Keine Abgasemissionen in der Stadt und geringer Geräuschpegel sind zwei markante Eigenschaften von elektrisch betriebenen Bussen. Eine Reihe von kommunalen Verkehrsunternehmen setzt E-Busse im Linienbetrieb ein. Wir stellen Beispiele aus Braunschweig, Regensburg sowie dem Hohenlohekreis vor.
Den Kommunen kommt bei der Gestaltung der Energiewende eine entscheidende Rolle zu. Immer mehr städtische Verkehrsbetriebe erweitern daher ihren Fuhrpark um geräuscharme und energieeffiziente Elektrobusse. Der Landkreis Hohenlohe im Nordosten Baden-Württembergs will mit gutem Beispiel vorangehen und eine der größten Flotten an E-Bussen in Deutschland aufbauen. „Mit dem Einsatz dieser Technik setzen wir ein Zeichen für die gesamte Region“, freut sich Landrat Matthias Neth über den sichtbaren Fortschritt hin zu mehr nachhaltiger Mobilität. Der ländlich geprägte Kreis erstellt derzeit ein Klimaschutzkonzept. Die Elektromobilität ist darin ein wichtiger Baustein.
Das Land Baden-Württemberg trägt im Rahmen der Initiative „Elektromobilität II“ einen Teil der Mehrkosten für die Anschaffung der umweltfreundlichen Busse, die im regionalen Linienverkehr zum Einsatz kommen. „Wir wollen erreichen, dass sich noch mehr Kommunen für den Einsatz umweltschonender Nahverkehrsmittel entscheiden“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. Insgesamt 600.000 Euro sicherte das Land dem Hohenlohekreis für den Kauf der vier Busse zu, die im Vergleich zu einem Linienbus mit Dieselmotor in der Anschaffung teurer sind. Die Fahrzeuge sind mit einem energieeffizienten Radnabenantrieb des Herstellers Ziehl-Abegg ausgestattet.
Zum Jahresende hin sollen zwei weitere E-Busse im regionalen Linienverkehr fahren. Bis dahin werden sie auf der Landesgartenschau in Öhringen im Pendelverkehr zwischen Gartenschaugelände und Parkplätzen eingesetzt. Mehrere Ladestationen sollen künftig einen reibungslosen Betrieb der Elektrobusse garantieren.
In Braunschweig fährt „emil“
Die städtische Verkehrgesellschaft in Braunschweig (Niedersachsen) nutzt im Nahverkehr bereits länger den Elektrobus „emil“. Das Verkehrsunternehmen hat gemeinsam mit den Partnern TU Braunschweig, Bombardier, BS Energy und Solaris im Jahr 2011 das E-Bus Projekt mit induktiver Ladeübertragung von 200 Kilowatt (kW) initiiert. „Die Idee ist, eine Fortentwicklung des Dieselbusses mit regenerativer Energie und hoher geplanter Verfügbarkeit durch die Schnellladung zu erwirken“, erklärt Frank Brandt, Prokurist der Braunschweiger Verkehrs-GmbH und Emil-Projektverantwortlicher. Das Projekt konnte mithilfe von Bundesförderungsmitteln zu den Schaufenstern „Elektromobilität“ umgesetzt werden.
Im Öffentlichen Personennahverkehr ist in Brandts Augen ein System der Schnellladung von 200 kW unbedingt erforderlich, um die Fahrzeug- und Fahreranzahl neutral zum Dieselsystem gestalten zu können und keine großen, schweren Batteriepacks über den Einsatztag transportieren zu müssen. Weitere Vorteile seien die geringe Schallemission der Busse und die äußerlich unsichtbaren Ladeeinheiten beim Induktivladesystem im urbanen Raum.
Die Projektverantwortlichen bereuen die Umrüstung nicht. „Allein der Betriebsmittelverbrauch befindet sich bei einem Gelenkbus bezogen auf zehn Jahre Nutzung um rund 150.000 Euro unterhalb des Dieselverbrauches eines vergleichbaren Busses“, so Frank Brandt. Auf die Stadtgröße bezogen seien die sechs Emil-Gelenkbusse im deutschlandweiten Vergleich bereits eine sehr stattliche Größe.
Die Braunschweiger planen zunächst eine mittelfristige Datenauswertung und Systembeobachtung. Damit das Projekt weiterhin erfolgreich laufe, so Brandt, sei eine Förderung von Fahrzeug- und Ladeinfrastruktur wünschenswert. „Es geht außerdem darum, bessere Rahmenbedingungen für eine Stromnutzung im Busbereich zu ermöglichen“, so seine Forderung an die Politik. Der Prokurist sieht Maßnahmen wie die Einführung der bundesweiten E-Pkw-Förderung als willkommenes Aufbruchssignal an die Fahrzeughersteller als auch an die Kunden.
Regensburg stellt um
Ein positives Feedback zum Einsatz von E-Bussen im Stadtverkehr kommt auch von den Stadtwerken Regensburg (SWR). Im vergangenen Jahr hat der Aufsichtsrat nach erfolgreichen Tests von E-Bussen in der Domstadt die Umstellung der Altstadtbusflotte auf leise und umweltfreundliche Elektrobusse beschlossen. „Damit gewinnen die Altstadtbewohner, die Passanten und nicht zuletzt die Busfahrgäste an Lebensqualität“, unterstreicht der SWR-Aufsichtsratsvorsitzende Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. „Diese Investition lohnt sich.“
Dass die E-Busse sehr leise sind, ist nicht ihr einziger Vorteil. Der Bus erlaubt dank seiner Breite von 2,20 Metern und einer Länge von 7,70 Metern eine wendige Fahrweise – bei einer durchschnittlichen Reichweite von 70 bis 75 Kilometern. Mit der Anschaffung der nachhaltigen Busse des italienischen Herstellers Rampini wird die Altstadtbusflotte komplett auf Elektroantrieb umgestellt und mit 100 Prozent Ökostrom der Regensburger Energie- und Wasserversorgung (Rewag) betrieben.
Insgesamt sind für die Anschaffung und Anpassung der Elektrobusse auf die Regensburger Bedürfnisse sowie die Installation von Ladestationen rund drei Millionen Euro einkalkuliert. Die Lieferzeit von kleineren E-Bussen beträgt etwa ein Jahr. Die Hoffnung der Regensburger ist daher groß, dass die Umstellung auf Elektrobusse nach den großen Sommerferien in Bayern im Herbst 2016 anläuft.
Die Akzeptanz für Elektrobusse in der Bevölkerung ist für die Regensburger Stadtwerke ein wichtiges Signal. „In Regensburg ist außerdem die Politik hier sehr aktiv und unterstützt die Elektromobilität, nicht nur im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs“, erklärt Pressesprecher Martin Gottschalk. „Entscheidender ist jedoch, dass sich die Technik weiterentwickelt. Insbesondere was die Reichweiten der Fahrzeuge angeht“, skizziert er die zukünftigen Erfolgsaussichten von nachhaltiger Mobilität im städtischen Nahverkehr.
Andreas Scholz
Der Autor
Andreas Scholz, Schwäbisch Hall, ist freier Journalist