Kommunen tragen Nachhaltigkeit, soziales Engagement, Umweltschutz und Gleichberechtigung in ihrer DNA. Sie sind für sogenannte Impact- und ESG-Investoren die idealen Investitionsziele. Für beide Teile könnte sich aus dem Nachhaltigkeitstrend eine Win-win-Situation ergeben.
Nachhaltigkeit ist aktuell einer der Top-Trends der Geldanlage. Immer mehr Investoren, sowohl private als auch institutionelle, suchen nach Geldanlagen mit einer positiven Auswirkung auf unsere Welt. Dafür sind Investoren sogar bereit, auf einen Teil der Rendite zu verzichten. Die Nachfrage ist groß, das Angebot hält sich noch in Grenzen, und auch das bewirkt, dass Zinsen für grüne, soziale und nachhaltige Anlagen vergleichsweise niedrig sind. Kommunen und ihre kommunalen Unternehmen können von diesem Trend ideal profitieren.
Für Investoren, die ihr Kapital nach ESG („environmental, social and governance“)-Gesichtspunkten investieren wollen oder müssen, oder die nach Projekten und Unternehmen suchen, die einen positiven Einfluss auf Umwelt und Leben ausüben („Impact Investing“), ist es nicht einfach, die richtigen Anlagen zu finden. Viele Unternehmen schreiben auf ihren Internetseiten und in ihren Geschäftsberichten darüber, wie sie sich um Umwelt, Soziales und Gleichberechtigung kümmern. Doch die Realität vieler Unternehmen sieht anders aus. Nicht so bei Kommunen. Im kommunalen Bereich werden sämtliche Themen, die ESG- und Impact-Investoren suchen, schon lange gelebt.
Kommunen punkten in allen Kategorien, die ESG-Investoren suchen. Im kommunalen Bereich ist das Thema Gleichberechtigung oft nicht mal mehr ein Thema. Inklusion ist ein fester Bestandteil der Verwaltung. Soziales Engagement ist ein zentraler Teil der Aufgaben einer Kommune. Zusätzlich fördern Städte und Gemeinden über direkte und indirekte Stiftungen Vereine, das Ehrenamt und kümmern sich um eine schwindelerregende Vielfalt sozialer Themen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist seit langer Zeit ein Auftrag, der gewissenhaft umgesetzt wird. Die meisten Investoren haben die Vorteile, die Kommunen im Bereich ESG mitbringen, noch nicht erkannt. Denn bisher lag das Verkaufsargument für kommunale Schuldscheine und Namensschuldverschreibungen nur in der Bonität.
Kommunale Leistungen und Werte betonen
Kommunen sollten auf der Suche nach Investoren ihre außergewöhnlichen Leistungen bei Themen wie Umwelt, soziales Engagement, Gleichberechtigung und Inklusion, nachhaltige Unternehmensführung, Impact Investing und Gender Lens Finance herausstreichen und damit Investoren ansprechen, die auf diese Themen abzielen. Bei der Vermarktung von Schuldscheindarlehen, Namensschuldverschreibungen und Anleihen im Bereich ESG und Nachhaltigkeit hilft ein Rating. Es gibt immer mehr Agenturen, die Emittenten nach ESG-Kriterien bewerten. Die aktuellen Marktführer für ESG-Ratings sind Sustainalytics- und MSCI-Ratings, aber je nach Zielinvestoren können sich auch kleinere, regionale Anbieter eignen.
Gerade für institutionelle Investoren sind ESG-Ratings wichtig und nicht selten Voraussetzung für eine Investition. Die verschiedenen Ratingagenturen benötigen dafür übrigens jede Menge Informationen und Daten, was durch die transparente Arbeitsweise von Kommunen keinen oder zumindest nur einen kleinen Mehraufwand bedeuten sollte. Transparenz ist zudem auch eines der Kriterien, die für ESG-Ratings wichtig sind.
Es kann auch nicht schaden, der Emission einen klingenden Namen zu geben, in dem bereits Schlüsselworte wie ESG, nachhaltig, grün, sozial oder Impact enthalten sind. Dadurch erhalten die Investitionen eine größere Aufmerksamkeit, werden bei Suchanfragen schneller gefunden, und gleichzeitig wird die Kommune bekannter für ihre nächste Emission im nachhaltigen Segment. Ist der Emissionserlös ohnedies für ein bestimmtes nachhaltiges, grünes oder soziales Vorhaben bestimmt, sollte dieses Thema benannt werden. Gerade in den Bereichen Impact Investing, Gender Lens Investing und ESG sind klare Verwendungszwecke gerne gesehen.
Die Zielgruppe für kommunale ESG- und Impact-Schuldscheindarlehen, Anleihen und Namensschuldverschreibungen sind auf diese Themen spezialisierte Fondsgesellschaften, Versicherungen, Stiftungen und immer häufiger Family Offices. Banken wie die auf Nachhaltigkeit und Impact Investing spezialisierte GLS-Bank könnten in diesem Prozess wertvolle Begleiter sein.
Martina Bahl
Die Autorin
Martina Bahl ist Geschäftsführerin der Bahl-Consult Unternehmensberatung in Kaarst