Offenbach stellt Smart-City-Strategie vor

Smart City Strategie
Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke ist überzeugt, dass eine Smart-City-Strategie den Menschen Vorteile bringen muss. Foto: Stadt Offenbach/Katja Lenz

Die Stadt Offenbach will sich smart entwickeln. Die Ergebnisse einer Bürgerbeteiligung bilden die Grundlage für den Entwurf einer Smart-City-Strategie, die von der Stabsstelle Digitalisierung erarbeitet wurde.

Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke hatte schon während des Wahlkampfes im Jahr 2017 eine lang angelegte Strategie zur Digitalisierung versprochen. Der erste Entwurf einer Smart-City-Strategie sowie ein Prototyp einer Smart-City-App wurde kürzlich den Bürgerinnen und Bürgern Offenbachs im Rahmen eines Informationsabends vorgestellt, wie die Stadtverwaltung mitteilt. „Nachdem Offenbach auf diesem Feld im Vergleich zu anderen Kommunen einen Rückstand hatte, war und ist es Ziel, Offenbach bis 2025 bei diesem Thema mindestens ins Mittelfeld zu führen, gerne mit Anschluss an die Spitzengruppe“, sagte OB Schwenke bei der Vorstellung.

Tabea Hein, Wirtschaftsinformatikerin und Expertin für Künstliche Intelligenz (KI), gab einen Überblick, wie KI in Kommunen eingesetzt werden kann. In einer Zeit, wo viel über KI geschrieben wird, war es der Expertin wichtig, zunächst eine klare Definition davon zu geben. Diese sei eine „Software, mit der eine Maschine eine kognitive Tätigkeit ausführt.“ Sie könne eine Entlastung von wiederkehrenden Arbeiten sein, Inklusion über Voice- oder Leichte-Sprache-Tools ermöglichen, aber auch eine Rund-um-die-Verfügbarkeit bieten. Wichtig sei, wie sie eingesetzt werde. Auch wenn Prozesse vollautomatisiert werden, sollte der Mensch die letzte Entscheidung haben.

„Offenbach kann mehr, wenn Du mitmachst“ – diesen Slogan griff Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke in seiner Begrüßung auf: „Smart City braucht Menschen, die mitmachen und mitdenken. Deswegen ist mir die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger so wichtig. Sie muss aber auch über die Stadtgrenzen hinausgedacht werden. Smarte Mobilität macht zum Beispiel keinen Sinn, wenn sie an der Grenze endet. Und natürlich geht es hier nicht um große neue Schlagworte ohne Inhalt. Das kennen die Menschen zur Genüge und das ist nicht mein Anspruch. Eine Offenbacher Smart-City-Strategie muss den Menschen Vorteile bringen. Ein Beispiel: sie kann zum Beispiel dazu genutzt werden, dass wir weniger im Stau stehen. An vielen Stellen in der Stadt, zum Beispiel am Kaiserlei, wird der Verkehr bei uns neuerdings in Echtzeit gesteuert. Solche Vorteile sollen auf viele Bereiche ausgedehnt werden. Anders ausgedrückt: ‚Smart ist, was nützt‘ – nur darum geht es, nicht um Schlagworte.“

Die Vision „Future OF Smart City“

In einer Gesprächsrunde stellten die Leitung der von OB Schwenke geschaffenen Stabsstelle Digitalisierung Anne Schwarz und Marius Müller die zentralen Gedanken zur Smart-City-Strategie vor. „Die erste Version bildet den Abschluss unseres Förderprojekts. Sie ist aber nicht abschließend, natürlich werden wir sie weiterentwickeln – zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern“, erklärte Müller. „Als wir vor zwei Jahren gestartet sind, hatten wir natürlich Ideen, wie wir unsere Stadt smarter machen können. Aber relevanter ist, was die Bürgerinnen und Bürger wollen. Der Austausch ist auch wichtig, um Ängste abzubauen.“

Auf diversen Vor-Ort-Veranstaltungen sowie online haben die Offenbacherinnen und Offenbacher ihre Ideen, Wünsche und Vorstellungen im Vorfeld eingereicht, wie die Stadtverwaltung mitteilt. Die Stabsstelle Digitalisierung hat daraufhin die Anregungen in Themenbereiche geordnet. Daraus seien sechs Handlungsfelder entstanden: Mobilität, Wohnen und Leben, Sauberkeit, Kommunikation und Bildung, Klima und Umwelt sowie Wirtschaft. Für jedes Handlungsfeld gebe es ein Zielbild: „Die Zielbilder sind weit gefasst, sie beschreiben, was wir erreichen wollen. Sie werden uns längerfristig begleiten. Zu jedem Zielbild gibt es konkrete Maßnahmen, um das Zielbild zu erreichen. Die Maßnahmen sollen kurzfristig innerhalb von ein bis drei Jahren umgesetzt und laufend ergänzt werden“, erläuterte Schwarz die Strategie, die es auch als Broschüre „Future OF Smart City“ in Deutsch und neun Fremdsprachen gibt sowie im städtischen Internetauftritt hinterlegt ist. „Unsere Version 1.0 ist praktisch und umsetzungsorientiert“, unterstreicht Müller. Und Schwarz nennt ein Beispiel: „Es gibt seit Anfang dieses Jahres eine 48-Stunden-Dreck-weg-Garantie. Für die Innenstadt hat Oberbürgermeister Schwenke jetzt vorgegeben, dass daraus in den kommenden Jahren eine 24-Stunden-Dreck-weg-Garantie werden soll. Das ist nur mit technischen Lösungen im Hintergrund möglich. Gleichzeitig wollen wir mehr Bewusstsein schaffen, damit Menschen weniger Dreck machen. Auch dafür gibt es interessante Ansätze, wie Technologie spielerisch unterstützen kann.“

Wichtig sei beiden die Zusammenarbeit mit den Ämtern und den Stadtwerke-Gesellschaften, dafür gebe es schon einige Beispiele: Beschwerden, die über die Offenbacher Mängelmelder-App eingehen, erreichen das dafür zuständige Amt in der Stadt oder die zuständige Stadtwerke-Gesellschaft. Das „Jugend hackt-Lab“ ist eine Kooperation zwischen Stadtbibliothek und Stabsstelle Digitalisierung. Bei Überlegungen zur „Station Mitte“, die als konsumfreier Bildungs- und Lernort in der Stadtmitte gedacht ist, kooperiert die Stadtbibliothek, bei der die Projektleitung angesiedelt ist, mit der Wirtschaftsförderung und Stabsstelle Digitalisierung. In Zukunft soll es auch eine gemeinsame Datenplattform von Stadt und Stadtwerken geben, auf der zum Beispiel über Sensoren ermittelte Daten zur Baumgesundheit oder zum Passantenstrom in der Innenstadt einlaufen.

red.