Netzbetreiber setzen auf Technologiemix

Der Bedarf an Bandbreite wird in Privathaushalten und Unternehmen weiter steigen. Die Netzbetreiber reagieren darauf mit einem Technologiemix aus VDSL2/Vectoring und dem Ausbau von Glasfaseranschlüssen.

Anfang März dieses Jahres haben sich die in der „Netzallianz Digitales Deutschland“ zusammengeschlossenen Telekommunikationsunternehmen mit dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur darauf verständigt, dass sie bis 2025 eine gigabitfähige, konvergente (standardisierte) Infrastruktur aufbauen wollen. Die Unternehmen wollen hierfür mit Unterstützung des Bundes insgesamt 100 Milliarden Euro in den Netzausbau investieren.

Zuvor aber gilt es, die kurzfristige Vorgabe zu erreichen, derzufolge bis zum Jahr 2018 die deutschen Haushalte mit Internetanschlüssen von mindestens 50 Mbit/s versorgt werden sollen. Für die große Mehrzahl der deutschen Telekommunikationsunternehmen sind VDSL2/Vectoring/„G.fast“ und der weitere Glasfaserausbau Teil eines Technologiemixes, um den Breitbandausbau zu forcieren. Während sich die Deutsche Telekom auf den Glasfaseranschluss bis zu den Hauptverteilern und den Kabelverzweigern (Fiber to the Curb, FTTC) sowie auf VDSL2/Vectoring konzentriert, setzen die regionalen und lokalen Wettbewerber parallel zum weiteren Ausbau ihrer Vectoring-Infrastrukturen auf den Glasfaseranschluss bis zum Gebäude (Fiber to the Building, FTTB) oder bis ins Haus (Fiber to the Home, FTTH).

Einige Beispiele: Die Pläne des Münchner Telekommunikationsanbieters M-Net sehen vor, dass in den nächsten fünf Jahren knapp 70 Prozent aller Haushalte in der bayerischen Landeshauptstadt einen direkten Zugang zur hochleistungsfähigen Glasfaser haben. Das Oldenburger Telekommunikationsunternehmen EWE-Tel will in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Euro in den Glasfaserausbau investieren. Der Hannoveraner Telekommunikations-Dienstleister HTP schließt in Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften deren Wohnungsbestand mit FTTB oder FTTH an das Glasfasernetz an. Zum Einsatz kommt dabei zum Beispiel der für schnelle Breitbandverbindungen in FTTB-Installationen optimierte G.fast/VDSL2-Vectoringknoten „MileGate 2012“ von Keymile.

Frank Beyrodt

Der Autor
Frank Beyrodth ist Leiter Technikvertrieb und Service bei Keymile, Hersteller von Datenübertragungssystemen, in Hannover

Info: In vier Phasen zu Gigabit-Netzen
Die Mitglieder der „Netzallianz Digitales Deutschland“ wollen den Übergang in die Gigabit-Gesellschaft bis zum Jahr 2025 in vier Etappen erreichen:

  • 1: Bis Ende 2018 soll es eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit mindestens 50 Mbit/s geben. Neue Wohngebiete werden im Rahmen des Gesetzes zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetz-Gesetz) angeschlossen.

  • 2: Bis Ende 2019 sollen vorhandene, unterversorgte Gewerbegebiete ausschließlich mit Glasfaseranschlüssen ausgestattet werden. Neue Gewerbegebiete erhalten von Anfang an ausschließlich Glasfaseranschlüsse.

  • 3: Bis Ende 2020 sollen die Voraussetzungen für einen flächendeckenden 5G-Rollout geschaffen sein.

  • 4: Bis Ende 2025 soll es in Deutschland eine gigabitfähige, konvergente Infrastruktur geben.

Info: Digitale Datenübertragung
VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line) ist eine digitales Verfahren zur Datenübertragung. VDSL2 (ohne Vectoring) bietet Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s im Downstream und bis zu 10 Mbit/s im Upstream. VDSL2-Vectoring ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s im Downstream und von bis zu 40 Mbit/s im Upstream. Bis 2018 will die Deutsche Telekom mit dem sogenannten Super-Vectoring „G.Fast“ Datenübertragungsraten von bis zu 250 Mbit/s erzielen.