Gefährdung durch Starkregen darstellen

Aufgrund der Klimaerwärmung werden in Zukunft öfter extreme Wetterereignisse auftreten. Kommunales Starkregenrisikomanagement sorgt dafür, dass die Stadt und ihre Bewohner besser vor Überflutungen geschützt werden. Die Erstellung einer kommunalen Starkregengefahrenkarte ist der erste Baustein.

Meldungen über Starkregen und Unwetter können wir nahezu täglich in den Zeitungen lesen. Die Vorwarnzeiten sind extrem kurz. Im Gegensatz zu Flusshochwasser ist der genaue Ort und Zeitpunkt eines Starkregenereignisses kaum vorherzusagen. Es kann jede Region in Deutschland treffen. Gegen das Risiko Extremwetter gibt es keinen Schutz. Aber jede Kommune und jeder Bürger kann Vorsorge treffen. Es geht um geeignete Strategien zur Anpassung an den Klimawandel.

Städte und Gemeinden können lernen, wie mit den Gefahren und Risiken umzugehen ist, wenn sie wissen, auf welchen Wegen, über welche Straßen, Plätze und Gärten die Regenmassen und Sturzfluten voraussichtlich den Siedlungsraum durchströmen. Welche offenen Kanäle, Rinnen und Gräben laufen Gefahr, plötzlich zu reißenden Gewässern zu werden? Wo sind die kritischen Stellen, an denen sich mitgerissenes Material wie Holz, Treibgut, Böden, Geröll, Heuballen staut? Welche Verdolungseinläufe, Verrohrungen, Brücken, Zäune oder Rechen können verstopft werden und damit einen Rückstau verursachen?

Aber auch im Flachland müssen sich die Kommunen für das Extremwetterereignis Starkregen wappnen. Die Regenmassen sammeln sich in Senken und Mulden, denn aufgrund des fehlenden Gefälles kann das Regenwasser nicht schnell abfließen.

Alle Bundesländer befassen sich behördenseits mit Starkregen und der Anpassung an den Klimawandel. Zum Thema stehen Leitfäden und Handbücher zur Verfügung. Zentrale Inhalte sind Gefährdungsanalyse, Risikoanalyse und konzeptionelle Maßnahmenplanung. Vielfach wurden Förderprogramme aufgelegt, mit Förderquoten zwischen 50 und 75 Prozent, so zum Beispiel in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Simulationsmodell für den Abfluss des Niederschlags

Die Erstellung einer kommunalen Starkregengefahrenkarte ist der erste Baustein. Für die Gewitterzelle werden verschiedene Starkregenszenarien angenommen. In das Simulationsmodell für den oberflächigen Abfluss des Niederschlags werden unterschiedliche Regenmengen zwischen 35 Millimeter pro Stunde (mm/h) und über 100 mm/h eingespeist. Grundlage bildet ein Geländemodell mit Topografie, Flächennutzung, Oberflächenbeschaffenheit und anderen Kenndaten. Mithilfe einer zweidimensionalen, hydrodynamischen, nummerischen Modellierung werden Abflusswege, die Ausdehnung von Überflutungen, die Geschwindigkeiten sowie die Überflutungstiefen berechnet. Das Ergebnis sind Starkregengefahrenkarten mit den Informationen: Wo fließt das Wasser, wie schnell fließt das Wasser, wo staut sich das Wasser, wie hoch steht das Wasser? Die Karte zeigt die in besonderem Maße von Überflutungen betroffenen Areale.

Bereits bei einer Überflutungstiefe von zehn Zentimeter kann das Wasser über Lichtschächte und undichte Kellerfenster in ein Gebäude eindringen. Der Aufenthalt in überfluteten Kellerräumen ist lebensgefährlich. Bei Überflutungstiefen von über 50 Zentimeter steigt der statische Druck so stark an, dass die Dichtungen, vor allem bei nach innen zu öffnenden Türen, versagen.

Auf den Starkregengefahrenkarten können die möglichen Fließgeschwindigkeiten abgelesen werden. Beim Versuch, sich durch den Abflussstrom zu bewegen, besteht Gefahr für Leib und Leben. Ab Geschwindigkeiten von zwei Meter pro Sekunde können Türen aufgedrückt und Wände und Fenster eingedrückt werden.

Anpassung an den Klimawandel

Die Starkregengefahrenkarten sind das Schlüsselelement zur Darstellung der Gefährdung und zur Identifikation von Risiken. Sie bilden die Grundlage zur Verortung der zu treffenden Vorsorgemaßnahmen. Die Ergebnisse finden Eingang in die Alarm- und Einsatzpläne. Ziel ist es, potenzielle Schäden zu reduzieren. Im Rahmen der Risikoanalyse werden die besonders kritischen Stellen ermittelt und dokumentiert. Damit wissen die Rettungskräfte, wo die Gefahr für Leib und Leben am höchsten ist.

Am Ende des Prozesses entsteht ein Handlungskonzept für die Kommune. Das Ziel ist die Vermeidung, und wo dies nicht geht, zumindest die Minderung von Schäden infolge von Starkregenereignissen. In der Bauleitplanung können Gefahrenbereiche berücksichtigt und die Freihaltung von Flächen eingeplant werden. Weitere kommunale Maßnahmen sind natürlicher Wasserrückhalt, Retentionsräume, Lenken und Leiten von oberflächlich abfließendem Wasser, technische Schutzeinrichtungen und Krisenmanagement.

Das Ausmaß der Schäden zeigt, dass sehr viele Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen aktuell nicht gut auf Starkregen vorbreitet sind. Starkregenrisikomanagement ist ein wichtiges Instrument zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels und ein zentraler Baustein für die Anpassung an den Klimawandel auf kommunaler und privatwirtschaftlicher Ebene.

Barbara Espenlaub

Die Autorin
Barbara Espenlaub, Freiburg, ist Projektleiterin beim Ingenieurbüro HPC, das auf Flächenrecycling, Umweltberatung und Infrastrukturplanung spezialisiert ist