Die Pumpe läuft wieder problemlos

Feuchttücher und Hygieneartikel im Abwasser verursachen Störungen in der Kanalisation. Verstopfungen zu beseitigen, ist zeit- und kostenaufwendig. Pumpenstörungen lassen sich durch die Installation von Zweiwellen-Zerkleinerern wirtschaftlich umgehen, wie zwei Anwendungsbeispiele zeigen.

Moderne Konzepte für die Abwasserförderung müssen vielfältige Anforderungen erfüllen. Eine hohe Zuverlässigkeit erreichen viele Anlagen durch die redundante Ausführung der Förderorgane. Daneben müssen sich Betreiber für Starkregenereignisse wappnen, um auf die stärker ausgeprägten Klimaschwankungen zu reagieren. Unter dem Strich soll der Abwassertransport energieeffizient sein. Der Wirkungsgrad der Pumpen ist bei relativ hohen Betriebsstunden außerordentlich wichtig.

Neben diesen Aspekten stehen Anlagenbetreiber ganz praktischen Herausforderungen gegenüber. Die Gewohnheiten der Bevölkerung im Umgang mit Abfällen verändern sich. Feuchttücher waren lange Zeit der Kleinkindpflege vorbehalten. Heute sind sie ein Teil der alltäglichen Hygiene und landen nach Gebrauch in der Toilette. Aber auch Tampons, Slipeinlagen, Verbände werden über die Kanalisation entsorgt, obwohl dies gesetzlich verboten ist. Auch Kleidung, findet den Weg in die Kanalisation.

Einmal im Abwasserkanal, werden Hygieneartikel und Textilien zum Problem für die Technik. Aufgrund der enthaltenen Fasern lösen sich Feuchttücher längst nicht so einfach auf wie Toilettenpapier. Stattdessen verzopfen sie und verstopfen zunehmend Pumpen, Armaturen und Leitungen. Die installierte Technik ist auf diese Entsorgungsgewohnheiten nicht ausgelegt. Selbst Kreiselpumpen mit Schneidrad und sogenannte Zerreißpumpen geraten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. In Pumpstationen und Kläranlagen gehört die wöchentliche Störungsbeseitigung heute vielerorts zur Routine, die für Abwasserverbände und Kommunen mit steigenden Kosten für Wartungsarbeiten verbunden ist.

Fremdstoffe werden pumpengängig zerkleinert

Als Lösung für Pumpenstörungen durch verzopftes Material kommen zum Beispiel Zweiwellen-Zerkleinerer infrage, die vor den Pumpen eingesetzt werden. Diese Geräte versprechen, die Pumpen durch die Zerkleinerung vor groben Feststoffen zu schützen und Betriebsstörungen zu verhindern. Moderne Geräte verbrauchen im Leerlauf wenig Energie und stellen im Bedarfsfall dank niedriger Drehzahlen hohe Drehmomente für die Störstoffzerkleinerung bereit. Weiterentwickelte Zerkleinerungswerkzeuge ermöglichen die Übertragung hoher Kräfte und machen die Zerkleinerer kraftvoll und effizient.

Optimierte Bauformen ermöglichen hohe Durchflussmengen und sorgen im Umkehrschluss für geringe Investitionsaufwendungen und geringen Platzbedarf. Neben Standardkonfigurationen, die einer trocken aufgestellten Pumpe ähneln, gibt es kompakte Inline-Varianten, die sich platzsparend nachrüsten lassen. Konzepte für offene Kanäle und Einlaufbauwerke. Edelstahlvarianten für aggressive Abwässer sind ebenso verfügbar wie Tauchmotoren, für den Fall, dass das Aggregat geflutet wird.

Um Probleme und Störungen an der Hauptpumpe ihrer Kläranlage durch Feuchttücher und andere Störstoffe langfristig zu beheben, installierte die Verbandsgemeinde Wonnegau (Rheinland-Pfalz) den Zweiwellen-Zerkleinerer „XRipper XRP“ von Vogelsang. Das Geräte hatte drei Anforderungen zu erfüllen: Wartung und Teilewechsel sollten durch eigenes Personal möglich sein. Um den Umbau der Schaltschränke zu umgehen, war eine eigenständige Steuerung Voraussetzung. Die engen Räume der Pumpstation forderten außerdem die für die Installation passenden Geräteabmessungen und Aufbau.

„Seit der Inbetriebnahme Anfang Januar 2016 laufen Pumpe und XRipper problemlos. An der Pumpe gab es keine Verstopfung mehr“, weiß Klärmeister Heiko Schuch. Seit der Installation des Zerkleinerers sorgt dieser für einen Betrieb der Hauptschmutzwasserpumpe ohne Unterbrechungen. Dem Mehrverbrauch an Strom durch den Zerkleinerer steht die Reduzierung der Stromaufnahme der Kreiselpumpe gegenüber. Dank des störungsfreien Betriebs der Pumpe spart die Gemeinde Arbeitszeit von über 200 Stunden jährlich für Wartungen.

Auch in der Kläranlage der Gemeinde Lautertal (Hessen) führte die zunehmende Menge von Feuchttüchern und Mikrofasertüchern im Abwasser zu Problemen. Eine Aufklärungskampagne der Gemeinde zur ordnungsgemäßen Entsorgung verbesserte die Situation nur vorübergehend. Allein von Janbuar bis Mai 2016 waren 32 Wartungseinsätze erforderlich, um Verstopfungen zu beheben. Unter normalen Bedingungen war der zuständige Mitarbeiter damit eine Stunde beschäftigt. In extremen Fällen wurden so viele Störstoffe zur Pumpstation gespült, dass die Kreiselpumpen unmittelbar nach der Störungsbeseitigung wieder verstopften.

Um Wartungsaufwand und -kosten zu reduzieren, wurde testweise ein Vogelsang-Zerkleinerer (Typ XRipper XRC-SIK) im offenen Sammelschacht vor dem Pufferbecken installiert. Das Abwasser passiert den Zerkleinerer ungehindert, während die Störstoffe im Schacht zurückgehalten werden. Der Zerkleinerer wurde von der Gemeinde nach Ablauf des Testzeitraums von drei Monaten übernommen.

Red.