Klimaneutral bis 2035 und dabei die Wege für Fußgänger, den ÖPNV sowie Rad- und Autofahrer so weiterentwickeln, dass in Zukunft alle eine gleichberechtigte Rolle einnehmen: Wie das in einer Großstadt gelingen soll, zeigt Düsseldorf anhand des Mobilitätsprojekts „Wege für alle“.
Mehr als eine Million Menschen sind täglich in der Landeshauptstadt Düsseldorf mobil. Die meisten der rund 650.000 Einwohnerinnen und Einwohner verlassen morgens ihr Zuhause. Die einen bringen die Kinder zur Kita, rund 56.000 Schülerinnen und Schüler machen sich auf den Weg zur Schule, und zehntausende Berufstätige fahren zur Arbeit. Gleichzeitig pendeln rund 380.000 Menschen jeden Tag in die Landeshauptstadt und wieder zurück – mit dem Fahrrad, dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln.
Für Düsseldorf bedeutet dies ein beachtliches Verkehrsaufkommen. Im Jahr 2018 wurden 36 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt (minus vier Prozent im Vergleich zu 2013), zu Fuß 27 Prozent und 16 Prozent mit dem Rad (plus vier Prozent zu 2013). Der Anteil der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel stieg von 19 auf 21 Prozent.
Doch wie lässt sich die urbane Mobilität in Zukunft gestalten? Dafür erarbeitet Düsseldorf derzeit den Mobilitätsplan D. Mit dem Sustainable Urban Mobility Plan will die Stadt das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität 2035 erreichen.
Zu den Zielen der Mobilität von Morgen gehören Wege für alle
Dafür sollen zukünftig Ressourcen und die Umwelt geschont und verantwortungsbewusst gehandelt werden. Außerdem sollen dabei die Interessen aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden. Hierfür sollen unter anderem die Anzahl der Wege im Umweltverbund weiter erhöht werden. Gleichzeitig soll der Autoverkehr auch als leistungsfähiger Verkehrsträger erhalten bleiben sowie stadt- und klimagerecht weiterentwickelt werden. Zu verstehen ist dieser dynamische Prozess viel mehr als agile beziehungsweise intelligente Gesamtbetrachtung einzelner Teilkonzepte denn als ein statischer Plan. Die Ziele der Mobilität von Morgen spiegeln dabei in hohem Maß die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen wider – Wege für alle im wahrsten Sinne.
„Wege für alle“ heißt deshalb auch die neue Kommunikationsmarke, um Mobilitätsprojekte und -aktivitäten der Landeshauptstadt Düsseldorf noch sichtbarer zu machen. Auf Sicht soll eine gleichberechtigte Mobilität für Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer sowie den öffentlichen Nahverkehr angestrebt und ermöglicht werden.
Für jeden das beste Mobilitätsangebot mit „Wege für alle“
„Wege für alle“ bedeutet: Jede Mobilitätsart soll in Düsseldorf für sich genommen so weiterentwickelt werden, dass sie eine gleichberechtigte Rolle in der zukünftigen, klimafreundlichen Mobilität der Stadt einnimmt. Es ist nicht beabsichtigt, nur einzelne Mobilitätsarten zu fördern oder auszuschließen. Alle Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger sollen das für sie jeweils beste Mobilitätsangebot nutzen können – leistungsstark, verlässlich, kostengünstig, klimafreundlich und barrierefrei. Hierfür sollen sichere und barrierefreie Verkehrsräume mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Sie sollen allen Verkehrsteilnehmern offenstehen und den öffentlichen Raum gerecht verteilen.
Am Beispiel des barrierefreien Umbaus der Haltestelle „Pöhlenweg“ lässt sich „Wege für alle“ gut veranschaulichen: Dort wurden in den vergangenen Monaten zeitgleich Radwege und Gehwege geschaffen, die Straße wurde neu asphaltiert, und die Haltestellen wurden so modernisiert, dass sie die Lebensqualität für alle, insbesonders aber für mobilitätseingeschränkte Menschen verbessert. So sollen die Vorteile moderner, barrierefreier Bahnsteige die Bereitschaft erhöhen, den Öffentlichen Personennahverkehr anstelle des eigenen Autos zu nutzen.
Einmonatige „Mobility Challenge“ in Düsseldorf
Wie gut man in Düsseldorf auch ohne eigenen Pkw im Alltag von A nach B gelangt, haben 20 Düsseldorferinnen und Düsseldorfer bei einer „Mobility Challenge“ einen Monat lang ausprobiert. Dabei legten sie alle Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad, via Carsharing sowie mit Bus und Bahn zurück. Von der Stadt erhielten sie dafür ein Mobilitätsbudget von 250 Euro, das entspricht den durchschnittlichen monatlichen Kosten eines Kleinwagens.
Nach dem selbst erlebten, nachhaltigen Alltagstest waren die meisten Teilnehmenden überrascht, wie oft und gut man ohne eigenes Auto in der Stadt mobil sein kann. Besonders die teilnehmenden Familien, schätzten dabei unter anderem das Lastenrad als Alltagshelfer und Alternative zum Pkw.
Die Erfahrungen aus der „Mobility Challenge“ fließen in weitere Mobilitätsangebote der Landeshauptstadt mit ein. So wurden bereits bei der Angebotspalette der inzwischen 17 Mobilitätsstationen unter anderem die Lastenradautomaten berücksichtigt. Darüber hinaus bieten die Stationen ein vielfältiges und nachhaltiges Mobilitätsangebot aus Fahrrädern, Lastenrädern, E-Scootern, Leih-Elektrorollern oder Carsharing-Fahrzeugen zum Mieten, Tauschen oder Parken an, dazu kommen Fahrradgaragen.
„Unter dem Motto ‚Wege für alle‘ wollen wir und unsere Partner, darunter die Rheinbahn und die Connected Mobilty Düsseldorf, die verschiedenen Ansichten innerhalb der Stadtgesellschaft aufnehmen“, sagt Jochen Kral, Dezernent für Mobilität- und Umwelt und führt weiter aus: „Unsere Verkehrsplanungen sollen sich nicht an einer einzelnen Mobilitätsart, sondern vielmehr konsequent an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, damit Düsseldorf zur Stadt der gleichberechtigten Mobilität wird. Der Klimaschutz bildet eine weitere Basis für die Neuausrichtung und wird bei der Weiterentwicklung berücksichtigt.“
Der Autor
Benjamin Sack arbeitet im Dezernat für Mobilität und Umwelt der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Benjamin Sack