Neue Impulse für Lichtkonzepte: Wie Leipzig von der Mitgliedschaft in der LUCI Association profitiert

Die Erhellung der Nacht hat Licht- und Schattenseiten, darüber sollte man sich sehr genau im Klaren sein: Darum geht es der LUCI Association. Leipzig ist als einzige deutsche Stadt in dieser internationalen Gruppe vernetzt. Wie ist es dazu gekommen – und was bringt das? Eine der Akteurinnen antwortet.

LUCI Association
Der Fokus soll auf der Lichtqualität und nicht auf der Lichtquantität liegen: Das ist der Ansatz der Stadt Leipzig. In ihren Beleuchtungskonzepten ist sie angeregt durch die Mitgliedschaft in der LUCI Association und dem kontinuierlichen Austausch mit den Netzwerkpartnern. Foto: Adobe Stock/andifink

Eine lebendige Städtepartnerschaft zur Stadt Lyon in Frankreich bestand bereits – ausgehend davon kam 2002 die Anfrage an Leipzig, im Rahmen eines EU-Projektes unter der Leitung Lyons ein Städtenetzwerk aufzubauen, das sich zu allen Aspekten der öffentlichen Beleuchtung austauschen sollte. Das ambitionierte INTERREG-III-C Projekt mit dem Titel „Lighting Urban Community International (LUCI)“ vereinte zwölf europäische Städte, die von 2003 bis 2006 Erfahrungen und Wissen austauschten.

Das zeitlich begrenzte EU-Projekt war jedoch nicht das Ende der Zusammenarbeit für die teilnehmenden Städte. Die Stadt Lyon übernahm in eigener Regie die Geschäftsführung der LUCI Association und stellte zu Beginn Personal und Finanzen zur Verfügung. Sie hat mit viel Geschick und Enthusiasmus erreicht, dass sich aus einem kleinen europäischen Städtenetzwerk ein weltweites Städtenetzwerk gründete.

Gemeinnützige LUCI Association

Die gemeinnützige LUCI Association ist inzwischen finanziell und personell unabhängig von der Stadtverwaltung Lyon, hat ihren Geschäftssitz aber auch weiterhin dort. Sie vereint derzeit 70 Städte weltweit aus über 40 Ländern und hat mehr als 50 assoziierte Mitglieder sowie Partner aus der Leuchtenindustrie, aus Universitäten, Berufsverbänden und Forschungseinrichtungen. Zum Beispiel die Firma Leipziger Leuchten GmbH: Sie war über mehrere Jahre eines der assoziierten Mitglieder im LUCI Netzwerk. Leipzig ist derzeit die einzige Mitgliedsstadt aus Deutschland.

Die LUCI Association pflegt zudem Kontakte zu deutschen Akteuren wie dem Lichtfestival in Berlin, der Firma Christmas Garden Deutschland GmbH und zur Light+Building Messe in Frankfurt am Main.

Leipzig ist gewissermaßen Gründungsmitglied der LUCI Association, und die Stadt hat in ihrer inzwischen mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Mitgliedschaft verschiedene aktive Rollen übernommen. Von 2007 bis 2015 war sie Mitglied im Vorstand der LUCI Association, hat zwei Konferenzen in Leipzig abgehalten sowie in verschiedenen Kommissionen und Arbeitsgruppen aktiv mitgearbeitet. Hervorzuheben sind hier etwa die Leitung der „LUCI Charter on Urban Lighting“ Kommission im Jahr 2009/2010 sowie ein Sitz im Herausgeberbeirat des Magazins „Cities and Lighting“, das von LUCI publiziert wird.

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Eine der Optionen, mit dem Thema Beleuchtung umzugehen: Leipzig setzt sein Völkerschlachtdenkmal in Szene. Gleichzeitig geht es darum, (Strom-)Kosten zu sparen und Lichtverschmutzung zu vermeiden – ein schwieriger Balanceakt. Foto: Adobe Stock/Jörg Pfand

Lichtkonzept des Richard-Wagner-Platzes ausgezeichnet

Auch die assoziierten Mitglieder tragen dazu bei, dass gute Projekte mit Vorbildcharakter gewürdigt werden und somit weltweite Aufmerksamkeit erfahren. So lobte die Firma Philips über mehrere Jahre den „City.People.Light Award“ aus. Die Stadt Leipzig bekam für die Umgestaltung des Richard-Wagner-Platzes mit einem Lichtkonzept des Büros Licht Kunst Licht Bonn/Berlin im Jahr 2014 den ersten Preis.

Während des 20. Jubiläumsjahres des Netzwerks fand im Jahr 2022 innerhalb der LUCI-Arbeitsgruppen ein kollektiver Schreibprozess statt, um die LUCI Charta zu novellieren. Die Stadt Leipzig brachte sich auch hier wieder aktiv ein: im Rahmen einer Arbeitsgruppe zu Themen der Lichtverschmutzung und im Lenkungsausschuss für die neue Erklärung.

LUCI Association setzt sich für bessere Lichtqualität ein

Im März 2023 verabschiedeten die LUCI-Mitglieder die neue Erklärung anlässlich der Jahreshauptversammlung in Jyväskylä, Finnland: Sie bekam den Titel „LUCI-Erklärung zur Zukunft der Stadtbeleuchtung“. Die Erklärung legt den Schwerpunkt auf die Lichtqualität statt auf die Lichtquantität. Sie enthält Empfehlungen zur Anpassung städtischer Beleuchtungsstrategien an Klimaveränderungen, veränderte Lebensstile und technologische Entwicklungen.

Die Stadtverwaltung Leipzig entschied sich von Anbeginn der Mitgliedschaft in LUCI für ein „fachliches Tandem“, bestehend aus Fachleuten aus dem Stadtplanungsamt sowie der Abteilung Stadtbeleuchtung aus dem Verkehrs- und Tiefbauamt. Dies geschah auch vor dem Hintergrund, dass Leipzig zu einer der ersten deutschen Städte gehörte, die in den 1990er Jahren ein Lichtkonzept für die Gesamtstadt in Auftrag gab, das in enger Kooperation beider Fachdisziplinen (Städtebau und Stadtbeleuchtung) entwickelt wurde.

LUCI Association gibt Impulse für Leipzigs Entwicklung

Die LUCI Association genießt internationale Aufmerksamkeit und wird immer wieder als Partner in verschiedenen EU-Projekten angefragt – dann ermöglicht sie ihren Mitgliedsstädten, in diesen Projekten mitzuwirken.

So wurde die Stadt Leipzig Projektpartner im EU-Projekt PLUS („Public Lighting Strategies for Sustainable Urban Places“). Zudem hat sie einen Sitz im „Health and Urban Lighting Advisory Board“ (HULAB) im Rahmen des EU-Projektes ENLIGHTENme.

Die im EU-Projekt PLUS von 2010 bis 2012 erarbeitete Lichtstrategie mit Aktionsplan diente dem Leipziger Lichtmasterplan als Grundlage und fachliche Vertiefung im Austausch mit den europäischen Projektpartnerstädten und in enger Kooperation mit der LUCI Association: Die vom Oberbürgermeister der Stadt Leipzig unterzeichnete LUCI Charta bildete das Fundament der Entwicklung einer eigenen Lichtstrategie.

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Wie soll Beleuchtung gestaltet werden? Leipzig legt großen Wert auf diesen Fragekomplex. Foto: Adobe Stock/AhoiAdventures.com

Wertvolle Impulse für Leipzigs Lichtmasterplan

Die eigenen strategischen Ziele mit Fachleuten aus verschiedenen Ländern und Städten reflektieren zu können und sich dabei mit dem Blick von außen beraten zu lassen, war ein wertvoller, inhaltlich nicht zu unterschätzender Baustein auf dem Weg zum aktuellen Lichtmasterplan.

Neben den Themen der Lichtmasterplanung und Beleuchtungstechnologien spielt auch der fachliche und künstlerische Austausch zum Thema Lichtfest in der LUCI Association eine große Rolle. Das Lichtfest Leipzig ist ein zentrales Erinnerungsformat, das jährlich am Abend des 9. Oktober veranstaltet wird. Das erste Lichtfest stand am 9. Oktober 2009 unter dem Motto „Aufbruch Leipzig – 20 Jahre Friedliche Revolution und Einheit Europas“. Entlang des historischen Demonstrationswegs wurden Audio-, Video- und Lichtbeiträge präsentiert. Zur ersten Veranstaltung kamen damals deutlich mehr als 100.000 Menschen.

Die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH organisiert und finanziert mit der Stadt Leipzig, der Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“, dem Beirat „Kuratorium Friedliche Revolution 1989“ sowie vielen Sponsoren und Förderern jährlich das Lichtfest. Viele künstlerische Beiträge der vergangenen Jahre kommen aus Leipzigs Städtepartnerschaften oder aber auch aus dem LUCI Netzwerk.

Kooperationen zur Gestaltung von Lichtfesten

Ein aktuelles Beispiel für die Kooperation zwischen LUCI-Mitgliedsstädten sowie Lichtkünstlerinnen und Lichtkünstlern im Rahmen von Lichtfesten ist das Projekt „Beacon of Hope“, das 2023 in Leipzig auf dem Richard-Wagner-Platz im Rahmen des Lichtfestes zu erleben war. Das durch LUCI organisierte, jährlich in Lyon anlässlich der Fête des Lumières stattfindende „Lyon Light Festival Forum“ (LLFF) bietet dazu den geeigneten Raum, sich zum Thema Lichtfest auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

Neben den rein fachlichen Aspekten von Städtebau und Stadtbeleuchtung sowie der Zusammenarbeit mit einer Institution aus unserer Partnerstadt Lyon darf man vor allem den Wert des weltweiten, quasi „kostenlosen“ City Marketings nicht unterschätzen. Die Aufgabe, die Stadt Leipzig weltweit in diesem einzigartigen Netzwerk vertreten zu dürfen, ist zudem eine außergewöhnliche Fortbildung für die beteiligten Kolleginnen und Kollegen – sie erweitert den Horizont und motiviert für die eigenen Projekte.

Die sehr herzlichen, kollegialen Kontakte, die über die Jahre unter den langjährigen Mitgliedsstädten innerhalb des Netzwerkes entstanden sind, sind ein wertvoller, fachlicher Schatz. Zudem sind sie eine persönliche Bereicherung für diejenigen, die kontinuierlich daran teilhaben dürfen.                             


Die Autorin

Heike Besier ist Mitarbeiterin im Fachbereich Gestaltung Öffentlicher Raum und Vertreterin der Stadt Leipzig im LUCI Netzwerk.


Heike Besie

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