Die solidarische Stadt

Eine lebenswerte Stadt ist eine gerechte Stadt. Der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly stellt das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit.

„Ich möchte Nürnberg als eine Stadt voller Lebensqualität, voller Chancen für alle Menschen mit viel sozialer Gerechtigkeit weiterentwickeln.“ Als Oberbürgermeister hat Ulrich Maly alle Hebel in der Hand, um diesen Zielen näherzukommen. Seit 2002 lenkt der 54-Jährige die Geschicke seiner 500.000 Einwohner zählenden Heimatstadt.

Die Absichtserklärung des SPD-Parteimitglieds Maly klingt wie das praktische Programm seiner politischen, von dem italienischen Rechtsphilosophen und Publizisten Noberto Bobbio geprägten Leitidee. Demnach muss das Angehen gegen die Ungleichheit unter den Menschen immer als Motivation präsent bleiben. Bei aller Aufgabenvielfalt der politischen Agenda – um nur Finanzen, Stadtentwicklung und Verkehr zu nennen –, stuft Maly soziale und Bildungsfragen von der Kita über die Schulen bis zur Asylpolitik als besonders wichtig ein.

Die Integration von Zuwanderern hat der Nürnberger OB und amtierende Präsident des Deutschen Städtetages in seiner Stadt zur „Chefsache“ gemacht. Die politischen Strukturen und Gremien hierfür wurden seit seinem Amtsantritt neu gestaltet und zahlreiche Modellvorhaben angestoßen. Dieser Einsatz wird wahrgenommen: Als Vertreter der deutschen Städte wurde Ulrich Maly im Jahr 2010 in die Deutsche Islam-Konferenz berufen.

Politische Entscheidungen sollten das Ergebnis einer umfassenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung sein, meint Maly. Das zu realisieren, versucht er zum Beispiel mit den von ihm eingeführten „mobilen Bürgerversammlungen“. Dabei fahren der OB und Vertreter der Stadt- und Verwaltungsspitze mit dem Rad in die Stadtteile und besprechen Probleme direkt mit den Bürgern.

Kommunalpolitische Zeichen setzte Ulrich Maly bereits in seiner Zeit als Kämmerer der Stadt Nürnberg in den Jahren 1996 bis 2002. So führte er zum Beispiel die Kosten- und Leistungsrechnung ein, bereitete die Umstellung des Rechnungswesens von der Kameralistik auf die Doppik vor sowie die Verwendung einer Standardsoftware.

Malys Engagement für das Gemeinwesen reicht viele Jahre zurück: „Schon in der Jugendarbeit war ich im Kreisjugendring der Stadt aktiv“, sagt er. Früh hat er erfahren, dass die „die kommunale Ebene die unmittelbarste politische Ebene ist“. Daraus sei auch sein Wunsch entstanden, sich beruflich dem kommunalen Sektor zuzuwenden.

Nach dem Gymnasium betreute Ulrich Maly im Zivildienst behinderte Kinder und war in der Altenpflege aktiv. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg und promovierte mit einer Arbeit über „Wirtschaft und Umwelt in der Stadtentwicklungspolitik“.

Ansehen und Wert seines gegenwärtigen Amtes schätzt Maly nüchtern ein: „Ich gehöre nicht zu denen, die sich morgens im Spiegel selber als „Herr Oberbürgermeister“ begrüßen. „Der Beruf“ OB sei natürlich schon bedeutend. „Er ist vielseitig, spannend, abwechslungsreich und immer dicht dran an den Menschen.“

Wenn Malys Arbeitstag um neun Uhr beginnt, hat er die Joggingrunde und alle Zeitungen schon „intus“. Dann, so berichtet er, dann geht’s im Halb- und Stundentakt durch den Tag, gern auch mit Innendienst, „oft mit viel Außendienst“. Ende sei zwischen 21 und 23 Uhr, „an schönen Tagen um 19 Uhr“.

Mit dem Einsatz für Nürnberg ist es nicht getan. Im Lauf der Jahre hat Maly ständig weitere Verpflichtungen übernommen. Seit 2011 ist er Vorsitzender des Bayerischen Städtetags, seit 2013 Präsident des Deutschen Städtetags. Der kommunale Spitzenverband nimmt Stellung zu allen aktuellen politischen Themen, Malys Stimme wird gehört. „Die wachsende Zahl der Flüchtlinge“, so sagte er Ende November, „stellt uns vor integrationspolitische Herausforderungen, die wir gesamtgesellschaftlich schultern müssen. Denn wir wollen und müssen Menschen, die längere Zeit hier leben, auch vernünftig in Deutschland integrieren.“

Hier kann sich zeigen, was „die Stadtpolitik im Dialog“, so Malys politische Herzensangelegenheit, zu erreichen imstande ist. Das Ziel ist klar: eine „solidarische Stadtgesellschaft“.

Jörg Benzing

Zur Person: Dr. Ulrich Maly (Jg. 1960, verheiratet, zwei erwachsene Kinder) ist seit 2002 Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg (Bayern). Zuvor war er sechs Jahre lang Kämmerer der Stadt und bereitete die Verwaltung auf die doppische Haushaltsrechnung vor. Maly ist unter anderem Vorsitzender im Aufsichtsrat verschiedener städtischer Töchter und Beteiligungen, außerdem ist er Vorsitzender des Bayerischen Städtetags und Präsident des Deutschen Städtetags.

Stadt Nürnberg
Einwohner: rund 500.000
Gebietszugehörigkeit: Bayern, kreisfrei
Haushaltsvolumen (2015): 1,624 Mrd. Euro (ordentliche Aufwendungen)
Gewerbesteuereinnahmen (2014): 392 Mio. Euro (erwartetes Ist);
Pro-Kopf-Verschuldung: 2601 Euro (mit ÖPP-Verbindlichkeiten)