Die Gemeinde Loßburg will ihre Sportstätten und Schulbauten ganzheitlich weiterentwickeln. Bürgermeister Christoph Enderle erläutert im Interview seine Ziele und die Leitlinien der Planung.
„Das Schiff Gemeinde muss maßvoll und vorausschauend entwickelt und manövriert werden.“ An dieser Devise orientiert sich Christoph Enderle. Der Bürgermeister der 7500 Einwohner zählenden Gemeinde im nördlichen Schwarzwald arbeitet bei der Weiterentwicklung der kommunalen Sportstätten und Schulbauten mit den Beratungs- und Planungsunternehmen Sport Concept und Kubus 360 zusammen.
Herr Enderle, was war Ihr Motiv für einen Masterplan?
Enderle: Wir hatten mehrere Themen wie etwa die Zukunft des Hallenbads, aber auch den Sanierungsstau bei der Sporthalle und die Schaffung von Raum für eine Mensa für unsere Gemeinschaftsschule. Uns war klar, dass wir uns erst einmal einen ganzheitlichen Überblick über den Bedarf verschaffen müssen, bevor wir entscheiden und handeln können. Gleichzeitig sollten Spielräume für die Zukunft von vornherein eingebaut sein. Wir wollen architektonisch etwas Gescheites, aber als modulare Lösung. Letztlich soll eine Art Campus entstehen. Zentral war für uns, dass wir statt zu reagieren agieren können.
Gab es Hindernisse auf dem Entscheidungsweg?
Enderle: Eine Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen ist langfristig nicht da, das müssen wir als gegeben akzeptieren. Die Akzeptanz der Bevölkerung im Hinblick auf den Erhalt des Hallenbades ist ein weiterer Faktor. Die Frage der Kosten wollen wir durch maßvolles Bauen in Bauabschnitten kontrollieren. Eine Gemeinde ist ein großer Tanker; es gilt, große Herausforderungen abzuwägen, dass es auch in Zukunft passt. Dreht man am Steuerrad, weiß man erst Jahre oder nach Fertigstellung, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat. Das Schiff Gemeinde muss maßvoll und vorausschauend entwickelt und manövriert werden.
Wie sieht Ihr erstes Resümee aus im Hinblick auf Ihre Vorgehensweise?
Enderle: Lieber investiere ich jetzt Zeit und Geld für die Entwicklung der Parameter, auf die eine Planung aufbauen kann. Wenn das Projekt erst einmal steht, schlagen ja die Betriebskosten weitaus höher zu. Wir gehen diesen Weg und haben damit den Hut auf. Diese Entscheidungsgrundlage betrachten wir als Sicherheitskorridor. Ich bin erst drei Jahre im Amt, damit soll aber für meine Nachfolger nichts zementiert sein. Mit der Masterplanung und einer prozesshaften Planung und deren Umsetzung erhöhen wir die Akzeptanz unserer kommunalen Projekte in der Bevölkerung. Verschiedene Varianten konnten zunächst mit einem offenen Ergebnis im Sinne eines Brainstormings im Rat diskutiert werden. Jeder Teilaspekt hatte etwas, was für einen Baustein aus einer Variante sprach. Letztlich haben wir uns für eine Lösung entschieden, die Aspekte mehrerer vorgeschlagener Varianten vereinbart. Zentral war für uns dabei auch der Diskurs auf Augenhöhe zwischen Bauherr und Planer.
Interview: Insa Lüdtke
Die Interviewerin
Insa Lüdtke, Berlin, ist freie Autorin mit Schwerpunkt Immobilienwirtschaft
Zur Person: Christoph Enderle ist 40 Jahre alt, Diplom-Verwaltungswirt (FH) und parteilos. Seit 2013 ist er Bürgermeister der Gemeinde mit knapp 7500 Einwohnern im nördlichen Schwarzwald gelegen.