Sommer in der Stadt – Tools zur Anpassung an den Klimawandel

Wenn sich der Sommer in diesem Jahr in Sachen Hitze auch bisher sehr zurückhaltend präsentiert – Extremwetterlagen werden durch den Klimawandel weiter zunehmen. Dazu gehören hierzulande insbesondere auch zunehmend längere und heißere Hitzeperioden in der Stadt. Wie das Leben auch in solchen Phasen erträglich bleibt, zeigen Tools und Empfehlungen des Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie – kurz HLNUG.

Anpassung an Hitze in der Stadt
Dicht bebaute Häuserschluchten erschweren, den Luftdurchzug. Die Folge: Bei längeren Hitzeperioden in der Stadt wärmen sich diese wesentlich stärker und länger auf, als die Umgebung. Foto: Adobe Stock/Tobias Arhelger

Insbesondere länger anhaltende Hitzeperioden und heiße Tage mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit bedeuten eine nicht unerhebliche Gefährdung für die menschliche Gesundheit: Ältere Menschen, chronisch Kranke und Kinder, aber auch Obdachlose sind hier besonders betroffen. Nicht zuletzt durch den demographischen Wandel wird das Gesundheitssystem durch die zunehmenden Hitzeperioden und sogenannten Tropennächte vor neue Herausforderungen gestellt: Nach Schätzungen des Robert Koch Instituts, sind beispielsweise 2018 in Hessen 740 Menschen hitzebedingt gestorben. Erkrankungen, die auf die Hitzebelastung zurückzuführen sind, sind zum Beispiel Hitzschlag, Hitzekollaps, Sonnenstich und Herz-Kreislauf-Probleme.

Tropennächte und Hitzewellen in der Stadt

Neben den Auswirkungen von Hitze und Trockenheit, die häufig damit einhergeht, für die Landwirtschaft und Natur, leiden vor allem auch die Bewohner unter Hitzeperioden in den Städten. In den dicht bebauten und versiegelten hessischen Städten sind die Auswirkungen deutlich zu spüren. Dichte Bebauung erschwert den Luftdurchzug. Zudem heizen sich Gebäude, Straßen und Plätze stark auf und strahlen diese Wärme nachts wieder ab. Durch diese Faktoren steigen die Temperaturen im Vergleich zum Umland stärker an. Insbesondere Tropennächte – in denen die Temperatur nachts nicht unter 20°C fällt – belasten den menschlichen Körper. Denn dieser kann nicht mehr ausreichend abkühlen und der Schlaf ist weniger erholsam.

Anpassungsmaßnahmen können dazu beitragen, die Auswirkungen von Hitzewellen in Städten und Gemeinden abzumildern, ein lebenswertes Umfeld zu erhalten und die Gesundheit zu schützen. Das HLNUG hat daher verschiedene Handlungshilfen, wie Viewer, Tools, Broschüren, Checklisten und Factsheets durch sein Fachzentrum Klimawandel und Anpassung (FZK) entwickeln lassen, die im Folgenden vorgestellt werden, heißt es in der Pressemitteilung.

Hitzekarten und Hitzeviewer für Hessen

Mit Hilfe der Hitzekarten des HLNUG können die einzelnen Kommunen anhand der Temperaturen der Landoberflächen eine erste Einschätzungen zur Hitzebelastung tätigen. Die Hitzebelastung in ganz Hessen kann auf landesweiten Karten und in einem gröberen Maßstab abgelesen werden. Die Karten wurden mit der Hilfe von Satellitendaten erstellt und von der Kompetenzstelle für Fernerkundung im HLNUG gemeinsam mit dem FZK entwickelt.

Das HLNUG stellt im Hitzeviewer allen Kommunen Hitze-Hotspot-Analysen zur Verfügung. Die Karten geben einen ersten Einblick in die kommunale Hitzebelastung. Damit können die Kommunen abschätzen, ob eine detaillierte Klimaanalyse sinnvoll ist.

Analyse des Stadtklimas

Des Weiteren stellt das HLNUG für Kommunen verschiedene Handlungshilfen für Stadtklimaanalysen zur Verfügung. So können die Kommunen analysieren, wie sich die Folgen des Klimawandels – auch in Bezug auf Hitze – auf die eigene Kommune aktuell und in Zukunft auswirken und wie sie sich an diese Folgen anpassen können. Eine Einführung, wie die Analysen im Kartenformat aussehen und welche Informationen sich daraus ableiten lassen, beantwortet die Broschüre „Stadt-Klima-Analysen“.

Eine interaktive Entscheidungshilfe hilft dabei, die beste Analyse-Methode für die jeweilige Kommune zu finden und eine Ausschreibung für die Erstellung stadtklimatischer Gutachten zu verfassen.

KLIMPRAX Stadtgrün – Mit Bäumen Hitze abfedern

Bäume tragen nicht nur zur Verminderung des Klimawandels bei, sie können auch die Folgen von Hitzeperioden in der Stadt abmildern. Hitzewellen und Tropennächte werden so für die Menschen in den Städten erträglicher. In Bezug auf die Hitze haben Bäume einige positive Eigenschaften: Sie sind zum einen Schattenspender, zum anderen kühlen sie durch die Verdunstung über die Blätter ihre Umgebung um einige Grad ab. Damit sind sie so etwas wie „natürliche Klimaanlagen“.

Das Online-Tool „Stadtgrün im Klimawandel“ des HLNUG stellt eine Auswahl von rund 180 klimaresilienten Baumarten vor. Diese können passend zum geplanten Standort in einem Online-Tool gefiltert werden. Außerdem kann nach einer Auswahl an Gebäudebegrünungsformen gefiltert werden. Zahlreiche weitere Informationen zum Thema gibt es auf Klimaprax Stadtgrün.

Das Projekt war im vergangenen Jahr auch auf der Landesgartenschau in Fulda vertreten: Bereits 2021 wurde durch das HLNUG ein Klimabaumpfad auf dem Gelände der Landesgartenschau gepflanzt., exemplarische mit 13 verschiedenen klimaresilienten Baumarten. In einem Themengarten sind verschiedene Varianten der Dach- und Fassadenbegrünung als Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel zu sehen.

Klimaresiliente Quartiere und Gewerbegebiete

Auch Wohnquartiere werden durch die Hitze beeinflusst. Um auch zukünftig gesunde und lebenswerte Orte zu sein, müssen sie ebenfalls an die Klimaveränderungen angepasst werden. Aber plant man ein klimaresilientes Quartier? Um allen Planern die Antwort auf diese Frage zu erleichtern, hat das HLNUG eine interaktive Checkliste für klimaangepasste Quartiere in Hessen erstellt. Diese zeigt, was ein klimaangepasstes Quartier ausmacht und welche Grundbausteine erfüllt sein sollten.

Unter die Lupe zu nehmen und anzupassen sind außerdem die Gewerbegebiete. Hierfür hat das FZK Tipps und Beispiele in einer Broschüre zusammengetragen. Darin sind neben den Folgen von Temperaturanstieg und Extremwetterereignissen auf die Gebäude, bewährte Lösungen und Beispiele aus der Praxis enthalten.

Zudem geben fünf Factsheets Informationen über Potenzial und Umsetzungsmöglichkeiten zu verschiedenen Anpassungsmaßnahmen in Gewerbegebieten. Dazu gehören beispielsweise die Begrünung von Leichtbauten sowie die funktionale Dachbegrünung.

Feste auch bei Hitzeperioden in der Stadt genießen

Sommerzeit ist Festzeit. Doch gerade bei Veranstaltungen, die an besonders heißen Tagen stattfinden, ist es wichtig, mit einer guten Strategie dafür zu sorgen, dass sich die Besucher regelmäßig abkühlen konnten und ausreichend Schatten vorhanden ist. Auch hierfür hat das HLNUG ein Factsheet mit Tipps und Informationen in knapper Form zusammengestellt.

Interessant vor allem für die Kommunen und Städte in Hessen sind die weiterführenden Informationen zu Wetter und Klima in Hessen und den Folgen des Klimawandels in Hessen.

red.