Möglichst sauber mit dem Bus durch die Stadt

Die hohe Konzentration von Stickoxiden an Bushaltstellen und Busbahnhöfen trägt zur Luftverschmutzung in Innenstädten bei. Wissenschaftliche Tests an Diesel-Linienbussen in Osnabrück haben die Wirkung von Abgasfiltern nach­gewiesen. Die Minderung der Emissionen liegt bei über 96 Prozent.

Für die Luftreinhaltung stellt die hohe Immissionsbelastung durch Stickoxide (NOx) an vielen Messstellen ein erhebliches Problem dar. Aufgrund der hohen NOx-Immissonswerte drohen bekanntlich temporäre und regionale innerstädtische Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, die als mögliche Ursache für diese hohen Belastungen angesehen werden.

Neben dieselbetriebenen Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen tragen auch Stadtlinienbusse zu diesen NO- und NO2-Emissionen bei. Entscheidend ist jedoch die Frage, wie hoch die Emissionen der Stadtlinienbussen im realen Fahrbetrieb sind. An der innerstädtischen Gesamtemission haben die Linienbusse zwar nur einen durchschnittlichen Anteil von etwa vier Prozent. An den Haltestellen und den Busbahnhöfen sind jedoch erhebliche Konzentrationen des Stickoxids/-dioxids festzustellen, was die Situation an stark verkehrsbelasteten innerstädtischen Straßen verschärft. Es ist insbesondere eine erhebliche Minderung der NOx-Emissionen in Innerortssituationen notwendig, um möglichst bald eine Einhaltung der vorgeschriebenen Immissionsgrenzwerte, die im Jahresdurchschnitt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µm/m3) Luft liegen, zu erreichen.

Die Stadtwerke Osnabrück haben bereits im Herbst 2016 ihre Busse im Realbetrieb vom TÜV Nord messen lassen. Aufgrund der hohen Emissionen haben sie einen Stadtgelenkbus MAN A23 Lion’s City G EEV vom Anbieter HJS mit einem SCR-System nachrüsten lassen. Bei diesem System wird durch das Einbringen von erwärmten Ad-Blue (NH3) das Stickoxid zu Stickstoff und Wasserdampf gewandelt.

Der für Euro-VI-Fahrzeuge gültige NOx-Grenzwert für den WHTC-Prüfstandzyklus liegt bei 460 Milligramm pro Kilowattstunde (mg/kWh). Ohne SCR-Nachrüstung lagen die Realemissionen des Stadtlinienbusses mit 4780 mg/kWh um ein Vielfaches über dem Euro-VI-Grenzwert. Selbst der für den getesteten Stadtlinienbus gültige Euro-V-Grenzwert (2000 mg/kWh) wurde deutlich überschritten. Mit nachgerüstetem SCR-System lag der arbeitsbezogene NOx-Ausstoß dagegen bei durchschnittlich 189 mg/kWh. Der Euro-VI-Grenzwert wird mit SCR-Nachrüstung im gesamten Geschwindigkeitsbereich deutlich unterschritten.

Testergebnisse bestätigt

Im Oktober 2017 wurde vom ADAC mit demselben nachgerüstete Bus nochmals auf gleicher Teststrecke, der Linie 41 (etwa 13 km), eine Nachmessung durchgeführt. Ziel bei der Vermessung der Realemissionen vom Fahrzeug war es, möglichst Ergebnisse zu erzeugen, die mit Messwerten aus Typprüfungen vergleichbar waren. Seit der Einführung der Grenzwertstufe Euro VI gibt es ein beschriebenes Verfahren, mit Straßenmessfahrten Ergebnisse zu erzeugen, die eine Beurteilung der Richtlinienkonformität ermöglichen (ISC – In Service Conformity). Die Messungen auf den Linienführungen in Osnabrück entsprechen zwar in der Streckenführung nicht den Vorgaben der Vorschrift, sind aber bezüglich der messtechnischen Ausrüstung vorschriftenkonform.

Der TÜV Nord hat die aufgezeichneten Messdaten auf ihre Plausibilität hin überprüft. Aus den zeitlichen Signalverläufen der gasförmigen Emissionen (CO, CO2, HC, NOx) und des Abgasmassenstromes wurden anschließend die emittierten Schadstoffmassen berechnet.

Die kumulierten Geschwindigkeitsverteilungen der beiden Vermessungen stimmten weitgehend überein. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei beiden Messungen bei 16 km/h. Da die erste Messfahrt mit kaltem Motor gestartet wurde, fielen die Stickoxid-Emissionen im Vergleich zu den darauffolgenden Messungen etwas höher aus. Aber auch hier wurde eine deutliche Stickoxidminderung festgestellt.

Im gesamten Geschwindigkeitsbereich weist das nachgerüstete Fahrzeug eine sehr deutliche Reduzierung der NOx-Emissionen auf. Die mittlere Reduktionsrate der NOx-Emissionen liegt unter den Rahmenbedingungen der Teststrecke bei 96,8 Prozent. Insbesondere bei sehr niedrigen Fahrgeschwindigkeiten von 5 und 15 km/h kann durch den Einsatz von SCR-Technik der NOx-Ausstoß massiv gesenkt werden.

Die Kosten der Umrüstung werden vom Hersteller rund 15 000 Euro angegeben. Das erzielbare Ergebnis bei der Reduktion des schädlichen NOx rechtfertigt diese Investition allemal. Der Mehrverbrauch des Dieselkraftstoffes wurde mit zwei Prozent, der Ad-Blue-Verbrauch wurde zwischen 2,6 und 3,3 Liter pro 100 Kilometer ermittelt.

Thomas Kassner

Der Autor
Thomas Kassner ist Niederlassungsleiter Ulm der technischen Prüforganisation Dekra Automobil, Vorstandsmitglied im ADAC Württemberg für Technik und Umwelt sowie Gemeinderat der Gemeinde Kirchberg a. d. Iller