Der Trend zur Verstädterung national wie international ist weiterhin ungebrochen, so heißt es im gerade vorgestellten Bericht der Bundesregierung zur Lage deutscher Kommunen.
Eine Vielzahl der 80 deutschen Großstädte wächst seit rund 15 Jahren deutlich. Sie haben zwischen 2014 und 2018 rund 876.000 Menschen hinzugewonnen, was 48 % der bundesweiten Bevölkerungszunahme insgesamt entspricht. Verbunden ist das Wachstum in den Großstädten mit einer zunehmenden Funktionsdichte und Bautätigkeit. Insbesondere die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum konnte kurzfristig nicht voll durch den Wohnungsbau kompensiert werden und führte zu angespannten Wohnungsmärkten in den Ballungsräumen.
In den Großstädten liegt das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Mittel bei 42 Jahren und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 44 Jahren.
Hohes Durchschnittsalter: Der demografische Wandel trifft die Peripherie
Auch die Einwohnerzahl in Mittel–und Kleinstädten steigt insgesamt seit 2014. Innerhalb der Großstadtregionen gewannen die Mittelstädte insgesamt rund 385.000, die Kleinstädte rund 272.000 Einwohner hinzu. Außerhalb der Großstadtregionen stieg die Einwohnerzahl der Mittelstädte um 132.000 und der Kleinstädte um 116.000 Personen.
In Mittel–und Kleinstädte in zentraler Lage liegt das Durchschnittsalter der Bevölkerung bei etwa 44,5 Jahren und in peripheren Lagen mit 44,7 bzw. 45,3 Jahren deutlicher über dem Bundeswert von 44. Der Wert gilt als Treiber des demografischen Wandels.
Die in wirtschaftlicher Hinsicht herausgehobene Position der meisten Großstädte in Deutschland ist nicht gleichbedeutend mit einer konstanten und überproportional hohen Dynamik der Beschäftigtenentwicklung. Manche Kennzahlen zu Arbeit und Beschäftigung haben sich in Mittel– und Kleinstädten günstiger entwickelt. Die Zahlen stiegen aufgrund der guten Konjunktur während der letzten Jahre in den meisten Kommunen. In vielen Fällen konnte das Umland den Anteil am Beschäftigtenzuwachs der gesamten Großstadtregion zwischen 2011 und 2017 erhöhen(d. h. sinkender Anteil der Großstädte).
Mögliche Ursachen für den Zuwachs im Umland liegen u. a. darin, dass Betriebe von hohen Miet-und Bodenpreisen innerhalb der Großstädte betroffen sind. Für Klein-und Mittelstädte zahlt sich die günstige Lage innerhalb der Stadtregionen aus, sofern sie genügend Potenziale für Gewerbeflächen bereitstellen können.
Konkurrenz um Flächen in der Stadt führt zu hoher Siedlungsdichte
Die Standortvorteile großer Städte für die Wirtschaft und die demografische Dynamik haben auch Effekte auf die Umweltbedingungen und die Lebensqualität in den Städten. Der Wachstumsdruck und die Notwendigkeit, insbesondere den Wohnungsmarkt durch Neubau zu entlasten, verursacht Flächennutzungskonkurrenzen zwischen Bebauung und versiegelten Verkehrsflächen einerseits und Grün–und Freiflächen sowie naturnahen Flächen andererseits.
Ihren Flächenbedarf für neue Wohnungen und Gewerbegebiete haben größere Städte größtenteils durch Innenentwicklung realisiert, ein erklärtes Ziel der Bundesregierung. Dies zeigt sich u. a. in der Siedlungsdichte, die in Großstädten im Mittel zwischen 2014 und 2018 um 107 Einwohner je km² Siedlungs–und Verkehrsfläche gestiegen ist, während sie im Bundesdurchschnitt mit 3,6 Einwohnern nahezu konstant geblieben ist.
Stadtverkehr als Belastung
Der zunehmende Stadtverkehr führt zu steigenden Belastungen für Mensch und Umwelt. Der Verkehrsbereich ist der drittgrößte CO2–Emittent. Die in Städten vergleichsweise hohen Umweltbelastungen resultieren in erster Linie aus der absolut höheren Anzahl ihrer Bewohner und Besucher.
Pro Kopf erzeugen Großstädter im Verkehr weniger CO2 gegenüber den Bewohnern in anderen Regionen, da sich in den Großstädten öffentlicher Personenverkehr besser organisieren lässt und Bewohner häufiger nicht–motorisierte Verkehrsmittel nutzen. Alternativen zum eigenen Pkw wie Car–Sharing–Angebote sind bislang nur in Großstädten über 500.000 Einwohner stärker verbreitet.
Trotz dieser Belastungen sind Städter mit dem Zustand ihrer Wohngegend überwiegend zufrieden. Hierzu haben auch der Erhalt der Frei–und Grünflächen und die umweltpolitischen Maßnahmen von Bund, Ländern und Kommunen beigetragen, wie aktuelle Studien des BBSR belegen, siehe:
Welche Zielsetzung der Bund für die Stadtentwicklung macht und welche Herausforderungen die kommenden Jahre bringen werden, finden Sie unter:
Zum Hintergrund:
Die Bundesregierung muss nach einem Beschluss von 2005 alle vier Jahre dem Bundestag einen Bericht über die Lage der Städte vorlegen. Darin kommt vor :
- die aktuelle Situation deutscher Städte und Gemeinden
- die Aktivitäten der Bundesregierung in der Stadtentwicklung
- die aktuellen Herausforderungen der Stadtentwicklung
- zukünftige Unterstützungsmöglichkeiten