OZG-Umsetzung: Digitalisierungsstrategie der Stadt Ratingen

André Dietze (links), Leiter des neu geschaffenen Amtes für Digitalisierung und Informationstechnologie, und Beigeordneter Martin Gentzsch haben das Strategiepapier „Ratingen.digital 2025.plus“ auf den Weg gebracht. Foto: Stadt Ratingen

Die Stadt Ratingen will ihre Verwaltungsabläufe optimieren und Serviceleistungen auch online anbieten. Dafür hat der Stadtrat im Sommer 2021 eine Digitalisierungsstrategie beschlossen.

Wie viele andere Kommunen musste auch die Stadt Ratingen in Nordrhein-Westfalen erkennen, dass das über Jahrzehnte hinweg betriebene eigene Rechenzentrum immer weniger handlungsfähig war. Grund dafür: der bestehende Fachkräftemangel in der IT-Branche. In dem weiten Feld der Digitalisierung gab es zwar bereits einzelne gute Ansätze, jedoch kein strategisches Vorgehen.

Um aus dieser festgefahrenen Situation herauszukommen, entschied der Stadtrat in einem ersten Schritt, den überwiegenden Teil der operativen Ebene der städtischen IT an einen Dienstleister zu übertragen. Im zweiten Schritt verschaffte Bürgermeister Klaus Pesch (parteilos) der städtischen IT den erforderlichen Stellenwert – durch die Bildung des neuen Amtes für Digitalisierung und Informationstechnologie zum 1. Mai 2021. Das Amt steuert die Zusammenarbeit mit dem externen Dienstleister und treibt zudem das Thema Digitalisierung voran.

Im dritten Schritt erarbeitete Stadtkämmerer und Beigeordneter Martin Gentzsch gemeinsam mit dem neu geschaffenen Amt für Digitalisierung und Informationstechnologie das Strategiepapier „Ratingen.digital 2025plus“. Der Stadtrat beschloss die Strategie Ende August 2021 einstimmig. Damit war das Signal zum Aufbruch gesetzt, der Fahrplan geschrieben und die Reise in Richtung Digitale Stadt konnte beginnen.

Reise in die digitale Welt

In einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurde das kommunalnahe Unternehmen Regio IT mit Hauptsitz in Aachen als IT-Dienstleister gewonnen. Das Unternehmen übernimmt schrittweise die Verantwortung für große Teile des Ratinger IT-Betriebs und ist ein wichtiger Partner bei der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie.

Das Strategiepapier beginnt mit einer Vision: Am Ende der Reise in die digitale Welt können praktisch alle Verwaltungsanliegen online erledigt werden. Akten werden digital geführt. Gebäudetechnik ist smart und trägt dazu bei, Energie zu sparen. Ampeln und Abfallbehälter im öffentlichen Raum sind interaktiv. Ganz Ratingen ist an das Glasfasernetz angebunden. Die Schulen bieten reibungslosen digitalen Unterricht.

„Einige der hier vorgestellten Bestandteile der Vision sind zum Greifen nah, um andere zu realisieren, werden wir einen längeren Weg zurücklegen müssen“, sagt Martin Gentzsch. „So wird der flächendeckende Glasfaserausbau in Ratingen durch die Stadtwerketochter Kommitt Ratingen GmbH schon bald abgeschlossen. In den Schulen wurde bereits ein hoher technischer Ausstattungsgrad erreicht, der kontinuierlich ausgebaut wird.“

Roadmap für Maßnahmen bis 2025

„Um die Vision Schritt für Schritt in konkrete Maßnahmen umzusetzen, haben wir zehn Digitalisierungsfelder definiert“, ergänzt André Dietze, Leiter des neuen Amtes für Digitalisierung und IT. Im ersten Feld „Verwaltung online“ wurden verschiedene Dienstleistungen zusammengefasst, die aufgrund der gesetzlichen Vorgaben des Onlinezugangsgesetzes und des E-Government-Gesetzes Nordrhein-Westfalen kurzfristig digital angeboten werden müssen. Hierfür soll auch die Homepage der 90.000-Einwohner-Stadt erneuert werden.

Das zweite Feld umfasst unter der Überschrift „Digitale Kommunikation“ Leistungen wie das besondere elektronische Behördenpostfach und ein digitales Beschwerdemanagement. Das dritte Feld „Digitale Anwendungen“ beschreibt mit den Fach- und Querschnittsanwendungen das digitale Gesicht der Verwaltung und ihrer einzelnen Fachbereiche.

Die im vierten Feld „Geografische Informationssysteme“ beschriebenen Möglichkeiten, die umfangreichen Daten mit Raumbezug für die Darstellung in einem Geo-Portal darzustellen, werden schon jetzt genutzt und sollen in eine OpenData-Strategie eingebunden werden. Das fünfte Feld begreift die „Digitalisierung der Schulen“ als Schlüssel für erfolgreiche Bildung und Förderung der Kinder.

Ansätze für Smart City

Mit den Feldern „Neue Arbeitswelt“, „Qualifizierung der Bediensteten“ und „Datenschutz und IT-Sicherheit“ werden wichtige interne Belange der Verwaltung berücksichtigt. Das neunte Feld fasst unter der Überschrift „Künstliche Intelligenz, Big Data und Open Data“ digitale Ansätze für Optimierungen innerhalb der Verwaltung zusammen.

Das letzte Feld „Nachhaltige Digitalisierung und Klimawandel“ verdeutlicht die Chancen, mit der Digitalisierung Ressourcen zu schonen und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Damit werden auch erste Ansätze für eine Smart City Ratingen geschaffen.

Alle Maßnahmen sind in einer Roadmap nach Prioritäten zusammengefasst, deren zeitliche Perspektive zunächst bis zum Jahr 2025 reicht. Bis dahin will Ratingen ein gutes Stück auf der digitalen Reise zurückgelegt haben. Ulrike Trimborn

Die Autorin: Ulrike Trimborn ist Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Ratingen.