofs für die Müllbeseitigung beziffert Läpple auf rund 1200 bis 1500 Mannstunden pro Jahr plus Fahrzeug. „Sondereinsätze nach öffentlichen Veranstaltungen oder Stadtfesten sind hier nicht eingerechnet“, stellt der Rathausmitarbeiter klar. Um die Bürger für das Thema weiter zu sensibilisieren, legt die Stadt Waiblingen den Fokus ebenfalls auf eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. „Die Stadtverwaltung informiert regelmäßig im Amtsblatt, an Infoständen und in den lokalen Medien über Putzaktionen, Plakataktionen oder Hundetütenspender“, erläutert Läpple.

Werbewirksame „Give Aways“ mit dem Logo „Saubere Stadt“ machen die Bürger auf das heikle Müllthema aufmerksam. Neben Aufklebern auf Abfallkörben, Infoflyern für Neubürger, Informationen über das Kehrtelefon und Ordnungswidrigkeiten sollen mit der „Rote-Karte-Aktion“ Kleinstabfälle stärker in den öffentlichen Blickpunkt rücken. „Die Aktion wird erneuert, wenn es zu Änderungen der städtischen Polizeiverordnung kommt“, sagt Klaus Läpple. Für die Öffentlichkeitsarbeit steht dem Initiativkreis „Saubere Stadt“ ein Budget zur Verfügung.

Auf eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit setzt auch die bayerische Landeshauptstadt München (1,54 Millionen Einwohner). Über Maßnahmen für eine saubere Isar wird sowohl im städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) als auch im Baureferat der Stadt München diskutiert. „Abfallvermeidung ist für den Abfallwirtschaftsbetrieb München einer der wichtigsten Grundsätze“, untermauert Pressesprecherin Evi Thiermann.

Weihnachtsbasteln im Rathaus

Der AWM betreibt das Gebrauchtwarenhaus „Halle 2“, in dem brauchbare Gegenstände zu günstigen Preisen weiterverkauft werden. „Die Gegenstände werden von Münchner Bürgern entweder an einem der von uns betriebenen zwölf Wertstoffhöfe oder direkt an der Halle abgegeben“, erläutert Evi Thiermann. Durch den Verkauf von nicht mehr benötigten Gegenständen aus Privathaushalten vermeidet die Stadt München pro Jahr mehr als 1000 Tonnen Abfall. Auf der Website des kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebs gibt es für Bürger einen umfangreichen Informationsservice zur Abfallvermeidung wie Flohmarktportal, Reparaturservice, Leihlexikon, Secondhand-Führer oder Verschenkportal. „Zur Weihnachtszeit veranstalten wir im Rathaus außerdem ein Weihnachtsbasteln aus Schachteln, CD-Hüllen oder Kalenderblättern, um Verpackungsmüll an Weihnachten zu vermeiden“, so Thiermann weiter.

Gegen die zunehmende Vermüllung an der Isar und in der Innenstadt geht auch das Baureferat vor. Der Stadtrat habe Ende November 2016 beschlossen, die Sauberkeitskampagne aus dem Jahr 2007 zu wiederholen“, teilt Pressesprecherin Dagmar Rümenapf mit. Der Flaucher – ein Abschnitt der Isar in München-Sendling – soll für die Bürger wieder zu einem Landschaftsschutzgebiet mit hoher Aufenthaltsqualität werden. In den vergangenen Jahren mutierte der Flaucher jedoch zu einer regelrechten Müllhalde und vor allem in der warmen Jahreszeit zu einer wilden Grillparty-Meile. Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, hofft das Baureferat, dass Slogans wie „Isarflimmern statt Ballermann“ verstanden werden und beherzigt werden.

Andreas Scholz

Der Autor
Andreas Scholz, Schwäbisch Hall, ist freier Journalist