Mobilfunk: Glasfaserausbau fördern für flächendeckendes 5G-Netz

Gerade auf dem Land ist der Ausbau von 5G wichtig, um den Bürgern einen Lebensstandard wie in Städten zu bieten. Foto: Adobe Stock/Jörg Lantelme

Eine flächendeckende Versorgung mit 5G bietet eine Lösung für viele Herausforderungen, vor denen Kommunen jetzt stehen. Voraussetzung dafür ist neben der aktiven Förderung des Glasfaserausbaus auch die Einbindung der Verkehrsinfrastruktur.

In den neuen Mobilfunkstandard 5G setzen Bürger, Kommunen und Unternehmen hohe Erwartungen. Deutsche Telekom, Vodafone, O2 sowie 1&1 erreichen mit dem Ausbau der neuen 5G-Technik inzwischen einen großen Teil der Bevölkerung in Deutschland. Im Wesentlichen differenziert man beim 5G-Netz drei unterschiedliche Einsatzbereiche. Diese sind:

  1. extrem schnelle mobile Breitbandverbindungen (Enhanced Mobile Broadband)
  2. die Kommunikation zwischen Maschinen und Anwendungen (Internet of Things, IoT, Machine to Machine, M2M) und
  3. ein Hochzuverlässigkeitsnetz mit kurzen Antwortzeiten (Ultra-Reliable and Low Latency Network).

Als bedeutender Teil der Breitbandversorgung hat 5G für die Kommunen einen hohen Stellenwert: Bau- und Gewerbegebiete sind ohne leistungsfähige Breitbandanschlüsse kaum zu vermarkten, Gebiete ohne leistungsfähiges Breitbandnetz schränken die soziale und wirtschaftliche Teilhabe der Bürger an der digitalen Gesellschaft deutlich ein. Die Schlüsseltechnologie 5G kann für viele aktuelle infrastrukturelle Herausforderungen eine Lösung bieten.
Mobile Working erfordert ein leistungsfähiges Mobilfunknetz. Dies gilt auch für intelligente Parkleitsysteme, den öffentlichen Nahverkehr oder autonome Transportsysteme. Kommunen können mit Hilfe von 5G Versorgungs- und Verwaltungsleistungen effektiver und effizienter umsetzen und beispielsweise die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum verbessern.
Letztlich geht es darum, für Bürger und Verwaltungen einen Breitbandstatus zu bieten, der im europäischen oder weltweiten Vergleich ebenbürtig ist, und Bürgern im ländlichen Raum einen zum städtischen Bereich gleichwertigen Lebensstandard zu ermöglichen.

Small Cells in Innenstädten

Um die Vorteile von 5G, wie hohe Bandbreiten und kurze Antwortzeiten, voll nutzen zu können, sind jedoch wichtige Voraussetzungen notwendig. Im Hinblick auf den Ausbau des neuen Netzes können Städte und Gemeinden in vielerlei Hinsicht unterstützen und damit vorantreiben.
Mobilfunknetze arbeiten nicht autonom. Für sämtliche Daten, die über Smartphones oder über Firmennetzwerke oder sogar Campusnetze der Firmen geladen und versandt werden, sind Verbindungen zu den Technikstandorten der Netzbetreiber erforderlich. Voraussetzung für ein leistungsstarkes 5G-Netz ist damit heutzutage ein gut ausgebautes Glasfasernetz: Sollen Mobilfunknetze kurze Latenzzeiten und den Durchsatz hoher Datenmengen gewährleisten, benötigen sie grundsätzlich ein Glasfaserkabel vom Mobilfunkstandort zu einem Technikstandort der Netzbetreiber.
Die sehr hohen, kommerziell angestrebten Downloadraten zwischen einem und zehn Gigabit/Sekunde kann auch 5G nur erreichen, wenn Frequenzen im Gigahertz-Bereich zum Einsatz kommen. Bei diesen hohen Frequenzen lassen sich aber physikalisch bedingt nur kleine Reichweiten in den Funknetzen erzielen.
Diese geringen Reichweiten erfordern dann in den Bereichen, in denen sich gleichzeitig viele Nutzer aufhalten, wie in Innenstädten, den Aufbau vieler kleiner Funknetze, sogenannter Small Cells. Jeder dieser Standorte benötigt eine eigene Stromversorgung und ebenfalls eine Glasfaseranbindung, was die Notwendigkeit eines flächigen Glasfaserausbaus weiter unterstreicht.
Wie können Kommunen den Netzausbau vorantreiben? Soweit es im eigenen Verantwortungsbereich liegt, kann die Kommune das Bauplanungs- und Bauordnungsrecht für die Schaffung neuer Mobilfunkstandorte so anwenden, dass Genehmigungen für einen privatwirtschaftlichen Breitbandausbau rasch erteilt werden. Die Umsetzung der Vorgaben aus dem Telekommunikationsgesetz (DigiNetz-Gesetz-Regelungen) wird den Ausbau der Infrastruktur vorantreiben.
Beim Aufbau von Kleinzellennetzen (Small-Cell-Netze) spielt die Möglichkeit zur Mitnutzung von bestehender Infrastruktur eine zentrale Rolle: In der Straßeninfrastruktur kann man bestehende Stromanschlüsse für Ampeln und Straßenlaternen kosteneffizient für den Ausbau von Small Cells nutzen.

Kommunale Koordinatoren

Weiter können Kommunen durch abgestimmtes Handeln den Ausbau beschleunigen und den Abdeckungsgrad erhöhen. Die Einrichtung von Koordinatoren, die die Ausbauaktivitäten der Kommune mit denen der Netzbetreiber abstimmen und gegebene Synergien realisieren, beinhalten für den Glasfaserausbau ein großes Kostensenkungspotenzial.
Ein positives Beispiel sind die in Nordrhein-Westfalen auf Landkreisebene beziehungsweise auf Ebene der kreisfreien Städte bereits eingerichteten Koordinatoren für den Ausbau der Glasfasernetze. Entsprechende Koordinatoren fördern ebenfalls den Ausbau der neuen Mobilfunknetze.
Der Berufsverband Ingenieure für Kommunikation hat für Kommunen einen Fragenkatalog entwickelt, der im Hinblick auf die Vorbereitung des 5G-Ausbaus die steigenden Genehmigungsverfahren ebenso wie die Leerrohrinfrastruktur und Bürgerbeteiligung thematisiert.
Zusammenfassend bildet ein ausgebautes Glasfasernetz die Voraussetzung für den Ausbau eines leistungsfähigen 5G-Mobilfunknetzes. Kommunen können den Ausbau durch die Einbindung ihrer Verkehrsinfrastruktur und die Koordinierung und Förderung des Breitbandausbaus unterstützen.

Der Autor: Heinz Leymann ist Bundesvorsitzender des Berufsverbands Ingenieure für Kommunikation (Ifkom) in Dortmund.