Gründächer können zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten beitragen. Sie wirken ausgleichend auf das Mikroklima, entlasten die Abwasserinfrastrukturen und werten das Stadtbild auf. Zudem schaffen sie neue Möglichkeiten für die urbane Baukultur.
Städte sind unsere Zukunft. Mit diesen einfachen Worten könnte man die Zahlen, die die Vereinten Nationen auch in diesem Frühjahr wieder in den „World Urbanization Prospects“ veröffentlicht haben, knapp zusammenfassen. Weltweit zieht es immer mehr Menschen in urbane Ballungsräume.
Immer mehr Großstädte überschreiten demnach schon bald Einwohnerzahlen von mehr als zehn Millionen. Zum Vergleich: Berlin, Deutschlands mit Abstand größte Stadt, hat aktuell etwa 3,7 Millionen Einwohner. Tokio, die derzeit größte Stadt weltweit, hätte mit seinen 37 Millionen Bewohnern Platz für das Zehnfache aller Berliner – oder knapp die Hälfte aller Deutschen.
Städte benötigen viel Platz, um wachsen zu können, wodurch weite Flächen dauerhaft versiegelt werden. Zudem haben sie einen besonders hohen Wasser-, Energie- und Ressourcenverbrauch. Laut Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) verbrauchen sie fast 80 Prozent der weltweit erzeugten Energie, während sie gleichzeitig einen Großteil der Treibhausgase, etwa 70 Prozent, und große Mengen an Müll erzeugen.
Die Herausforderung einer nachhaltigen Stadtplanung besteht darin, die teilweise über Jahrhunderte gewachsenen Strukturen zu modernisieren. Es gilt, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in Einklang miteinander zu bringen und die Lebensgrundlage der Menschen sowie die Natur zu erhalten. Wie dies am besten gelingen kann, untersucht zum Beispiel unter Federführung des Bundesforschungsministeriums ein Expertengremium aus Wissenschaft, Umwelt, Bau, Wirtschaft, Verkehr oder Kultur. Einer der Lösungsansätze ist es, wieder mehr Grün in den Betondschungel zu holen, ohne jedoch seine Kompaktheit aufzubrechen, wie es etwa neu angelegte Parkanlagen oder Gärten tun würden.
Besonders Gründächer können in den Städten der Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Schaffung neuer Lebensräume für Mensch und Natur übernehmen. Begrünte Dachflächen verwandeln brachliegende Bereiche auf Bürogebäuden, Tiefgaragen, Krankenhäusern oder auch Schulen in qualitativ hochwertigen und nicht selten dringend benötigten Raum für Spiel, Sport, Gemeinschaft sowie Freizeit und Erholung. So können auch in dicht besiedelten und stark bebauten Arealen kleine grüne Inseln entstehen.
Entlasung der öffentlichen Kanalisation
Zudem beeinflussen Dachbegrünungen die Temperaturen und das Mikroklima in Städten positiv. Denn die Pflanzen auf den Dächern verdunsten große Teile des Wassers, das sie aufnehmen, und kühlen ihr Umfeld ab. Gründächer sind also natürliche Klimaanlagen und zugleich Luftfilter der Städte, indem sie Feinstaubpartikel aus der Luft ziehen, Sauerstoff produzieren und in ihrem Wachstumsprozess CO2 speichern.
Auch das kommunale Regen- und Abflusswassermanagement kann durch die Begrünung von Dächern entlastet werden. Ein Gründach kann große Mengen an Regen zurückhalten und Wasser nach und nach an die Kanalisation abgeben. So kann die Auswirkung eines starken Regenereignisses im Idealfall vollständig aufgefangen werden. Großflächige Dachbegrünungen in ganzen Stadtgebieten können also ein Weg sein, um Städte den Klimaveränderungen gegenüber widerstandsfähiger zu machen.
Aber auch auf Ebene des Gebäudes selbst kann Dachbegrünung viel Positives leisten. So verbessert der aus unterschiedlichen Schichten wie Drainageelementen, Substraten und Vegetation bestehende Aufbau eines Gründaches sowohl die Wärmedämmung im Winter als auch den Hitzeschutz im Sommer. Außerdem wird die Abdichtung des Daches vor Witterungseinflüssen geschützt und die Langlebigkeit des gesamten Daches so deutlich erhöht.
Im Pflegeaufwand unterscheidet sich eine extensive Begrünung mit Moosen oder Sedumgewächsen nur unwesentlich von einem unbegrünten Dach. Auch intensiv begrünte Flächen, auf denen Kräuter, Stauden, Hecken und kleine Bäume wie auch Nutzpflanzen, Obst- und Gemüsesorten gedeihen können, benötigen kaum mehr Pflege als ähnlich gestaltete ebenerdige Flächen.
Die Hersteller und Anbieter von Dach- und Bauwerksbegrünungssystemen arbeiten stetig an der Weiterentwicklung von Produkten, die eine ideale Wasser- und Nährstoffversorgung unterschiedlichster Bepflanzungen ermöglichen. Der Systemanbieter Optigrün zum Beispiel begrünt gemeinsam mit rund 120 Partnerunternehmen jährlich weltweit über 2,7 Millionen Quadratmeter Dachfläche. Das Unternehmen berät Architekten und Bauherren über die verschiedenen Varianten von Dachbegrünung, Regenwassermanagement und Absturzsicherung.
Red.