Der Wasser-, Boden- und Landschaftspflegeverband Hessen wacht über den Gewässerschutz auf rund 400 Quadratkilometern Fläche im Hessischen Ried. Er berät viele landwirtschaftliche Betriebe zum Düngemitteleinsatz. Wichtige Unterstützung bei der Datenverwaltung leistet ein Geografisches Informationssystem (GIS).
Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert bezüglich des Gewässerschutzes einen mengenmäßigen und chemischen „guten Zustand“ aller Oberflächen- und Grundwässer. Das Land Hessen setzt zur Verringerung des diffusen Stickstoffeintrages aus der Landwirtschaft auf ein freiwilliges, grundwasserschutzorientiertes Beratungsangebot für die Landwirte.
Der Wasser-, Boden- und Landschaftspflegeverband Hessen (WBL Hessen) hat zum 1. Januar 2016 die Trägerschaft der WRRL-Beratung für über 400 Quadratkilometer landwirtschaftliche Fläche im Hessischen Ried übernommen. Zur raumzeitlichen Verwaltung der umfangreichen Betriebs- und Flächendaten und zur nachhaltigen Umsetzung der vielschichtigen Beratungsarbeit wird die spezifische Flächenmanagement-GIS-Fachschale „LandManager“ eingesetzt.
Beratung in fünf Projektgebieten
Der WBL ist die Landesorganisation der in der Landwirtschaft tätigen Wasser- und Bodenverbände Hessens mit 39 Verbänden und 12.000 Mitgliedern. Die Mitgliedsfläche umfasst über 127.000 Hektar, von denen rund 25.000 Hektar zur Beregnung erschlossen sind. Eine besonders enge Zusammenarbeit pflegt der WBL Hessen mit dem Maschinenring Hessen.
Für die Umsetzung der WRRL-Beratung im Hessischen Ried wurde das Projektgebiet in die fünf Maßnahmenräume (MR) Riedsande, Südliches Ried, Nördliches Ried, Bergstraße und Mainterrassen unterteilt, in denen die Beratung schrittweise aufgenommen wird. Der Beratungsbeginn erfolgte nach Prioritätsstufen, die aufgrund des Belastungspotenzials und der Anbaustruktur des Gebietes festgelegt wurden. Seit 2012 wurde die Beratung in den MR Riedsande und Südliches Ried umgesetzt und 2014 auf die MR Nördliches Ried und Bergstraße ausgeweitet.
Aktuell werden rund 700 landwirtschaftliche Betriebe über Rundschreiben zur gewässerschutzorientierten Bewirtschaftung beraten und zu Informationsveranstaltungen und Feldtagen mit Gewässerschutzthemen eingeladen. Zudem werden auf über 400 Dauerbeobachtungsflächen im Frühjahr und Herbst Bodenproben genommen und der mineralisierte Stickstoff (Nmin) analysiert. Im Frühjahr dienen die Ergebnisse der Erstellung von schlagbezogenen Düngeempfehlungen. Anhand der Herbst-Ergebnisse können Rückschlüsse auf die Stickstoffmenge gezogen werden, die potenziell über den Winter aus dem Boden in das Grundwasser ausgewaschen werden kann.
Anwender benötigen keine spezifischen Systemkenntnisse
Unter Einbeziehung der Nmin-Ergebnisse und der Bewirtschaftungsdaten werden zudem schlagbezogene Stickstoffbilanzen erstellt und individuelle Optimierungsmöglichkeiten für das Dünge- und Bewirtschaftungsmanagement abgeleitet.
Für intensiv beratene Betriebe erfolgt zusätzlich eine Berechnung von Hoftorbilanzen, mit denen die jährlich betriebsüblich gedüngte Stickstoffmengen und deren Veränderung durch die Beratung ermittelt werden. Die Bodenprobenergebnisse und Salden der Hoftorbilanzen werden anonymisiert und in vorgegebenem Format des Landes Hessen an das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gemeldet und fließen dort in die hessenweite Bewertung der WRRL-Umsetzung ein.
Alle vom WBL Hessen aufgenommenen Daten haben nicht nur einen direkten Raumbezug, sondern durch die sich ständig wechselnden Gegebenheiten auch eine exakte zeitliche Komponente. Das nachhaltige Management all dieser Daten erfordert den Einsatz eines Geografischen Informationssystems, das dem Anwender auch ohne spezifische GIS-Kenntnisse das tägliche Arbeiten ermöglicht. Das eingesetzte Programm ist für diesen Bedarf in enger Zusammenarbeit mit Wasserversorgern, LW-Beratern und Naturschutzeinrichtungen als Flächenmanagement-Fachschale für „ArcGIS“ (ESRI) entwickelt worden und kann mit dem Modul „WSG“ für das Kooperationsmanagement in Wasserschutz- und WRRL-Gebieten eingesetzt werden.
Für die Durchführung von Bodenprobennahmen, Nutzungs- und Bewirtschafterfortschreibungen, Ausgleichszahlungen, Kontrollen, Hoftor-, Feld/Stall- und Schlagbilanzen sowie Düngeempfehlungen werden spezifische Formulare und Funktionen bereitgestellt. Vielfältige Auswertungstools erlauben aktuelle und historische Auswertungen in Karten, Berichts- und Diagrammform. Gerade das Management von historischen Daten und die Darstellung von raumzeitlichen Entwicklungen aller Geo- und Sachdaten erlauben ein detailliertes Gebietsmonitoring und somit eine räumlich differenzierte Beratung im Sinne des Gewässerschutzes.
Für den Aufbau des Gebietes in der GIS-Anwendung wurden im Falle des Hessischen Rieds digitale Flurkarten und digitale „InVeKos“-Schlagdaten eingelesen. Die jährlichen Berichte zu Hoftorbilanzen und Bodenprobennahmen können durch spezifische Anpassungen direkt vom Programm aus an das HLNUG geliefert werden.
Derzeit wird eine Web-GIS-Anwendung als Aufsatz für den „LandManager“ entwickelt, die eine Auskunfts- und Kommunikationsplattform zwischen Landwirten und Beratern direkt über Internetbrowser bieten wird, wodurch die komplexen Aufgaben bei Landwirtschaftskooperationen noch deutlich effizienter umgesetzt werden können.
Jürgen Brendel / Rebekka Schaupmeier
Die Autoren
Jürgen Brendel ist Gesellschafter beim IT-Unternehmen Zebris – Geoinformationssysteme und Consulting in München,
Rebekka Schaupmeier ist Mitarbeiterin des Wasser-, Boden- und Landschaftspflegeverbands Hessen in Griesheim