Zur Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele brauchen Kommunen und kommunale Unternehmen Mitarbeiter, die alternative Instrumente anwenden und interdisziplinär zusammenarbeiten können. Zum Beispiel Absolventen des Masters „Kommunalwirtschaft“ der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
Die Protestbewegung „Fridays for future“, Klimawandel und Nachhaltigkeit sind in der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Diskussion in aller Munde. Auch Kommunen und kommunale Unternehmen sind hiervon betroffen. CO2-Emissionen müssen reduziert und gleichzeitig muss die Digitalisierung der Gesellschaft sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht vorangetrieben werden. Zur Umsetzung dieser Ziele können nachhaltige, digitale und regionale Lösungskonzepte eine Antwort geben. Hierzu bedarf es Mitarbeiter in Kommunen und kommunalen Unternehmen, die in der Lage sind, kreative Lösungen, alternative Instrumente, neue Denkstrukturen und interdisziplinäre Zusammenarbeit umzusetzen, um eine digitale und nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu ermöglichen.
Seit dem Wintersemester 2010 wird an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) Eberswalde der Weiterbildungsstudiengang Master Kommunalwirtschaft (www.master-kw.de) angeboten und durchgeführt. In nunmehr zehn Jahren hatten mehr als 160 Studierende die Gelegenheit, in Gruppen von 15 bis 20 Studierenden pro Matrikel sich branchenübergreifend kommunalwirtschaftliche Inhalte mit einem Nachhaltigkeits- und einem Digitalisierungsfokus zu erarbeiten.
Kurz zur Entstehung des Studiengangs: Im Jahr 2009 kam eine Gruppe von Kommunen und kommunalen Unternehmen in Ostdeutschland auf die HNE Eberswalde zu, um ein Weiterbildungsprogramm mit kommunalwirtschaftlichen Schwerpunkten und sowohl nachhaltigen als auch digitalen Bezügen zu etablieren. Infrastrukturunternehmen in kommunaler Hand eignen sich besonders als Anschauungsobjekt einer nachhaltigen Transformation, da hier eine hohe Nachhaltigkeitsrelevanz durch die bereitgestellte Daseinsvorsorgeleistung besteht. Dies ist allein schon durch die kommunalen Branchen gegeben wie beispielsweise Energie- und Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Abfallwirtschaft sowie den Öffentlichen Personennahverkehr.
Zudem sind die Geschäftsmodelle neben ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit ein Paradebeispiel sozialer Nachhaltigkeit. Dies zeigt sich einerseits durch den Einsatz der erwirtschafteten Überschüsse zur Förderung des Gemeinwohls vor Ort, andererseits durch die Bereitstellung von Leistungsangeboten für sozial schwächere Bevölkerungsgruppen.
Projekten aus kommunalen Unternehmen
Der Master Kommunalwirtschaft adressiert sowohl kommunalwirtschaftliche Besonderheiten als auch die spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Hierdurch soll die Vorreiterrolle der kommunalen Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit betont und vor dem Hintergrund der digitalen Transformation ausgebaut werden. Dies erfolgt, indem die relevanten Themen in den Köpfen der berufsbegleitenden Weiterbildungsstudierenden verankert werden.
Der Praxisbezug des Studiengangs wird durch die Integration von Projekten aus den kommunalen Unternehmen und der kommunalen Verwaltungspraxis umgesetzt. Von den ersten Prüfungsleistungen bis hin zur Master-Thesis werden Praxisprojekte in das Studium integriert und sind integraler Lern- und Forschungsgegenstand. Daraus ergibt sich für das entsendende kommunale Unternehmen und für die Studierenden eine Win-Win-Situation, in der eigene Berufstätigkeit und Projekttätigkeit mit dem Studium verknüpft werden können. Oftmals ergeben sich aus den Master-Thesis-Themen heraus weitere Forschungs- und Transferprojekte, die im Anschluss gemeinsam mit der Hochschule und den Beteiligten umgesetzt werden können.
Die zentralen Studieninhalte enthalten Bestandteile, die das Umfeld der kommunalen Unternehmen beleuchten, sowie Fächer, die die Innensicht der kommunalen Unternehmen stärker analysieren. Juristische, gesellschaftspolitische und volkswirtschaftliche Grundlagen inklusive spezifischer Exkurse in kommunale Finanzausgleichssysteme und rechtliche Schwerpunktthemen wie Vergaberecht sind Bestandteil des Lehrplans. Diese stehen neben stärker betriebswirtschaftlichen Aspekten wie Unternehmensführung und Strategieentwicklung, Marketing und Controlling/Finance. Branchenspezifischen Aspekten wie Energie-, Wasser-, Abfallwirtschaft und öffentlicher Personennahverkehr wird ebenfalls hinreichend Raum gewidmet.
Das Ganze wird ergänzt um Soft Skill- und methodische Fächer wie klassisches und agiles Projektmanagement, Coaching-Ansätze, Kommunikation und Mediation. Digitale Lernformate in Form von selbst entwickelten Planspielen und weiteren Formaten werden in den Studiengang integriert.
Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit erfolgt integrativ in den branchen- und fachspezifischen Fächern als auch additiv durch Spezialmodule im Bereich der Nachhaltigkeit. Dem Nachhaltigkeitsaspekt und der Digitalisierung wird auch im operativen Studienbetrieb durch die Integration von Blended-Learning-Formaten und der Bündelung der Präsenzfenster Rechnung getragen.
Ein weiterer Aspekt ist der HNE Eberswalde besonders wichtig: Der Studiengang leistet einen Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit in Form der Durchlässigkeit für Zielgruppen, die den zweiten Bildungsweg beschritten haben. So können auch quereinsteigende Nicht-Akademiker ohne Vorstudium an diesem Weiterbildungsstudiengang teilnehmen, sofern sie qualifizierte Berufserfahrung vorweisen und die Eingangsprüfung vor dem Studium bestehen.
Mario Stoffels
Der Autor
Prof. Dr. Mario Stoffels ist Studiengangsleiter Master Kommunalwirtschaft am Lehrstuhl Controlling, Finanzen und Kommunalwirtschaft der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) Eberswalde