Immer mehr Hersteller bieten ferngesteuerte Geräte an. Unser Autor hat sich auf der Freilandmesse Demopark die neuesten Mäher und Geräteträger angesehen und mit den Anbietern gesprochen. Dabei wurde deutlich: Vor dem gänzlich autonomen Einsatz sind unter anderem rechtliche Fragen zu klären.
Die eleganten kleinen Roboterrasenmäher auf privaten Grundstücken haben Lust auf mehr gemacht, und die Perspektiven des autonomen Autofahrens lassen aufhorchen: Autonomes Arbeiten auch im städtischen Park und auf dem Friedhof? Zu hören war auf der Freilandmesse Demopark im Juni 2019 in Eisenach dazu viel, zu sehen aber nicht. Denn die Vorstellung, die Maschine morgens am Einsatzort „auszusetzen“ und abends wieder abzuholen, bleibt noch für lange Zeit eine Utopie – zumindest in Deutschland.
Viel zu sehen gab es dagegen zum Thema der Fernsteuerung. Immer mehr Hersteller vorrangig von Mähgeräten, aber auch von kleineren Geräteträgern, bieten diese Technik an. Die Maschinen sind in der Lage, getrennt vom Bediener ihre Arbeit zu machen. Das heißt aber auch, dass dieser am Einsatzort anwesend sein muss, das Geschehen im Blick hat und notfalls eingreifen kann. Mehr geht nicht, denn an ein unbeaufsichtigtes Arbeiten im öffentlichen Raum traut sich kein Hersteller heran – abwarten heißt hier die Devise.
Das hat zwei Gründe. Alle gesetzlichen Fragen zu einer Haftung bei Unfällen mit unbeaufsichtigten Geräten sind ungeklärt. Möglicherweise entstehen im Zuge eines autonomen Autofahrens Regeln, die auch für Arbeiten auf öffentlichen Flächen anwendbar sind. Dazu kommen noch nicht gelöste technische Fragen. Klaus Mies, Geschäftsführer der Agria-Werke, weiß um die potenziell schwierige Situation im Gelände. Jeder Stein, jeder Strauch kann stören, denn das Gelände ist im Gegensatz zur Straße nicht vom GPS erfasst, eine Programmierung des Einsatzes also viel komplizierter als auf der Straße. Also gilt für Agria: „Nie ohne Begleitung. Möglich ist aber, mehrere Geräte von einem Supervisor überwachen zu lassen.“
In abgeschlossenen Bereichen bei wenig komplizierten Arealen – beispielsweise Grasflächen auf Flughäfen – hält Mies ein autonomes Arbeiten für machbar, die Entwicklungen sollen in rund zwei Jahren abgeschlossen sein. Derartige Versuche laufen derzeit, unter anderem mäht ein Terratrac von Aebi-Schmidt auf dem Flughafen Düsseldorf. Auf dem Flughafen Linz (Österreich) fährt ein Metron P 84 C von Reform als Zugfahrzeug auf programmierten Wegen.
Komplizierte Einsatzstrecken programmieren
Auch beim österreichischen Hersteller Reform, der mit dem ferngesteuerten Geräteträger Metron – die Produktion ist jetzt angelaufen – für großes Aufsehen gesorgt hat, ist das rein autonome Fahren noch in der Entwicklung. Stephan Ackermann, Leiter Produktmanagement und Marketing, sieht noch viele Aufgaben vor sich. Zwar leisten die Komponenten Kamera und Laserscanner viel, GPS-Daten und Karten machen manches möglich, sodass die Maschine ein Terrain regelrecht erlernen kann (machine learning). Aber: Nicht jeder Tag ist gleich, ungünstige Wetterverhältnisse, besonders Regen und Schnee, können die Datenübermittlung und ihre Anwendung stören. Und außerdem, so sagt Ackermann: „Der Gesetzgeber weiß selbst noch nicht, wie es weitergehen soll.“
Im Zentrum der Entwicklungsarbeiten stehen überall die verlässliche Datenerfassung und die Programmierung auch komplizierter Einsatzstrecken. Sicherheitselemente wie das automatische Stoppen des Geräts bei Hindernissen (und Wiederanfahren, wenn beispielsweise ein Mensch sich wieder entfernt) funktionieren längst und sind ja auch in den ferngesteuerten Maschinen eingebaut. Diese sind die momentane Zukunftslösung. Das unbemannte Bearbeiten schlecht erreichbarer oder gefährlicher Abschnitte und die geringere Beanspruchung des Bedieners sind klare Vorteile.
Das Angebot an ferngesteuerten Mähraupen wächst. Auf der Demopark kamen der Hycut von Kersten und der Robocut von Dabekausen hinzu, Agria, Aebi-Schmidt, Energreen, Lipco, Irus, Menke und Kommtek sind weitere Anbieter aus dieser Gruppe. Die Mehrzahl verfügt über nur einen Anbauraum für Geräte, einige über zwei und der Metron P 48 C als waschechter Geräteträger sogar über drei. Unterschiedlich sind auch die Energiequellen. Diesel- oder Benzinmotoren sind die Norm, es gibt aber auch Elektromotoren (Aebi-Schmidt und Kersten).
Eine interessante Stufe zwischen ferngesteuertem, überwachtem Einsatz zeichnet sich auch schon ab: Der Schwarmeinsatz ermöglicht den Einsatz mehrerer ferngesteuerter Geräte. Generell ist das nach Aussage von Agria bereits möglich. Die Zukunft muss ja auch nicht gleich komplett autonom sein.
Matthias Röcke
Der Autor
Matthias Röcke, Sinzig, ist freier Journalist mit Schwerpunkt Technik
Info: Roboter auf dem Friedhof
Der Friedhof als Einsatzfläche hat seine Eigenheiten. Meist gerade gezogene Wege, mehr oder weniger in einer Reihe stehende Grabsteine und klar abgegrenzte Grünflächen rufen förmlich nach einem automatisierten Einsatz. Aber der Friedhof ist eben meistens auch ein öffentlicher Bereich. Die Firma Innok Robotics macht sich bei ihrer Idee des Robotereinsatzes die Öffnungszeiten der Friedhöfe zunutze. Ohne Friedhofsbesucher ist nach Schließung der Tore vieles möglich, auch das Bewässern von Grabstellen. Einmal programmiert, fährt der Rainos genannte Bewässerungsroboter über die Friedhofswege und bewässert die Grabstellen entsprechend der Aufträge der Friedhofsverwaltung. Kern des Systems ist die Roboterplattform Heros, ein meist vierrädriges kompaktes Allradgerät, das außer bewässern auch Schnee räumen oder mit einem Roboterarm zugreifen kann. Das alles geschieht elektrisch – leise soll es auf einem Friedhof ja auch zugehen. (mrö)