Nachhaltige Logistik

Container; Logistik; Hafen; Fracht
Containerterminal im Duisburger Hafen: der größte Binnenhafen der Welt. Foto: Adobe Stock/Maren Winter

Wo die Ruhr in den Rhein mündet: Duisburgs Binnenhafen ist ein wichtiger Umschlagknotenpunkt für die Logistik. Um die Klimaziele einhalten zu können, sollen die Transportwege Straße, Wasser und Schiene neu gedacht und befahren werden. Dafür wurde die Allianz „Zukunftsfähige Logistik“ gegründet.

Duisburg ist bekannt als Industriestandort im Ruhrgebiet, Europas größter Stahlstandort und Heimat des verarbeitenden Gewerbes sowie der Metallbranche. Nicht zu vergessen: die Logistikbranche, die mit ihren rund 18.500 Beschäftigten und 1000 Auszubildenden den zweitgrößten Wirtschaftszweig der Stadt darstellt und konstant hohe Wachstumsquoten vorweist.

Als Heimat des größten Binnenhafens Europas ist die 498.000-Einwohner-Stadt ein bedeutender internationaler und trimodaler Logistikknotenpunkt. Pro Jahr werden hier mehr als 20.000 Schiffe sowie 25.000 Züge abgefertigt und mehrere Millionen Container umgeschlagen.

Der Logistik kommt durch ihre Querschnittsfunktion eine bedeutende Rolle in der ökologisch nachhaltigen Transformation der Wirtschaft zu. Denn sowohl der Energieträger der Zukunft –
Wasserstoff – als auch Recycling- und Rohmaterialien müssen bedarfsgerecht transportiert werden. Dieser Transport sollte möglichst klimaneutral geschehen, um den CO2-Fußabdruck der Logistik zu senken.

Gleichzeitig treffen die Folgen des Klimawandels wie vermehrte Starkregen-, Hitze- sowie Niedrig- und Hochwasserereignisse die Logistikbranche. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen der Klimaschutz, also die Reduktion von Treibhausgasemissionen, sowie die Anpassung an die Folgen des Klimawandels in der Logistik intensiviert werden.

Klimaschutz und Klimaanpassung

Um sich dieser Herausforderungen anzunehmen, bedarf es einer starken Allianz. Die Stadt Duisburg hat deshalb die Allianz „Zukunftsfähige Logistik“ initiiert – gemeinsam mit dem Duisburger Hafen „duisport“, der Duisburg Business Innovation (DBI), der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie dem Zentrum für Logistik und Verkehr der Universität Duisburg-Essen (ZLV).

Am 24. März 2023 fand die Auftaktveranstaltung des Netzwerkes statt, die von Duisburger Logistikunternehmen, Vertretern der Wissenschaft und weiteren Interessengruppen besucht wurde. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Forschungsprojekt „R2K-Klim+“ des Bundesbildungsministeriums. „Klimaschutz und Klimaanpassung getrennt verstehen, aber gemeinsam denken“: So lautete das Motto des Fachforums.

Klimaschutz und Klimaanpassung sollten parallel erfolgen und in allen Vorhaben mitgedacht werden. Der Klimaschutz ist dabei die Ressourcenschonung, die Anpassung ist die Standortsicherung. Beides ist unerlässlich für den zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort Duisburg. Je weniger Klimaschutz betrieben wird, desto mehr Anpassung muss erfolgen. Doch Klimaanpassung ist nicht unendlich möglich und bedeutet oftmals hohe Kosten.

Lastkahn; Rhein; Logistik
Lastkahn auf dem Rhein: Ein Beispiel für die Verkettung von Wirtschaft und Klimawandel sind vermehrte Niedrigstände – die zur Entwicklung neuer Schiffsmodelle mit weniger Tiefgang führten. Foto: Adobe Stock/kathomenden

Die Teilnehmenden der Auftaktveranstaltung wurden in „Guided Tours“ durch einen Infomarkt mit Best Practice-Beispielen und Netzwerkangeboten geführt. Die Dualität von Klimaanpassung und Klimaschutz setzte sich in anschließenden Workshops fort, in denen verschiedene Ansätze und Bedarfe diskutiert wurden.

Ziel der Allianz „Zukunftsfähige Logistik“ ist es, praxisorientierte Lösungen zu erarbeiten und anzuwenden. Durch Informationsveranstaltungen für Unternehmen sowie gemeinsame Projektentwicklung und Wissenstransfer zu Klimathemen soll der Logistikstandort Duisburg nachhaltig und zukunftsfähig werden. Duisburg übernimmt so eine Vorreiterrolle in der Entwicklung innovativer, emissionsarmer und klimaangepasster Logistikkonzepte.

Wirtschaft und Stadt gestalten Transformation der Logistik gemeinsam

Duisburger Unternehmen agieren in diesem Prozess als aktive Gestalter marktgetriebener Innovationen in Partnerschaft mit der Stadt – und nehmen so die Gesellschaft im Prozess der Transformation mit. Denn die meisten Unternehmen sind bereits heute von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Ein greifbares Beispiel für die starke Verkettung von Wirtschaft und Klimawandel sind die vermehrten Niedrigstände des Rheins in den vergangenen Jahren. Der Schiffsverkehr drohte zeitweise bei langfristigem Niedrigwasser zu erliegen, das zog wirtschaftlichen Schaden nach sich. Beim Niedrigwasser 2018 mussten beispielsweise Schiffsladungen vermehrt auf Lkw verlagert werden, was wiederum mehr Treibhausgasemissionen verursachte. Diese Entwicklung stieß ein Umdenken in der Schiffslogistik an: Es wurden neue Schiffsmodelle mit geringem Tiefgang entwickelt, um den Güterverkehr bei Niedrigwasser sicherzustellen.

Weitere diskutierte und bereits erprobte Lösungen zur Erreichung der Klimaziele sind die Themen Wasserstoff, klimafreundliche und autonome Mobilität, Verlagerung der Waren vom Lkw auf die Schiene sowie Sharing Economy. Im Workshop zur Klimaanpassung ging es um klimaresiliente Logistikzentren sowie um Verkehrsinfrastruktur und Leistungsfähigkeit im Kontext von Extremwetterereignissen.

Im Herbst folgt der nächste Schritt für die Logistik

In der abschließenden Podiumsdiskussion einigten sich die Initialpartner zur offiziellen Gründung der Allianz „Zukunftsfähige Logistik“. Die Gründung dieser Allianz stellt einen Meilenstein in der Kooperation von Wirtschaft und Stadt zu Klimathemen in Duisburg dar. Im Herbst 2023 sollen die Ziele und thematischen Schwerpunkte für die weitere Zusammenarbeit festgesetzt werden.

Andreas Goetsch, Melissa Jessica Metzner


Die Autoren

Dr. Andreas Goetsch ist Wirtschaftsreferent der Stadt Duisburg. Melissa Jessica Metzner ist Klimaschutzmanagerin der Stadt Duisburg.