Nachhaltigkeit und mehr Service für Bürgerinnen und Bürger müssen nicht immer teuer sein. Das zeigen zehn nachhaltige Bushaltestellen, die in Asperg stehen. Mit ihrem grünen Dach verbessern die Fahrgastunterstände die Luft, während Solarmodule Energie für die nächtliche Beleuchtung erzeugen. Interesse aus anderen Kommunen gibt es schon.
Ursprünglich hatte ein Kollege Alexander Greschik auf die Idee der nachhaltigen Fahrgastunterstände gebracht. Seit 2020 ist Greschik Klima- und Energiemanager in Asperg (Baden-Württemberg). „Gibt es nicht auch etwas anderes als Schema F?“, erinnert sich Greschik an die Frage.
Bereits nach kurzer Recherche fand der Klima- und Energiemanager einen Hersteller, dessen Bushäuschen sich mit einer Reihe von nachhaltigen Komponenten ausstatten ließen: modular vorgefertigt aus recycelten Materialien, begrüntes Dach, autarker Betrieb mit Solarmodulen und LED-Beleuchtung sowie schmutz- und wasserabweisende Scheiben dank Lotuseffekt. „Ein weiterer Vorteil war, dass die neuen Bushäuschen 20 Prozent günstiger waren als die bisher geplanten“, erinnert sich Greschik. Kostenpunkt pro Haltestellenhäuschen: zwischen 13.000 und 15.000 Euro. „Das zeigt, dass Nachhaltigkeit eben nicht immer teurer und aufwendiger sein muss.“
Inzwischen sind zehn der 16 Asperger Bushaltestellen nachhaltig. Der Rest soll nach und nach im Rahmen des integrativen Umbaus erfolgen.
Nachhaltige Bushaltestellen verbessern die Luft
Von den begrünten Bushäuschen erhofft sich die Stadt Asperg im Sommer einen kühlenden Effekt auf die Umgebungsluft. Aber auch in den Unterständen selbst dürfte die Temperatur an heißen Sommertagen niedriger sein. Belastbare Zahlen gibt es dafür bisher aber nicht.
Das Interesse an Aspergs grünen Fahrgastunterständen nimmt unterdessen zu: So waren sie laut Greschik bereits Teil eines Projekts an der Universität Stuttgart, in dem es darum geht, wie wieder mehr Insekten in die Stadt kommen. „Auch andere Kommunen haben es sich bereits angeschaut und wollen sich von unserem Konzept anregen lassen.“
Zusätzlichen Aufwand gibt es mit den nachhaltigen Bushäuschen bisher nicht. „Die Pflanzen auf dem Dach sind wartungsarm. Es reicht, wenn man im Rahmen der Jahresinspektion nachschaut, ob alles in Ordnung ist“, sagt Greschik, der von seinem Büro aus selbst eines der begrünten Haltestellenhäuschen im Blick hat.
Modular vorgefertigt und in 20 Minuten fertig montiert
Da die Unterstände modular vorgefertigt und am Stück geliefert werden, können sie zudem ohne großen Aufwand schnell montiert werden. „Die Bushäuschen waren innerhalb von etwa 20 Minuten auf der fertigen Bodenplatte montiert“, erläutert der Klima- und Energiemanager. Praktisch insbesondere an Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen, wenn solche Neuerungen nur für kurzzeitige Behinderungen sorgen.
Spürbar verbessert sich die Aufenthaltsqualität für die Wartenden vor allem durch die nächtliche Beleuchtung: dank der Solarmodule auf dem Dach. „Dadurch sind die Bushäuschen autark, und es müssen keine Stromleitungen verlegt werden“, sagt Alexander Greschik.
„Wichtig ist, dass man anfängt“
Da sich für die Wartenden die sonstigen Vorteile auf dem Dach nicht so einfach erschließen, plant die Stadt Asperg nun, Schilder an den Bushäuschen anzubringen und auf Vorteile aufmerksam zu machen. Es gebe inzwischen auch schon einige Privatpersonen, die sich davon haben inspirieren lassen, so Greschik.
Genau darauf kommt es aus Sicht des Klima- und Energiemanagers an: „Wichtig ist, dass man anfängt und eben nicht nur Schema F hinstellt – wie wir mit den grünen Bushäuschen. Das sind einfache Maßnahmen, die uns bisher nur Vorteile gebracht haben.“
Birgit Kalbacher