Seit 2015 rollen Elektrobusse in Münster über die Straßen. Das Ziel: CO2- und Stickoxid-Emissionen sowie Lärm vermeiden. Und es geht weiter: Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Gäfgen erklärt, wie Schritt für Schritt in Richtung Nachhaltigkeit optimiert wird.
Als 2015 die ersten Elektrobusse von der Endhaltestelle der Linie 14 losrollten, waren die Fahrgäste vor allem fasziniert von der Geräuschkulisse – oder eher dem Fehlen jeglichen Motorenlärms. Nur ein leises Surren der Elektromotoren war zu vernehmen. Die Münsteranerinnen und Münsteraner freuten sich über die leisen Busse, beim Bummeln im historischen Innenstadtbereich genauso wie auf der Terrasse, wenn das Zuhause nah einer Haltestelle liegt.
Für uns als Mobilitätsbetrieb hingegen erschien die Vermeidung von klimaschädlichen Emissionen viel wichtiger, um die Stadtwerke-Strategie der Dekarbonisierung von Energieversorgung und Mobilität umzusetzen und die Klimaziele der Stadt Münster (320.000 Einwohner) zu erfüllen.
Viel Grundlagenarbeit wurde dafür geleistet: Nicht nur der Bushersteller VDL hat hier das elektrische Fahren erprobt. Auch Schnellladestationen mit bis zu 350 kW Leistung an den Endhaltestellen oder Kopplung mit Pantografen wurden unter anderem in der westfälischen Stadt ausprobiert und haben ihren Siegeszug in viele Städte Europas hier gestartet.
Unterwegs mit Ökostrom
Diese Grundlagenarbeit zahlt sich heute aus: 29 der 120 Busse der Stadtwerke Münster fuhren Ende 2021 elektrisch – und haben damit im Jahr 2021 über 1000 Tonnen CO2-Emission eingespart. Das entspricht einer Reduktion des Dieselverbrauchs von 500.000 Litern. Stattdessen fahren die Busse mit Ökostrom, der mit dem Grüner-Strom-Label zertifiziert ist – das gilt als strengstes Ökostromsiegel.
Auch der Pfad hin zu weiteren Einsparungen ist gesetzt: Im Herbst 2022 fahren schon 38 E-Busse. Fördergelder für weitere 60 Busse sind bereits eingeworben, die bis 2025 nach Münster kommen werden. Ziel ist es, die eigene Flotte bis 2029 umzustellen – oder sogar schon eher damit fertig zu werden.
Der Fokus liegt dabei auf batterieelektrischen Bussen, nicht auf solchen mit Wasserstofftank und Brennstoffzelle. Gerade in Sachen effiziente Energieverwendung ist die direkte Entnahme aus dem Stromnetz der Umwandlung in Wasserstoff deutlich überlegen, zumal es aktuell noch wenig grünen Wasserstoff gibt. Er kann sinnvoller dort eingesetzt werden, wo die Zwischenladung an Endhaltestellen keine Option ist.
Enge Abstimmung zwischen Kommune und Mobilitätsunternehmen notwendig
Wichtig sind auch die durch die hohen Strombezugskosten aktuell sehr hohen Gestehungskosten für grünen Wasserstoff, die aufgrund des geringen Wirkungsgrads die Wirtschaftlichkeit im Verhältnis zum Diesel- und Batteriebus bei der bestehenden Bundes- und Landesförderung signifikant verschlechtern. Dies ist bei der richtungsweisenden Entscheidung in jeder Gemeinde zu beachten, um die Umstellung der Busflotte nachhaltig zu gestalten. Dafür ist eine enge Abstimmung zwischen Gemeinde und Mobilitäts-unternehmen notwendig, die lokale Gegebenheiten und Anforderungen an die Busse am besten kennen.
Auch in anderen Bereichen sind Mobilitätsdienstleister gefragt, energiesparend zu arbeiten. Eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach der Wagenhallen erzeugt Ökostrom, der in der Werkstatt zum Einsatz kommt oder in einer Speicherbatterie landet. Die wiederum kann Spitzenlasten abfedern, wenn ein Bus die Schnellladestation auf dem Betriebshof anfährt.
Mit einem Fernwärmeanschluss ist der Betriebshof bereits seit jeher klimafreundlich aufgestellt. Trotzdem geht in den Wagenhallen Wärme schnell verloren, wenn die großen Hallentore geöffnet bleiben, um ein- und ausfahrende Busse zu rangieren. Daher rüsten wir derzeit beispielsweise auf schnellschließende Automatiktore um: Sie erfordern für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine großen Änderungen im Ablauf, sorgen aber trotzdem dafür, dass die Wärme in der Halle bleibt. Frank Gäfgen
Der Autor: Frank Gäfgen ist Geschäftsführer für Mobilität bei den Stadtwerken Münster.