Feldtest bestanden: Smart-City-Anwendungen machen Kommunen lebenswerter

Pegelstandssensor in Kirchzarten: Die Daten werden per LoRaWAN regelmäßig an die Freiwillige Feuerwehr in Kirchzarten übermittelt. Foto: Badenovanetze

Weniger Zeitaufwand, weniger Kosten, dafür mehr Sicherheit und mehr Nachhaltigkeit – das ist die positive Bilanz für Smart-City-Anwendungen, die im Rahmen des Reallabors „Smart Region Südbaden“ untersucht wurden. Die Lösungen steigern die Lebensqualität vor Ort und sind einfach umsetzbar, so die Rückmeldungen der beteiligten Kommunen.

Fünf Gemeinden – Breisach am Rhein, Freiburg Gundelfingen, Kirchzarten und Lahr – beteiligten sich zwei Jahre lang am Reallabor „Smart Region Südbaden“, das unter der Leitung der Unternehmen Thüga und Badenovanetze durchgeführt wurde. Im Praxistest ging es um vier Kernfragen: Wie lassen sich innovative Smart-City-Anwendungen technisch umsetzen? Wie ist es um ihre Wirtschaftlichkeit bestellt? Wie profitieren konkret die Bürgerinnen und Bürger? Und wie nachhaltig sind die Lösungen? Untersucht wurden unter anderem die Fernauslesung von Wasser- und Wärmemengenzählern, die Belegungserfassung von Wohnmobilstell- und Behindertenparkplätzen, die Bodenfeuchtemessung, die Hochwasserüberwachung sowie die Füllstandssensorik für Altglascontainer.

„In den Reallaboren haben wir gemeinsam mit Partnerunternehmen Angebote entwickelt, mit denen Energieversorger ihre Kommunen im Digitalisierungsprozess unterstützen können“, erklärt Dr. Matthias Cord, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Thüga Aktiengesellschaft. „Der Bedarf ist groß, weil die Kommunen sehr schnell aktiv werden müssen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Smart-City-Konzepte machen Städte effizienter, klimaschonender und steigern damit die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger vor Ort.“

Geringe Fehleranfälligkeit bei Fernauslesung

Technisch gesehen gebe es angesichts der Erkenntnisse aus dem Reallabor für alle Anwendungen grünes Licht. Einen hohen wirtschaftlichen Mehrwert für Energieversorger biete die Fernauslesung von Wasser- und Wärmemengenzählern über IoT-Sensoren. Durch vermiedene Hausbesuche können Personalkosten eingespart werden, zudem können dadurch Bedarfsprozesse der Erzeugung optimiert werden, etwa über die Absenkung der Vorlauftemperatur oder Lastspitzenreduktion. Kundinnen und Kunden würden von der komfortablen Ablesung ohne Terminvereinbarung und der geringen Fehleranfälligkeit profitieren. Zudem ließen sich durch die kurz getaktete Datenübermittlung Wassernetze besser monitoren und Leckagen rasch erkennen. „Nach zweijähriger Testphase im Reallabor konnten wir ein marktfähiges und wirtschaftlich interessantes Dienstleistungsmodell entwickeln. Jetzt bieten wir den Kommunen in unserer Region die Fernauslesung von Wasser- und Wärmemengenzählern in unserem Portfolio an und registrieren großes Interesse,“ sagt Robin Grey, Geschäftsführer von Badenovanetze. Als Vorreiterin stelle die Gemeinde Ringsheim bereits seit Mitte November 2022 gemeinsam mit dem Unternehmen von manuellen auf digitale Wasser- und Wärmemengenzähler um.

Mehr Sicherheit durch automatisierte Pegelstandsmessung

Auch um Pegelstände von Grundwasser, fließenden Gewässern und Regenrückhaltebecken zu beobachten, hätten sich im Reallabor IoT-Sensoren in Verbindung mit LoRaWAN-Technologie bewährt. In der Gemeinde Kirchzarten kontrollierten bisher nach Regenfällen der Bauhof und die freiwillige Feuerwehr die Pegelstände der Gewässer. Nun übermitteln digitale Pegelmessanlagen die Werte automatisch und regelmäßig an einen Empfänger. Kirchzartens Bürgermeister Andreas Hall erklärt: „Insbesondere wenn sich Pegelstände schnell ändern, ist die digitale Messung von großem Nutzen. Über die integrierte Alarmfunktion können die entsprechenden Stellen frühzeitig informiert werden“. Kommunen könnten so schneller reagieren und seien letztlich resilienter gegenüber den Folgen des Klimawandels mit häufigeren und heftigeren Überschwemmungen.

Weniger Fahrten mit Abfall-Sammelfahrzeugen

Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit lohnen sich Ultraschall-Sensoren zur Füllstandsmessung in Altglascontainern. Anhand der dreimal täglich übermittelten Daten lassen sich die Touren der Sammelfahrzeuge optimieren – bis zu 25 Prozent der Fahrten könnten eingespart, Kosten und CO2-Ausstoß damit reduziert werden, so die Ergebnisse des Reallabors. Zudem lassen sich überfüllte Abfallbehälter im Stadtbild vermeiden. Aus wirtschaftlicher Sicht seien solche kommunale Anwendungsfälle für Energieversorger allerdings nur dann sinnvoll, wenn die Kommune oder ein kommunaler Betrieb die Implementierung der Technik mitfinanziere.

Das Reallabor „Smart Region Südbaden“ entstand über die Thüga-Innovationsplattform mit dem Ziel, ab Frühjahr 2020 für 18 Monate Smart-City-Anwendungen an unterschiedlichen Standorten und Bedingungen in der Praxis zu testen. Sie sind Teil des übergeordneten Projekts „Klimaaktive Kommune“. Unter diesem Dach bündelt Thüga Angebote, die auf die Dekarbonisierung des Stadtwerke-Kerngeschäfts Strom und Wärme einzahlen sowie auf angrenzende Geschäftsfelder wie E-Mobilität und Klimawandelresilienz.

red.