Das Angebot an Elektrofahrzeugen für den Einsatz in Kommunen wächst langsam, aber stetig. Das gilt für Kehrmaschinen, Transporter, Lastwagen für die Abfallsammlung und neuerdings auch Traktoren. Sie alle punkten nicht zuletzt durch den lärmarmen Betrieb. Auch die Mähtechnik verzeichnet Fortschritte.
Wohin führt der Weg in diesem Jahr bei der Kommunaltechnik? Ist etwa ein Durchbruch des elektrischen Antriebs wie im Automobilsektor zu erwarten? So schnell geht es wohl nicht. Die Branche der hochspezialisierten und von kreativer Tüftelei geprägten, meist mittelständischen Hersteller kennt kaum schlagartige Umwälzungen. Vielmehr stehen kontinuierliche Weiterentwicklungen auf dem Jahresplan, auch in der Elektrifizierung von Antrieben und im automatisierten Arbeiten. Sichtbar ist der Fortschritt aber durchaus.
Der elektrische Antrieb, ob nun batteriegespeist oder in hybridischer Kombination mit Verbrennungsmotoren, wird zwar im Jahr 2021 nicht in breiter Front Marktanteile bei Fahrzeugen und Geräten der Kommunaltechnik erobern. Aber er hat seine Nischen mit starkem Wachstum. Das gilt natürlich zuerst für alles, was mit Kraftfahrzeugtechnik zu tun hat. Elektrotransporter jeder Größe stehen mittlerweile in umfangreicher Typenvielfalt zur Verfügung („der gemeinderat“ berichtete mehrfach). Ganz neu für 2021 sind die serienmäßig hergestellten rein elektrisch betriebenen Lastwagen mittlerer Tonnagen.
Der „eActros“ von Mercedes-Benz im Gesamtgewicht von 25 Tonnen wird ab 2021 verkauft, Volvo hat den Zwölftonner aus der Electric Line fertig, die Größeren sollen bis 2022 folgen. Renault und Scania haben mittelschwere Versionen bis 18 Tonnen im Programm.
Für Kommunen interessant ist hier vor allem der Einsatz als Abfallsammelfahrzeuge. Elektrisch fahren und arbeiten schont nicht nur das Klima über die Einsparung von CO2, sondern auch das „Klima“ zwischen Bürgerschaft und Kommune. Denn komplett elektrisch angetriebene Abfallsammelfahrzeuge (inklusive Pressvorgang) arbeiten leise, deshalb dürfen sie auch schon früh am Morgen ran.
Neben Abwandlungen aus der Großserie gibt es auch interessante Lösungen aus der Nische. Faun, Marktführer bei Abfallsammelaufbauten, hält zwei alternative Komplettfahrzeuge bereit: Den batterieelektrisch angetriebenen Futurikum, ein Umbau des Econic von Mercedes-Benz, importiert Faun aus der Schweiz, und das Wasserstofffahrzeug Bluepower, ebenfalls auf Basis des Econic, hat die Firma selbst entwickelt. Der Futurikum ist verfügbar, der Bluepower geht 2021 in die Erprobung bei der Kundschaft.
Hier und da, fast noch etwas verschämt, kommen erste elektrisch angetriebene Kompakttraktoren um die Ecke. Fendt erprobt seinen „e100“ schon lange und plant 2021 die Markteinführung. Kubota hat Batterieversionen für den kleinen Traktor B 2 (als Verbrenner 19 bis 28 PS stark) und einen Minibagger als Studien vorgestellt. Die Angaben sind noch spärlich. Garantiert wird eine den Dieselversionen entsprechende Leistung. Inwieweit sich das auch auf den Geräteantrieb bezieht, bleibt abzuwarten. Versprochen sind beim Traktor kommunale Mäharbeiten, Streuung und Transportaufgaben.
Vorreiter in der Verbreitung des elektrischen Antriebs unter Kommunalfahrzeugen ist die Kehrtechnik. Auch hier lockt der sehr leise Betrieb. Es gibt bereits eine stattliche Auswahl kleiner und mittelgroßer Komplettfahrzeuge oder Aufbauten für Lkw-Fahrgestelle. Pionier war hier der schweizerische Hersteller Bucher, der mit den V 20 e und VS 20 s (früher City Cat) bei den Kompakten bereits die zweite Generation anbietet. Mit dabei sind Aebi Schmidt („eSwingo 200“) und Boschung/Küpper Weisser (Urban Sweeper S 2.0).
VOLLELEKTRISCH KEHREN
Hako hatte auf der Fachmesse Demopark 2019 den Prototyp seiner Citymaster 1650 ze vorgestellt. Die knickgelenkte Maschine ist jetzt serienreif, die ersten Exemplare werden in diesem Jahr ausgeliefert. Der Citymaster lässt sich auch als Geräteträger einsetzen. Ravo aus den Niederlanden produziert ein vollelektrisches Kehrfahrzeug mit 2,5 Kubikmeter Volumen. Im Bereich der Lkw-Aufbauten ist bei sechs Kubikmeter Volumen Brock (VS 6 e) und Bucher (V 65 e) vertreten. Sowohl Kehr- wie auch Fahrantrieb laufen elektrisch.
Der Innovationsschub bei den Kehrmaschinen hat bereits auf ein anderes zukunftsträchtiges Gebiet übergegriffen, das autonome Arbeiten. Die schon genannte Urban Sweeper 2.0 kann nämlich als Option auch ganz allein kehren, gesteuert von Sensoren, 360-Grad-Kamera, Radar und GPS-Antennen. Alle sichtbaren Objekte – Kehricht und Hindernisse – werden erfasst. Die Maschine ist sogar in der Lage – schöne neue Technikersprache – „autonom aufzuwachen“, um dann loszulegen. In China klappt das alles schon auf Autobahnen. Von 2022 an soll in Deutschland ein neues Gesetz den Einsatz solcher Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr erlauben, wenn dieser in festgelegten Betriebsbereichen erfolgt.
Angefangen hat das ferngesteuerte Arbeiten im Mähbereich. Flach gehaltene Raupen (Beispiel Agria 9600 Hochgras-Sichelmulcher) mit günstigem Schwerpunkt werden über schlecht zugängliche Areale geschickt. Voll autonom arbeiten sie allerdings nicht, denn der Bediener bleibt steuernd in unmittelbarer Nähe.
Husqvarna, einst der Vorreiter der Mähroboter für das private Grün, hat mit dem Typ 535 den futuristisch aussehenden Profi-Mähroboter für Rasenflächen eingeführt. Als Knicklenker kommt er trotz seiner relativ stattlichen Größe in und um jede Ecke, Steigungen schafft er auch.
Nicht rein elektrisch, aber in Hybridtechnik arbeitet einer der ersten funkferngesteuerten Geräteträger. Reform baut in seinen inzwischen serienreifen Metron P 48 RC einen Kubota-Benzinmotor mit 48 PS, einen direkt am Schwungrad angeflanschten Generator sowie vier elektrische Radmotoren und ein Batteriepaket ein. Das Modell kann Geräte aufnehmen über ein Fronthubwerk mit Zapfwelle und ein Heckhubwerk sowie eine Anbauplatte. Im Winter- und im Sommerdienst funkferngesteuert in Hybridtechnik arbeiten – wieder ein Schritt nach vorn in der Kommunaltechnik.
Neuling bei den elektrisch angetriebenen Kehrmaschinen: die Hako 1650 ZE. Foto: Hako
Elektrisch gegen Unkraut
Um eine technische Variante reicher ist das ohnehin schon sehr innovative Feld der Unkrautbekämpfung. Jetzt geht es auch elektrisch. Agxtend, eine Marke aus dem Hause CNH, hat ein mit elektrischem Strom arbeitendes System namens „XPower“ zur Serienriefe entwickelt. Es bringt über Elektroden elektrische Energie auf den Boden. Dadurch werden das Chlorophyll in den Pflanzen sowie deren Wasser- und Nährstoffsystem bis in die Wurzeln hinein außer Funktion gesetzt und die Pflanzen zerstört. Zwei Anbaugeräte gehören dazu, das vorn angebrachte zur Behandlung der Flächen und das hintere zur Aufnahme des Generators zur Stromerzeugung. Er wird per Zapfwelle vom Fahrzeugmotor mit Energie versorgt. Die auf den kommunalen Einsatz zugeschnittene Variante hat eine Arbeitsbreite von 1200 mm.
Messe Demopark 2021
Messen fallen seit mehr als einem Jahr der Pandemie zum Opfer. Mit etwas Glück bei der aktuellen Entwicklung könnte aber die Freiluftmesse für den Garten- und Landschaftsbau sowie Kommunaltechnik – die Demopark vom 20. bis 22. Juni 2021 auf dem Flugplatz Kindel bei Eisenach – stattfinden. Jedenfalls lädt der Veranstalter, der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) bislang noch dazu ein. Gerade das Konzept der Freiluftmesse und die für die Pandemieentwicklung günstige warme Jahreszeit machen Hoffnung. Vor zwei Jahren kamen 37 000 Fachbesucher zu insgesamt 413 Ausstellern. Für dieses Jahr sind schon mehr als 400 Aussteller angemeldet. Eine Sonderschau Rasen mit Golf- und Sportplatzpflege gehört wieder zum umfangreichen Programm. Innovative Technik, spannende Maschinen, Geräte und Digitallösungen für den Einsatz im Garten- und Landschaftsbau sowie für kommunale Anwendungen werden Schwerpunkte sein. Weiteres unter
www.demopark.de
Matthias Röcke, freier Journalist mit Schwerpunkt Technik