Duisburg mit seiner Stahlindustrie ist einem besonders hohen Transformationsdruck ausgesetzt. Um die Wirtschaftsstruktur weiter zu diversifizieren, setzt die Stadt an verschiedenen Hebeln an, dazu gehört auch die Stärkung des Handwerks: mit intensivem Dialog und umfassender Strategie.

Das Handwerk in Duisburg zeigt anschaulich, wie Tradition und Fortschritt zusammenwirken können. Mit 4356 Betrieben, einem Jahresumsatz von 2,03 Milliarden Euro und rund 14.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist es ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der nordrhein-westfälischen Stadt Duisburg (508.000 Einwohner). Mit seiner großen Vielfalt an Gewerken ist das Handwerk ein unverzichtbarer Bestandteil der städtischen Struktur und ein elementarer Motor des wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Miteinanders, der das alltägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger prägt.
Auch bei der Berufswahl junger Menschen spielt das Handwerk eine wichtige Rolle: rund 13 Prozent aller Auszubildenden in Duisburg entscheiden sich für einen handwerklichen Beruf. Obwohl die Branche pandemiebedingte Einschränkungen und Lieferengpässe zu bewältigen hatte, blieb die Zahl der Betriebe stabil oder wuchs sogar in einigen Bereichen.
Duisburg: Unterstützung für vielfältige Herausforderungen
Die Wirtschaftskraft des Duisburger Handwerks beruht auf einem breiten Branchenspektrum sowie gezielter Förderung durch Stadt und Handwerksorganisationen. Unternehmen unterschiedlicher Größe profitieren vom direkten Kontakt zu ihren Kunden und sind zugleich offen für ressourcenschonende Konzepte sowie neue Technologien – vom alteingesessenen Bäckereibetrieb über das modeschaffende Handwerk bis hin zu Kfz-Werkstätten und metallverarbeitenden Handwerksbetrieben.

Trotz positiver Entwicklung und konkreter Strategien gibt es Aufgaben, denen sich das Handwerk mit politischer Unterstützung stellen muss. Der Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Thema, insbesondere, weil weibliche Auszubildende seltener ins Handwerk streben. Steigende Energie- und Materialkosten treffen gerade kleinere Betriebe. Zudem erfordert der demografische Wandel Investitionen in Technik und Personal, während die Digitalisierung zusätzliches Know-how und Anpassungen in den Betriebsabläufen verlangt.
Interviews liefern die Datengrundlage
Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität des regionalen Hidden Champions weiterhin robust und resilient für die Zukunft aufzustellen. Deshalb hat das Wirtschaftsdezernat der Stadt Duisburg gemeinsam mit lokalen Handwerksakteuren in einem partizipativen Prozess die Stärken, Potenziale und Herausforderungen der Branche analysiert. Dafür wurden umfassende sozioökonomische Daten ausgewertet und bis zu 25 Interviews mit Betrieben, Kammern und weiteren Vertretern des Handwerks geführt. Auf dieser Grundlage entstand ein konkreter Maßnahmenkatalog. Er soll langfristig positive Impulse setzen und kann gleichzeitig anderen Kommunen als Orientierung dienen.
Digitalisierung als wichtiges Handlungsfeld
Um sich weiterhin zukunftsfähig aufzustellen, setzt Duisburgs Handwerk gemeinsam mit der Stadt auf verschiedene Ansätze, um eine resiliente Strategie in den Bereichen Digitalisierung, Klimaschutz, demografischer Wandel und Globalisierung zu entwickeln und umsetzen zu können. Vier Handlungsfelder haben sich als besonders resilienzfördernd und zukunftsfähig gezeigt:
Neue Wege in der Nachwuchsgewinnung: Kooperationen mit Schulen, individuelle Beratung und zielgruppenspezifische Azubi-Kampagnen sollen mehr junge Menschen – insbesondere Frauen sowie Migrantinnen und Migranten – für handwerkliche Berufe begeistern.
Digitalisierung als Zukunftsfeld: Fördermittelberatung, praxisnahe Workshops und der Austausch mit IT-Experten unterstützen kleinere Betriebe bei der Einführung digitaler Lösungen. Im Fokus stehen vor allem Onlinevermarktung, papierlose Auftragsabwicklung und Prozessautomatisierung.
Klimaschutz und Ressourcenschonung: Durch energieeffiziente Anlagen, regionale Lieferketten und umweltfreundliche Materialien eröffnen sich nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Potenziale – etwa bei der Installation von Solaranlagen und Wärmepumpen.
Vernetzung und Standortmarketing: Gemeinsame Auftritte bei Messen, überregionale Kooperationen und regionale Netzwerke stärken das Profil der Betriebe und erleichtern die Suche nach Kooperationspart-
nern.
Duisburg: Impulse auch für andere Städte
Das Duisburger Handwerk steht auf einem stabilen Fundament und zeigt sich zugleich offen für Neuerungen. Fachkräftesicherung, Digitalisierung und Kostenentwicklungen bleiben zentrale Themen, die jedoch mit konkreten Maßnahmen angegangen werden.
Dieses Zusammenspiel aus Traditionsbewusstsein, Förderung und Engagement für Nachhaltigkeit kann auch anderen Städten als Orientierung dienen, um ihre Handwerksstrukturen langfristig zu stärken und zukunftsfähig zu gestalten.
Andreas Goetsch, Benjamin Wenderlich
Die Autoren
Dr. Andreas Goetsch ist Innovationsmanager, Benjamin Wenderlich ist Wirtschaftsreferent der Stadt Duisburg.