Der Weg zur widerstandsfähigen Schwammstadt

Hitzewellen, Starkregenereignisse, extreme Trockenheit: Eine Schwammstadt kann solchen Extremwetterereignissen viel besser standhalten. Daher ist der Umbau der heutigen Städte zu Schwammstädten mit Blick auf den Klimawandel umso wichtiger. Das Umweltbundesamt empfiehlt Politikmaßnahmen, die beim Umbau helfen können.

Schwammstadt
Leben im Einklang mit der Natur, das war die Vision von Friedensreich Hundertwasser. In seinen architektonischen Entwürfe finden sich manche Ansätze für eine Schwammstadt. Foto: Adobe Stock/SkandaRamana

Viele Kommunen arbeiten bereits an Schwammstadtkonzepten. Umso wichtiger ist es, dass Hemmnisse, die sie an der Umsetzung hindern, abgebaut werden, damit sich die Städte besser auf die sich verändernden Klimabedingungen vorbereiten können. Hierfür hat der Bund unter Federführung des Bundesumweltministeriums (BMUV) zum 1. Juli 2024 das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht. Weitere Stellschrauben liegen unter anderem im Wasserhaushaltsgesetz, dem Baugesetzbuch und Förderprogrammen, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung des Umweltbundesamtes.

Schwammstadt hält Regenwasser im Wasserkreislauf

Die Jahresmitteltemperatur sowie die Häufigkeit und die Intensität von Extremereignissen nehmen mit dem fortschreitenden Klimawandel⁠ in Deutschland stetig zu. Damit steigt auch der Handlungsbedarf, um die Folgen dieser Ereignisse abzumildern. Im Konzept der Schwammstadt werden urbane Räume so gestaltet, dass sie Niederschlagswasser auffangen und im Wasserkreislauf halten. Und dieses gegebenenfalls nutzbar machen können. Auf diese Weise können Freiräume und Stadtgrün im Fall von Starkniederschlägen Wasser zurückhalten und es kann versickern. So kann Überschwemmungen, aber auch Hitze und Trockenheit entgegenwirkt werden.

Viele Akteure aus Verwaltungspraxis, Wissenschaft und Politik plädieren für die Umsetzung des Schwammstadtkonzeptes. Der Präsident des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) Dirk Messner sagt: „Die Gestaltung von Städten mit mehr Grün und mehr Wasser erhöht nicht nur ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber⁠ Starkregen, Hitze und Trockenheit. Sie fördert auch Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Anwohner und steigert somit die Lebensqualität aller Bevölkerungsgruppen.“

Fachämter und Kommunalbetriebe frühzeitig einbinden

Immer mehr Kommunen sind bereits auf dem Weg zur Schwammstadt: Sie legen Ziele fest, beschließen Strategien, setzen Maßnahmen um oder fördern die Umsetzung durch private Akteure. Dennoch stehen einer flächendeckenden Anwendung des Schwammstadtkonzeptes rechtliche, organisatorische und finanzielle Hemmnisse im Wege. Die frühzeitigere Einbindung von Fachämtern und Kommunalbetrieben in Planungsverfahren, themenbezogene Arbeitsgruppen oder Gremien können manche dieser Hemmnisse abbauen, heißt es in der Pressemitteilung. Die Bundesebene kann dies durch bessere Rahmenbedingungen für kommunales Handeln unterstützen.

Eine wichtige Grundlage bildet das Klimaanpassungsgesetz, indem es einen neuen strategischen Rahmen schafft. Dieser soll die Klimaanpassung durch Bund, Länder und Gemeinden systematisch und möglichst flächendeckend voranbringen. Das Gesetz verpflichtet die Länder unter anderem dazu, Sorge zu tragen, dass auf Landkreis- und Kommunalebene lokale Klimaanpassungskonzepte auf der Grundlage von Risikoanalysen aufgestellt werden, die auch konkrete Maßnahmenpläne enthalten.

Ergänzend schlägt das UBA in der aktuell veröffentlichten Fachbroschüre „Ziele und Politikinstrumente für klimaresiliente Schwammstädte“ ein Set von Politikinstrumenten vor. Hierzu gehört insbesondere die stärkere Nutzung von Niederschlagswasser als lokale Ressource. Dieser Ansatz soll durch entsprechende Regelungen im Wasserhaushaltsgesetz verankert werden. Außerdem sollen der Fachbegriff „grün-blaue Infrastruktur“ und Schwammstadtmaßnahmen zur Minderung von Klimarisiken und zur Verbesserung des lokalen Wasserhaushalts im Baugesetzbuch integriert werden.

Unterstützung von privaten Unternehmen und Personen

Der Umbau zu Schwammstädten kann aber nur unter Mitwirkung privater Unternehmen und Personen gelingen. Daher sind Anreize dafür erforderlich, etwa durch die Integration von Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen von Außenanlagen und die Begrünung von Gebäuden in Programmen zum klimaresilienten Bauen.

Im Zusammenspiel mit weiteren Instrumenten können langfristige Veränderungen im kommunalen Handeln erreicht werden. Zum Beispiel unterstützen verbesserte Datengrundlagen und Kennwerte für die quantitative und qualitative Ausstattung mit grün-blauer Infrastruktur auf kommunaler Ebene die Entwicklung von Leitstrategien zur Umsetzung der Schwammstadt. Die in Überarbeitung befindliche EU-Kommunalabwasserrichtlinie sieht ebenfalls vor, dass die Kommunen in den zukünftig erforderlichen Abwassermanagementplänen grün-blauen Infrastrukturmaßnahmen einen Vorrang einräumen. Finanzielle Förderung zur Umsetzung und Evaluierung von Schwammstadtprojekten ermöglichen es, lokale Erfahrungen und Lösungsansätze zu gewinnen und auszuwerten.

Gleichzeitig gibt es nach wie vor offene Forschungsfragen zur Umsetzung von Schwammstädten. Unter anderem, wie gute Beispiele und kleinräumige Ansätze Nachahmer und damit Verbreitung finden? Wie können Schwammstadtansätze Städte und ihr Umland im Sinne einer klimaangepassten Entwicklung besser verbinden? Untersucht werden diese und weitere Fragen zum Beispiel im laufenden UBA-Projekt „Neues Europäisches Bauhaus weiterdenken“.

red