Gütegesicherte Ausschreibung und Bauüberwachung

Auftraggeber sollten bei der Vergabe von Leistungen im Kanalbau im Vorfeld klären, welche Baubüros über das RAL-Gütezeichen verfügen. Die Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 bietet bei der Leistungsvergabe von Ausschreibungen im Kanalbau eine unabhängige Eignungsprüfung.

Es liegt im Interesse von Städten und Kommunen, dass Abwasserleitungen und -kanäle von erfahrenen und zuverlässigen Fachleuten geplant, gebaut oder saniert werden. Ein Anspruch, der auch vom Regelwerk untermauert wird: Laut DIN EN 752:2008-04 müssen „Abwasserleitungen, Kanäle sowie andere Bauteile so geplant, gebaut, unterhalten und betrieben werden, dass der bauliche Zustand über die Nutzungsdauer aufrechterhalten wird“.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bedarf es Organisationen mit besonderer Erfahrung und Zuverlässigkeit hinsichtlich Ausschreibung und Bauüberwachung der Bauverfahren und Bauabläufe. Und zwar konkret mit Bezug auf das Thema Kanalbau und die zur Anwendung kommende Verfahrenstechnik. Daher ist es sinnvoll, bereits ab der Planungs- und Ausschreibungsphase geeignete Rahmenbedingungen zu definieren.

Qualität wird in der Planung erzeugt

Unter anderem hat der Ausschreibende dafür zu sorgen, dass geeignete Bauverfahren nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik eingesetzt werden. Planungs- und Ingenieurbüros sollten deshalb eine entsprechende Eignung nachweisen können. Das heißt, sie müssen für Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung von Bauleistungen qualifiziert sein und über umfassende Fähigkeiten verfügen, um die jeweiligen Bauprojekte fachgerecht vorzubereiten und in der Ausführung zu überwachen.

Deshalb ist es sinnvoll, auch die Eignung des Planers bereits bei der Beauftragung zu prüfen. Hierzu gibt die Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) folgende Möglichkeiten der Prüfung für den Planer vor: „Zum Nachweis der Fachkunde, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit (Eignung) dürfen nur Unterlagen und Angaben gefordert werden, die durch den Gegenstand des Auftrages gerechtfertigt sind. (Pragaraf 5 VOF, Ausgabe 2009 – Nachweis der Eignung).

Vor diesem Hintergrund wurde auf Initiative der Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kanalbau mit „Ausschreibung und Bauüberwachung“ ein zusätzlicher Baustein zur Qualitätssicherung geschaffen und Anforderungen für Ingenieurleistung im Bereich Ausschreibung und Bauüberwachung im offenen Kanalbau (Gruppe ABAK), bei grabenlosem Einbau (Gruppe ABV) und der grabenlosen Sanierung (Gruppe ABS) von Abwasserleitungen und -kanälen in die Güte- und Prüfbestimmungen aufgenommen.

Eine zuverlässige Ausschreibung und Bauausführung bei der Verlegung dichter und dauerhafter Abwasserleitungen und -kanäle verbessert die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme und sorgt für eine längere Nutzungsdauer der Abwassernetze. Auftraggeber können über das Gütezeichen prüfen, ob ihr künftiger Partner Erfahrung und Zuverlässigkeit im Umgang mit der bei dieser Maßnahme zum Einsatz kommenden Verfahrenstechnik gegenüber dem Güteausschuss nachgewiesen hat.

Mit dem Prüfingenieur zum Ziel

Die RAL-Gütesicherung Kanalbau bietet Beurteilungsgruppen an, um die Eignung der Organisation für Leistungen der Ausschreibung und Bauüberwachung nachzuweisen. Wichtig ist: Vor Vergabe von Leistungen bei Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung sollte der Auftraggeber prüfen, ob die entsprechenden Organisationen die erforderlichen Eignungskriterien erfüllen. Die Organisation kann diesen Nachweis auf Grundlage der Gütesicherung RAL-GZ 961, Beurteilungsgruppen ABAK, ABV und ABS führen.

Der Weg zur Erlangung eines RAL-Gütezeichens Kanalbau aus einer der Beurteilungsgruppen wird durch die vom Güteausschuss beauftragten Prüfingenieure begleitet. Zu Beginn findet in der Regel eine telefonische Beratung durch den beauftragten Prüfingenieur aus der jeweiligen Region statt. Gesprächsinhalte sind die Klärung von Fragen zum Prozedere oder Informationen zu den Anforderungen der RAL-Gütesicherung, zum Beispiel im Hinblick auf das System zur Fehlervermeidung. Danach erfolgt eine Betrachtung der internen Abläufe; hierzu zählen Sichtung von Unterlagen zur Ausschreibung, Bauüberwachung und Abnahme.

Werden die Anforderungen der RAL-GZ 961 mit Blick auf die Qualifikation des Personals, die Referenzen aus den letzten drei Jahren sowie die Bauüberwachung von Projekten erfüllt, kann das gewünschte Gütezeichen beantragt werden.

Die folgende Erstprüfung setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Vorhandene Qualitätsmanagementsysteme werden geprüft ebenso wie die Qualität von Ausschreibungen auf Basis der Leistungsverzeichnisse und Planunterlagen. Besondere Erfahrungen der Organisation oder des eingesetzten Personals werden durch Belege über entsprechende Tätigkeiten nachgewiesen.

Zudem erfolgen schriftliche Referenzanfragen an Auftraggeber mit Bestätigung der Ausschreibungs- und Bauüberwachungsleistung. Regelmäßige Qualifikationsschulungen gehören ebenso zum Profil der Gütezeicheninhaber. Entsprechend qualifizierte Organisationen führen nach der Gütezeichenverleihung aktiv ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem zur Fehlerminimierung.

Regelmäßig folgende Kontrollen

Abschließend werden die Ergebnisse der Firmenbesuche protokolliert. Die Beurteilung der Qualifikation erfolgt unter Berücksichtigung sämtlicher Erkenntnisse in einem zusammenfassenden Bericht. Fällt die Prüfung des Güteausschuss positiv aus, verleiht der Vorstand der Gütegemeinschaft dem Antragsteller auf Vorschlag des Güteausschusses das Gütezeichen. Nach einer Gütezeichenverleihung erfolgen dann – entsprechend der Vorgaben der Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961 – situationsabhängig, mindestens aber einmal pro Jahr Firmenbesuche in den Beurteilungsgruppen ABAK, ABV und ABS.

Beim jährlichen Firmenbesuch prüft und bewertet der vom Güteausschuss beauftragte Prüfingenieur stichprobenweise die Einhaltung und Dokumentation der der jeweiligen Beurteilungsgruppe zugehörigen Anforderungen, einschließlich der Dokumentation der Eigenüberwachung und der Meldungen von Projekten.

Die nachhaltige Planung und Ausführung von Abwasserentsorgungssystemen erfordert komplexes Fachwissen, das sowohl wasserwirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt als auch material- und bautechnische Aspekte. Oft entscheidet sich erst nach der Gewährleistungsabnahme, ob die vorgesehene Nutzungsdauer erreicht werden kann. Und dieses Resultat lässt sich nur dann erzielen, wenn in allen Bereichen mit entsprechendem Qualitätsbewusstsein gearbeitet wird. Letztendlich entscheidet bei der Vergabe von Erneuerungs- und Instandhaltungsmaßnahmen von Abwasserleitungen und -kanälen derjenige über die Nachhaltigkeit einer Maßnahme, der auch investiert.

Info: Der Güteschutz Kanalbau erweitert kontinuierlich seine Loseblattsammlungen, die als Nachschlagewerk im Kanalbau von großem Vorteil sein können und zum größten Teil unter www.kanalbau.com bezogen werden können. Die Loseblattsammlung enthält unter anderem die einschlägigen DIN- und DIN EN-Normen sowie die Arbeits- und. Merkblätter der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA).