Flensburg geht im Carsharing mit gutem Beispiel voran

Stadtverwaltungen nutzen immer häufiger Carsharing-Angebote als Alternative zum hauseigenen Fuhrpark, um ihre Dienstfahrten zu organisieren. Die Fahrzeuge stehen in der Regel im öffentlichen Raum und können auch von Privatkunden genutzt werden: geteiltes Gut, doppelter Nutzen.

Viele Unternehmen haben Carsharing bereits für sich entdeckt und auch öffentliche Verwaltungen greifen immer öfter auf geteilte Pkw-Angebote zurück. Sie reduzieren damit den bestehenden Fuhrpark oder decken Bedarfsspitzen ab, wenn das Aufkommen der Dienstfahrten die Möglichkeiten des eigenen Fuhrparks übersteigt.

In vielen Kommunen ist Carsharing bereits im Einsatz. Die Stadt Köln nutzt bereits seit 1997 ein lokales Carsharing-Angebot. Mehr als 1300 Verwaltungsangestellte in über 67 Dienststellen absolvieren betriebliche Fahrten mit Carsharing-Fahrzeugen. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 14.000 Fahrten und über eine halbe Million Kilometer zurückgelegt. Ihnen stehen dafür 50 Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe der städtischen Dienststellen zur Verfügung. Seit Beginn der Nutzung haben sich die Anzahl der Fahrzeuge im hauseigenen Fuhrpark reduziert und somit sind auch die Kosten und der Aufwand für den Unterhalt gesunken. Viele Mitarbeiter sind mit dem Service so zufrieden, dass sie das Angebot auch privat nutzen.

Ein Carsharing-Auto kann bereits ab dem ersten Kilometer kostengünstiger sein als ein Pool-Fahrzeug. Dies ist abhängig von den Bereitstellungskosten des hauseigenen Fuhrparks. Personalkosten, Steuern und Versicherung, Reparaturen, Pflege und Wartung sowie Stellplatzgebühren sind Posten, die bei einem Auto zusätzlich zu den eigentlichen Spritkosten anfallen. Bei einem Carsharing-Fahrzeug sind diese Kosten bereits im Preis einer Buchung enthalten. Die Fahrtkosten werden übersichtlich in der Abrechnung dargestellt.

Ein bedienerfreundliches Buchungssystem übernimmt die Verwaltung. Die Fahrzeuge können online, per App oder telefonisch rund um die Uhr für spontane Fahrten oder bis zu einem halben Jahr im Voraus gebucht werden. Ein digitales Fahrtenbuch wird automatisch geführt, dies verringert den Aufwand, der üblicherweise mit einer Dienstfahrt verbunden ist, und erspart das mühselige Ausfüllen von Fahrtberichten und Abrechnungen.

Die Autos stehen auf Wunsch während der Dienstzeit exklusiv für die Nutzung durch die Verwaltung zur Verfügung. Nach Dienstschluss und am Wochenende können dann auch Privatkunden auf die Fahrzeuge zurückgreifen. Damit erweitert Carsharing das bestehende Mobilitätsangebot in der Stadt um eine attraktive Alternative zum eigenen Auto. Eine europaweite Studie belegt aktuell, dass stationsbasierte Angebote den städtischen Verkehr am stärksten entlasten. So schaffen 66 Prozent der Kunden nach Beginn der Nutzung von stationsbasiertem Carsharing ihr eigenes Auto ab. Infolgedessen greifen sie häufiger auf alternative Angebote wie das Fahrrad oder den Nahverkehr zurück. Ein geteiltes Auto entlastet den Stadtverkehr um bis zu 20 Pkw und leistet in Kombination mit dem Umweltverbund einen Beitrag zum Klimaschutz.

Stadt reduziert Kosten

Die schleswig-holsteinische Stadt Flensburg hat in Sachen Carsharing eine bemerkenswerte Initiative entwickelt. Seit dem Jahr 2008 bemüht sich ein Zusammenschluss von Unternehmen, Institutionen und öffentlichen Einrichtungen im sogenannten Klimapakt (als Verein organisiert) in verschiedenen Projekten um klimaschutzbezogenes Handeln. Seit 2015 nutzen Beschäftigte der beteiligten Unternehmen stationsbasiertes Carsharing.

Auch die Mitarbeiter des Flensburger Rathauses nutzen das Angebot für ihre Dienstfahrten. Zehn Abteilungen greifen auf Carsharing-Autos zurück. Im Jahr 2018 wurden rund 650 Dienstfahrten mit den Carsharing-Fahrzeugen unternommen.

Für Frank Axen, bei der Stadt Flensburg zuständig für strategische Projekte, Umwelt und Verkehr, stellt sich das Carsharing-Angebot als verlässliche Alternative zum eigenen Fuhrpark dar: „Wir konnten durch die Nutzung die Kosten von über einem Euro pro Kilometer auf fast 30 Cent reduzieren. Die Kollegen haben das Angebot gut angenommen. Wir können die Anzahl der hauseigenen Fahrzeuge dadurch deutlich verringern.“ Mittlerweile hat sich das Angebot vor Ort so gut etabliert, dass über 1000 Flensburger Carsharing nutzen. Anfangs startete das Unternehmen überwiegend mit Nutzern aus Gewerbe und Stadtverwaltung, verzeichnet jedoch mittlerweile immer mehr private Kunden.

Die Kostenreduktion ist für die Zuständigen bei der Stadt ein positiver Nebeneffekt. Wichtiger ist der Stadtverwaltung der Vorbildcharakter. „Wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Carsharing einfach ist und im Alltag funktioniert“, betont der Flensburger Bürgermeister Henning Brüggemann. „Damit rufen wir dazu auf, es uns gleichzutun und das Angebot ebenfalls zu nutzen. Nur so erreichen wir, dass das Angebot weiter ausgebaut werden kann und der Verkehr in der Stadt langfristig entlastet wird“, so Brüggemann.

Dass sich auch Mittelstädte oder Gemeinden in Städteregionen erfolgreich um ein Carsharing-Angebot bemühen können, zeigt aktuell das Beispiel der Stadt Achim in Niedersachsen. Mit knapp 30 000 Einwohnern hat die Gemeinde kürzlich ein Carsharing-Angebot an dem zentral gelegenen Rathaus ins Leben gerufen. Eines der beiden Fahrzeuge an der Carsharing-Station steht werktags für einige Stunden exklusiv für die Nutzung durch die Angestellten der Stadt zur Verfügung. In der übrigen Zeit können es die Achimer Bürger nutzen.

Bettina Dannheim

Die Autorin
Bettina Dannheim ist Geschäftsführerin des Carsharing-Unternehmens Cambio mit Sitz in Bremen und verantwortet insbesondere die Entwicklung des Marketings und des Fuhrparkmanagements