Spielplätze attraktiver und klimasicher machen

Einer für alle: Ein Spielplatz sollte nicht nur Bürgern aller Generationen, sondern auch denjenigen mit Einschränkungen zugänglich sein. Auch bestehende Spielplätze sollten angepasst werden. Foto: Jürgen Brodbeck

Wie können Spielplätze attraktiver gestaltet werden? Wie kann es gelingen, Kinder mit Einschränkungen zu integrieren? Und mit welchem Material schaffen es Spielplätze durch immer heißere Sommer? Landschaftsarchitekt Jürgen Brodbeck gibt im Interview Tipps.

Kinder sitzen im Sandkasten und buddeln. Mütter sitzen auf der Bank neben dem Spielplatz und schauen aufs Handy. Senioren sind nur als beobachtende Großeltern vertreten. Geht das auch anders?

Jürgen Brodbeck: Interaktionsmöglichkeiten kann man gerade im Kleinkindbereich gut schaffen. Das kann beispielsweise eine Spieltheke sein, an der die Kinder ihren Eltern und Großeltern den frisch gebackenen Sandkuchen verkaufen. Wenn ein Wasserspielplatz vorhanden ist, gibt es vielleicht auch einen Kaffee dazu. Ich plane auch gern Sitzmöglichkeiten direkt am Sandspielbereich ein – ein balancierbarer Rand aus Holz und Stein, der vielseitig zu benutzen ist. Pedale zu Füßen der Sitzbank oder Fitnessgeräte für den Außenraum ergänzen das Angebot und bringen auch Ältere in Bewegung. Diese Geräte sind dann für Jung und Alt eine Herausforderung.

Wie können Kinder mit Einschränkungen in den Spielbetrieb integriert werden?

Brodbeck: Die aktuelle DIN 18034 „Spielplätze und Freiräume zum Spielen – Anforderungen für Planung, Bau und Betrieb“ gibt eine inklusive und barrierefreie Gestaltung von Spielplätzen vor. Auch bestehende Spielplätze müssen meiner Ansicht nach bei Erneuerungsmaßnahmen entsprechend angepasst werden. Konkret bedeutet das, dass barrierefreie Zugänge geschaffen werden müssen, dass es nach dem Zwei-Wege-Prinzip verschiedene Zugänge mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf die Spielgeräte geben muss und dass der Spielplatz gemäß dem Zwei-Sinne-Prinzip mit verschiedenen Sinnen erfasst werden kann. Das kann zum Beispiel durch eine kontrastreiche Gestaltung für Seh-Eingeschränkte, die Verwendung unterschiedlicher Materialien für das taktile Erfassen der Umgebung oder durch Informationsvermittlung über Piktogramme, leichte Sprache oder Blindenschrift geschehen. Am besten bezieht man bei der Beteiligung der Bürger Menschen mit Einschränkungen ein. So kann gemeinsam erarbeiten werden, was diejenigen benötigen, um mit anderen Kindern gemeinsam spielen zu können.

Wie können bestehende Spielplätze attraktiv umgestaltet werden?

Brodbeck: Das hängt immer vom konkreten Ort des Spielplatzes, seiner Umgebung, seinen Nutzenden und seiner Größe ab. Das kann die Nutzung der Natur und des Reliefs sein, was einen Spielort ausmacht – weniger Spielgeräte sind oft mehr! Das kann ein Schwerpunkt auf sportliche Angebote sein oder dass darauf geachtet wird, dass alle Altersgruppen und Generationen sich auf dem Platz gemeinsam wohlfühlen. Am besten bekommt man das heraus, indem man die potenziellen Nutzer beteiligt und die Planung gemeinsam mit ihnen entwickelt. Das kann auch die handwerkliche Einbeziehung bei der Neugestaltung beinhalten, durch die sich die Nutzenden mit ihrem Platz viel stärker identifizieren und verbinden. Tatsächlich sind Kinder und Jugendliche die Experten, die genau wissen, was sie brauchen, um sich wohl zu fühlen.

Das Klima ändert sich, die Sommer werden heißer. Was bedeutet das für die Planung von Spielplätzen? Müssen bestehende Spielplätze angepasst werden?

Brodbeck: Mittlerweile ist es Standard, dass Stahlrutschen nach Norden ausgerichtet werden, damit sie sich nicht aufheizen. Es muss auf jeden Fall auch Bereiche mit Baumschatten geben und Flächen aus synthetischem Fallschutz sollten sparsam verwendet werden. Auf Kunststoffflächen verdunstet nichts, sie heizen sich auf und eine Versickerung bei Regen ist meist nicht möglich. Man kann Regenversickerungsflächen für das Kinderspiel nutzen und auch ein Wasserspielangebot kann für Kühlung an heißen Sommertagen sorgen. Wichtig ist auch das Thema Nachhaltigkeit. Es geht darum, Materialien zu recyceln, Naturelemente wie Bäume und Versteckgebüsche zu nutzen, Spielorte im Stadtteil durch attraktive Fußwege zu vernetzen und zu verbinden und den öffentlichen Verkehrsraum als sozialen Raum auch für das Spielen wiederzuentdecken.

Welche Materialien eignen sich für den modernen Spielplatzbau, die gleichzeitig nachhaltig, wartungsarm und bestenfalls noch kostengünstig sind?

Brodbeck: Es kann nachhaltig sein, ein Spielangebot auch mal durch etwas Aktuelleres zu ersetzen und nachkommenden Generationen die Möglichkeit zu geben, etwas neu zu gestalten. Deshalb ist ein Materialmix sinnvoll: sehr langlebige Materialien für zeitlose Spielgeräte wie Schaukeln. Das könnten zum Beispiel Stahl oder hochwertige Kunststoffe sein. Das wird kombiniert mit Hartholz für Geräte mit einer geringeren Lebensdauer. Manches lässt sich auch problemlos wiederverwenden. Beispielsweise haben wir in mehreren Projekten Tunnelrutschen aus Edelstahl von Altgeräten in Neugeräte integriert. Natürlich muss man auf die Verwendung hochwertiger und verschleißarmer Materialien achten, denn Billigmaterial können wir uns auf Dauer nicht leisten.

Interview: Denise Fiedler

Zur Person: Jürgen Brodbeck ist Diplom-Ingenieur für Landschaftsplanung und Städtebau, Moderator für Beteiligungsprozesse und Sachverständiger für Spielplatzsicherheit.