Doppelt erfüllt

Glücklich können sich Menschen schätzen, bei denen Beruf und „Freizeitbeschäftigung“ extrem voneinander profitieren. Markus van der Zee gehört zu jenen. In zwei Rathäusern ist er aktiv, als Kämmerer und Ratsherr.

Wer Arbeit nur als lästiges Mittel zur Sicherung des Lebensunterhaltes betrachtet, wird auf Dauer mindestens unglücklich und im schlimmsten Fall krank. Es sei denn, er hat ein Hobby, das ihn regelmäßig vergessen macht, wie sehr er sich doch im Job täglich auf ungeliebtem Terrain bewegt. Markus van der Zee, Kämmerer im nordrhein-westfälischen Laer (rund 6500 Einwohner), hat solcherlei Ausweichstrategien nicht nötig. Für ihn ist sein Beruf genau das, was er sich vorgestellt hat. Schon im Studium (Verwaltungsmanagement) war für ihn klar: „Ich will Kämmerer werden.“ Der Wunsch erfüllte sich 2011, als ihn Laer zum Hüter der Finanzen berief.

32 Jahre jung war der gebürtige Niedersachse damals und hatte gleich einen schwierigen Job zu tun: „Seine“ Gemeinde ist wie viele andere NRW-Kommunen finanziell stark angeschlagen, gilt als überschuldet. Kein Zustand, mit dem van der Zee sich abfinden will. Die Schulden lediglich zu verwalten, entspricht nicht seinem Verständnis von kommunalem Agieren. Er setzte sich als persönliches Ziel die vollständige Haushaltskonsolidierung, konnte auf dem Weg dorthin bereits in seinem ersten Jahr als Kämmerer einen Erfolg verbuchen: Sein Haushaltssicherungskonzept führte Laer nach vielen Jahre im Nothaushalt zu einem genehmigten Etat. Seither sinken die jährlichen Defizite kontinuierlich. Van der Zee sieht das nicht als sein alleiniges Verdienst: „Hut ab vor der Laerer Kommunalpolitik, die diesen Weg mit mutigen Entscheidungen eingeschlagen hat“, hebt der Finanzfachmann die besondere Rolle des Gemeinderates bei der Haushaltskonsolidierung hervor.

Dass es die Lust am Mitgestalten kommunaler Modernisierungsprozesse war, die van der Zee vom privatwirtschaftlichen Sektor in den öffentlichen Dienst wechseln ließ, offenbart sich auch in der Wahl seiner „Freizeitbeschäftigung“: Ebenfalls 2011 ließ er sich von der CDU in seiner Heimatgemeinde Salzbergen für den Gemeinderat aufstellen. Während er im Laerer Rathaus überwiegend mit Zahlen umzugehen hat, beschäftigt ihn als Ratsherr und Mitglied im Ausschuss für Finanzen und Wirtschaftsförderung im finanziell gut ausgestatteten Salzbergen „eher das Sichtbare“. Die Umsetzung von kommunalen Bauvorhaben wie etwa Kindergärten oder das Entwickeln von Bau­gebieten gehören dazu.

Als Kämmerer sei es ein gutes Gefühl, wenn Planungen und Strategien auch aufgingen, und eine Bestätigung, wenn festgelegte Maßnahmen anschlügen, sagt van der Zee zu der Frage, wo er seinen persönlichen „Spaßfaktor“ im Hauptberuf sieht. Als Ratsherr ist der Wunsch, bei der Weiterentwicklung des Heimatortes „mit im Boot zu sein“, Motiviation und Voraussetzung zugleich für ein erfülltes ehrenamtliches Engagement.

Vor allem aber: Job und Mandat passen bestens zusammen: „Beide Funktionen profitieren von der jeweils anderen extrem, die Kommunalpolitik macht mich zu einem besseren Kämmerer“, hebt der Familienvater hervor und ist sich bewusst, dass die positive Verbissenheit, mit der er in beiden Aufgaben unterwegs ist, ihn gelegentlich an seine Grenzen bringt und von der Familie Verzicht verlangt. Er könne sich für ein Ziel quälen, sagt van der Zee, es schließlich zu erreichen sei ein erfüllendes Gefühl, aus dem er Zufriedenheit schöpfe: „Beruf und Mandat müssen unterm Strich Spaß machen, sonst leidet die Lebensqualität.“

Wolfram Markus

Zur Person
Markus van der Zee (Jg. 1979, verheiratet, ein Kind) ist seit 2011 Kämmerer der Gemeinde Laer (Nordrhein-Westfalen). In Salzbergen (Niedersachsen) gehört der CDU-Mann dem Gemeinderat an. Privat betreibt er das Portal www.KommZuK.de zu Fragen der output­orientierten Haushaltssteuerung. Sein Lebensmotto: Arbeitszeit ist Lebenszeit.

Gemeinde Laer
Einwohner: ca. 6500
Gebietszugehörigkeit: Nordrhein-Westfalen, Kreis Steinfurt
Haushalt (2015): ca. 10,2 Mio. Euro
Gewerbesteuer (Ansatz 2015): ca. 1,6 Mio. Euro
Pro-Kopf-Verschuldung: ca. 1720 Euro

Gemeinde Salzbergen
Einwohner: ca. 7500
Gebietszugehörigkeit: Niedersachsen, Landkreis Emsland
Haushalt (2015): ca. 14,6 Mio. Euro
Gewerbesteuer (Ansatz 2015): ca. 7,2 Mio. Euro
Pro-Kopf-Verschuldung: ca. 790 Euro