„Erneuerbare“ Eigenerzeugung in großem Stil und Aufbau eines intelligenten Stromnetzes: Michael Lucke hat das Allgäuer Überlandwerk in Kempten zu einem der innovativsten Versorger Deutschlands umgebaut.
Als „energiegeladen“ beschreibt man gemeinhin Menschen, die Aufgaben mit großem Elan anpacken und zielstrebig auf gute Ergebnisse hin arbeiten. Michael Lucke ist ein solcher Typ. Da passt es bestens, dass er beruflich in einer Branche zu tun hat, die von Energie lebt: Lucke ist Geschäftsführer des Allgäuer Überlandwerks in Kempten, einem regionalen Energieversorger mit rein kommunalem Hintergrund.
Was Lucke antreibt ist die Begeisterung, an der Umsetzung der Energiewende mitzuwirken: „Ich freue mich, dass unser Unternehmen dazu beiträgt, den Umstieg auf eine neue, bessere Energieversorgung in Deutschland mitzugestalten.“
Lucke steht an der Spitze eines Stadtwerks, dessen Erfolgsgeschichte als „erneuerbarer“ Versorger vor zehn Jahren begann. Gemeinsam mit den AÜW-Beschäftigten suchte er einen Ansatz zur Weiterentwicklung des Unternehmens in einem sich wandelnden geschäftlichen Umfeld. Wie wird die Energiebranche der Zukunft aussehen, welche Aufgaben und Möglichkeiten kommen hinzu? Auf diese Fragen Antworten zu finden, die gleichermaßen den geschäftlichen Erfolg des AÜW sichern wie sie auch Impulse für die Energiezukunft geben, ist Luckes Ziel.
Als 2011 Fukushima den Anstoß für die grundlegende Änderung der deutschen Energiepolitik gab, lag beim AÜW der „Fahrplan“ für die Energiezukunft längst vor. Grundlage war eine Potenzialanalyse, die man 2006 durch das Fraunhofer-Institut hatte erstellen lassen. Sie empfahl den radikalen Ausbau der Stromeigenerzeugung und die Aufrüstung des Stromnetzes. Lucke: „Bereits heute decken wir im Netzgebiet der Allgäu-Netz rund 35 Prozent des Strombedarfs mit erneuerbaren Energien – das ist Ziel der Bundesregierung für das Jahr 2020!“
Die positive Entwicklung des Unternehmens im zurückliegenden Jahrzehnt zeigt, dass man in Kempten die richtigen Schalter betätigte. „Wir haben bewiesen, dass auch ein mittelständischer Energieversorger seinen Rolle im deutschen Strommarkt findet“, sagt Lucke. Der Erfolg lässt sich nicht allein an steigenden Umsatzzahlen und stabilen Gewinnen ablesen. Auch Dritte honorieren die besonderen Leistungen des Allgäuer Überlandwerks. 2014 wurde man „Stadtwerk des Jahres“ und erreichte den ersten Platz beim Energy Award. Zudem durfte Michael Lucke selbst den von der Fachpublikation „Energie & Management“ initiierten Preis „Energiemanager des Jahres“ entgegennehmen.
Wer sich seinem „Job“ in einem Maße verschrieben hat wie Lucke, dem bleibt wenig Zeit für Privates. Anfang und Ende des Tages sind für die Familie reserviert. „Ich genieße es, meinen Sohn zur Schule zu fahren. Und am besten mit allen gemeinsam zu Abend zu essen. Dazwischen arbeite ich.“ Es sei immer ein Balanceakt, genügend Zeit für Besprechungen, konzentriertes Arbeiten und Reflexion zu finden“, sagt Lucke und gibt zu: „Mein Zeitmanagement ist deutlich verbesserungsfähig.“ Zum Glück aber empfinde er viel „positiven Stress“.
Wolfram Markus
Zur Person
Michael Lucke (Jg. 1969, verheiratet, zwei Kinder) ist seit 2004 Geschäftsführer der Allgäuer Überlandwerk (AÜW) in Kempten (Bayern), dem größten regionalen Energieversorger im Allgäu. Er machte seinerzeit unter 200 Bewerbern um den AÜW-Chefposten das Rennen. Lucke hat Betriebswirtschaft studiert, arbeitete als Berufseinsteiger 1993 zunächst bei der Treuhandanstalt, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits erste Berührung mit dem Energiesektor. Es folgten Engagements bei der Beratungsgesellschaft Arthur Andersen und der Kanzlei Haarmann Hemmelrath, wo er neue Geschäftsmodelle für Energieversorger entwickelte. Weil er nicht nur Anstöße geben, sondern selbst Veränderungen gestalten wollte, wechselte er schließlich in die Energiepraxis. Luckes Lebensmotto: Just do it!
Allgäuer Überlandwerk (AUW)
Betätigungsfelder: Energieerzeugung, -vertrieb/-handel (Schwerpunkt Strom), Ausbau erneuerbarer Energien, Innovations- und Forschungsprojekte in Bezug auf die Energiewende
Umsatz: ca. 250 Mio. Euro pro Jahr
Gewinn: ca. 15 Mio. Euro pro Jahr
Investitionen: ca. 30 Mio. Euro (Ausbau Wasserkraft, Windkraft, Solar, Biomasse)
Mitarbeiter: 300
Eigentümer: Kommunen und kommunale Unternehmen in der Region Allgäu sowie die Gemeinde Mittelberg (Österreich)