Im Dialog zum Erfolg

Sturzfluten oder Dauerregen können die Erosion von Ackerboden zur Folge haben. Um daraus resultierende Schäden für Siedlungen zu vermeiden, haben fünf hessische Kommunen mit ihren Landwirten ein Kooperationsprojekt vereinbart. Im Dialog werden geeignete landbauliche Maßnahmen festgelegt.

 

Kann der Boden im Fall von Starkniederschlägen das auftreffende Niederschlagswasser nicht aufnehmen, fließt das Wasser oberflächlich ab. Das führt – oft schon bei geringen Hangneigungen – zum Abtrag von Bodenmaterial und zu Schäden auf Landwirtschafts- und Siedlungsflächen sowie zu Belastungen der Oberflächengewässer. In fünf hessischen Kommunen führten solche Schadensereignisse in der Ortslage durch den Eintrag von Bodenmaterial nach Starkregen zur Etablierung von landwirtschaftlichen Kooperationsprojekten. Sie verfolgen das Ziel, das Bodenerosions- und Abflussrisiko zu verringern.

Landwirtschaftliche Maßnahmen wie Mulchsaatverfahren, konservierende Bodenbearbeitung, Anbau von Zwischenfrüchten sowie Anlage von Grünstreifen reduzieren oder verhindern die Prozesse der Bodenerosion. Um solche Maßnahmen in den betroffenen Gebieten einsetzen zu können, beauftragen die betroffenen Kommunen eine begleitende landwirtschaftliche Beratung. In den Rahmenkooperationsvereinbarungen, die zwischen Landwirten und der Kommune abgeschlossen werden, sind zudem der konkrete Maßnahmeneinsatz sowie die Ausgleichszahlungen geregelt.

Begutachtung und Analyse

Zu Beginn jedes Projekts findet eine Situationsanalyse statt. Datengrundlagen (z. B. Erosionsatlas Hessen, Erosionskataster Cross-Compliance) werden ausgewertet sowie Ortsbegehungen, Nutzungs- und Erosionskartierungen durchgeführt. Ortskundige Personen werden zu den von ihnen beobachteten Erosionsereignissen der vergangenen Jahre befragt. Dabei werden Orte, Zeitpunkt und Größenordnung von erosiven Ereignissen ermittelt.

Zur Identifikation von Problembereichen erfolgt eine Modellierung und Erosionsgefährdungsbewertung. Mithilfe der „Allgemeinen Bodenabtragsgleichung“ (ABAG) werden auf Basis eines aufbereiteten digitalen Geländemodells (Raster 5 x 5 m) Einzugsgebiete, Abflussakkumulation und abflusswirksame Tiefenlinien berechnet. Anschließend findet ein Abgleich der Modellierungsergebnisse mit den Kartierungen und Geländebeobachtungen statt.

Für die Flächen in Problembereichen werden Maßnahmen entwickelt und wird die Umsetzung mit den betroffenen Landwirten in Abhängigkeit der geplanten Erntefrucht abgestimmt. Während Getreidefelder durch ihren dichten Bewuchs meist ausreichend Wasser aufnehmen und Oberflächenabfluss und Bodenabtrag im Frühjahr und Frühsommer verhindern können, sind Reihenkulturen wie Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais zu diesem Zeitpunkt besonders gefährdet.

Eine wirksame Erosionsschutzmaßnahme ist die Bestellung dieser Flächen in Mulchsaat, zum Beispiel mit vorherigem Anbau von Zwischenfrüchten. Die Anlage von mindestens zehn Meter breiten Grünstreifen in abflusskritischen Positionen reduziert ebenfalls die Bodenerosion. Bei Anlage der Erosionsschutzstreifen im Oberhang wird bereits die Entstehung der Erosion verhindert, während bei Streifen im Unterhang eine Schutzwirkung nur noch durch sehr breite Streifen (20 bis 25 m) erreicht werden kann, da der Abfluss durch den langen Fließweg hier bereits eine hohe Energie besitzt.

Auf den erosionsgefährdeten Standorten wird zudem der sogenannte Kulturzustand der Böden bewertet. Mithilfe der Spatendiagnose werden Bodenstruktur und -gefüge beurteilt und eventuelle vorhandene Bodenverdichtungen oder Verschlämmungen identifiziert. Zudem findet eine Bewertung der biologischen Aktivität (Durchwurzelung, Makro-/Bioporen, Regenwurmaktivität) sowie des Humus- und Kalkzustands statt.

Maßnahmen zur Bodenpflege

Im Rahmen der Projektbegleitung werden neben der einzelbetrieblichen Beratung und der Anlage von Demonstrationsflächen gemeinsame Feldbegehungen mit Landwirten und kommunalen Vertretern durchgeführt. Dabei werden besonders erosionsgefährdete Flächen begangen und die Umsetzung und Wirkung von Maßnahmen beurteilt. Die höchsten erosions- und oberflächenabflussmindernden Effekte in den fünf Projekten zeigen die Mulch- und Direktsaat sowie Erosionsschutzstreifen.

Auch die Kommunen selbst können Maßnahmen zum Erosionsschutz ergreifen. Dazu zählen die Wiederherstellung natürlicher oder künstlicher Barrieren, die Errichtung und Pflege von Sedimentfängen, Abflusswegen und Durchtrittsstellen, Anpassungen des Wegenetzes sowie Pflege und Anpassung der Bankette an Wegen.

Zum Erfolg der Projekte tragen die einvernehmliche Absprache mit den Landwirten und die individuelle Festlegung der notwendigen oder sinnvollen Maßnahmen für die gefährdeten Flächen bei. Für die Optimierung des Erosionsschutzes sind eine gemeinsame Erfolgskontrolle sowie die Diskussion der Maßnahmen und ihrer Wirkung unverzichtbar.

Ricarda Miller / Matthias Peter

Die Autoren
Ricarda Miller ist Mitarbeiterin, Dr. Matthias Peter ist Inhaber von Schnittstelle Boden, Ingenieurbüro für Boden- und Grundwasserschutz, in Ober-Mörlen