Ein sanierungsbedürftiges Freibad zu einem ganzjährigen Treffpunkt für die Anwohner umgestalten: Das ist im Göttinger Stadtteil Weende gelungen. Mit viel Engagement vom Förderverein, von der Stadt und den Bürgern ist mit dem Parkbad Weende aus der Anlage ein innovatives Modellprojekt geworden.

Manchmal entstehen aus Herausforderungen die besten Ideen: Ein gutes Beispiel dafür ist das Parkbad Weende im niedersächsischen Göttingen (120.000 Einwohner): Was als klassisches Freibad am Rand eines Stadtteils begann, ist heute ein innovativer Treffpunkt mit Modellcharakter. Durch eine einzigartige Kombination aus Naturfreibad, Parkfläche und bürgerschaftlichem Engagement ist das Gelände umgestaltet und belebt worden. Das Ergebnis: ein Ort, der den Menschen des Stadtteils und darüber hinaus neue Lebensqualität bietet.
Gebaut wurde das Freibad in den 1950er Jahren. In den 1960er Jahren ging es nach der Eingemeindung von Weende in den Besitz der Stadt Göttingen über. Als 2010 die alten Rohrleitungen versagten und die Durchströmung für einen weiteren Betrieb nicht reichte, musste die Stadt Göttingen unter finanziellen Zwängen entscheiden: Schließung oder Umgestaltung? Die Lösung: ein innovatives Konzept, das verschiedene Nutzungen vereinte.
Frische Ideen für das neue Parkbad Weende
Statt traditionell zu sanieren, wurde ein Naturfreibad mit biologischer Wasseraufbereitung entwickelt, ergänzt durch einen integrierten Park. Ein entscheidender Faktor: Das Gelände blieb ganzjährig für die Öffentlichkeit zugänglich.
Heute vernetzen Wege durch das Parkbad den Stadtteil, sodass Anwohner und Anwohnerinnen nicht nur während der Freibadsaison, sondern auch im Winter das Gelände erleben können. Das Naturfreibad selbst hebt sich durch seinen natürlichen Charakter ab: Sandflächen, Felsen und ein Sprungturm machen es einzigartig und einladend.
Zum Weiterlesen
Vom Schwimmbad zum Parkbad Weende : Die Geschichte des Weender Bades in Texten und Bildern, 1954 – 2024. 70 Seiten. Förderverein Freibad Weende e.V., 2024.
Ein Herzstück des Projekts war die Gründung des Fördervereins Freibad Weende e.V. Er formierte sich 2011 als Reaktion auf die drohende Schließung. Mit großem Engagement bringt sich der Verein sowohl finanziell als auch organisatorisch ein. Er sanierte unter anderem den ikonischen Zehn-Meter-Sprungturm und realisierte ein Planschbecken, das auch außerhalb der Badesaison als Spielbereich genutzt werden kann.
Förderverein Freibad Weende als Herz und Motor
Bis heute ist der Förderverein eine treibende Kraft: Er organisiert den Frühjahrsputz, übernimmt Veranstaltungen und trägt aktiv zur Belebung des Bades bei. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Förderverein und Stadtverwaltung ist das Parkbad ein Vorzeigeprojekt für bürgerschaftliches Engagement und nachhaltige Stadtentwicklung.
Mit der Umgestaltung ist es gelungen, das Parkbad Weende nicht nur als Schwimmstätte, sondern auch als sozialen Treffpunkt zu etablieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei das außergewöhnliche Angebot rund um das Naturfreibad: Ein von einem Künstler entworfenes Spielschiff bietet Raum für kreative Kinderspiele und fördert Interaktionen zwischen den jüngsten Besucherinnen und Besuchern. Der umliegende Park lädt auch außerhalb der Freibadzeiten zum Verweilen ein.
Das Parkbad Weende macht deutlich, wie durch innovative Ideen, Bürgerengagement und städtebauliches Geschick ein moderner, multifunktionaler Ort entstehen kann. Es ist ein Modellprojekt, das anderen Kommunen Mut machen kann, kreative Lösungen für ähnliche Herausforderungen zu finden.
Gregor Motzer
Der Autor
Gregor Motzer ist Leiter der Abteilung Kommunikation und Marketing bei der Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG.
Parkbad Weende: Technik und Ausstattung
Grundstücksgröße | 20.000 m² |
Zugang | Haupteingang Am Weendespring und Nebeneingang im Nordbereich mit öffentlichen Parkplätzen an beiden Eingängen |
Nutzung | Ganzjährig: In der Saison als Freibad, außerhalb der Saison als Park und Spielplatz. Automatische Torschließung bei Einbruch der Dunkelheit. |
Wasserfläche | gesamt: 1.300 m² Kombibecken für Nichtschwimmer/Schwimmer (4 x 50m-Bahnen, Wassertiefe max. 1,35 m): 850 m² separiertes Springerbecken (16 m x 16 m): 256 m². Alle Becken mit grüner Folie ausgekleidet und eingezäunt, so dass außerhalb der Badezeiten der Beckenbereich gesichert ist. Plansch- und Matschbereich für Kinder mit Kunststeinauskleidung: 240 m² |
Wasserzufuhr | Quellwasser des Weendebachs |
Desinfektion | Biologische Wasseraufbereitung durch natürliches Filtrationsbecken mit Kies und Schilfpflanzen |
Beheizung | Gas-Blockheizkraftwerk (nur Duschen im Umkleidebereich), Wasserbecken unbeheizt |
Funktions- gebäude | 4 Wechselumkleidekabinen 4 Warmwasserduschen, geschlechtsneutral, 1 barrierefreier Dusch-/ Umkleideraum mit WC, 1 Wickeltisch, 98 Garderobenfächer unterschiedlicher Größe |
Gastronomie | Freibad-Kiosk integriert im Strandhaus 37 |
Weitere Ausstattung | 10 m-Sprungturm, grundsaniert Kletterwand und 2 Startblöcke am Springerbecken, 80 m-Wasserrutsche mit speziellem Landebecken, Beach-Soccer-Feld, Beach-Volleyball-Feld, Fitness-Parcours, Bodentrampolin, Kinder-Spielplatz, Kinder-Seilbahn, Spielschiff „Rocky“, fest installierte Bühne, Sand-Liegefläche mit Sonnenschirmen, Strandkörben und Sonnenliegen Tische und Stühle vor dem Strandhaus37, Bänke an den Wegen, 2 Tischtennis-Platten, Sonnensegel über dem Kleinkindbereich und am Haupteingang, 1 Trinkwasserspender, 1 Sportbox mit diversen Sportgeräten und App-gesteuerter Ausleihe 1 „Umkleideschnecke“ im Nordbereich 2 Sammelumkleideräume nebenan auf Gelände der Bezirkssportanlage, geschlechtsgetrennt |
Stand 2024