Das Bamberger Sport- und Familienbad Bambados kann als Bürgerbad par excellence bezeichnet werden. Oberbürgermeister Andreas Starke erläutert im Interview, wie die Bevölkerung an Planung und Bau beteiligt wurde, worin der anhaltende Erfolg des Bads begründet liegt – und woher dessen Name kommt.
Herr Starke, vor knapp drei Jahren haben die Stadtwerke Bamberg ihr neues Familien- und Sportbad Bambados in Betrieb genommen. Dabei haben Sie ab dem ersten Moment die Bürger in die Planungen mit einbezogen. Bei welchen Themen durften die Besucher konkret mitreden?
Starke: Bei nahezu allen Fragen haben wir die Bürger mit ins Boot genommen. Das fing bei der Frage an, ob überhaupt ein neues Bad gebaut werden soll – oder das bestehende Bad saniert wird. Die Diskussionspunkte reichten von der Größe des Schwimmerbeckens bis zu den Kursangeboten und dem Bau des Kneippbeckens. Sogar über den Namen des Bades haben wir abstimmen lassen – und nicht zuletzt das Tarifkonzept mit den Bürgern diskutiert.
Mit Kunden über die Preise reden – birgt das nicht auch ein gewisses Risiko? Sind Eintrittspreise nicht grundsätzlich zu hoch?
Starke: Das ist richtig. Deshalb haben wir auch nicht über die Höhe der Preise diskutiert – das Jahresergebnis ist im Rahmen des Gesamtkonzepts verabschiedet und bietet hier keinen Spielraum. Wohl aber die Struktur unseres Tarifmodells: Beispielsweise Taktzeiten, Rabattierungen für spezielle Zielgruppen oder Sondereintrittspreise für spezielle Zeiträume. Monate vor der Eröffnung haben wir unsere Vorstellung zum Tarifkonzept mit der Öffentlichkeit diskutiert und so eine breit akzeptierte und faire Preisstruktur geschaffen. Zu dieser gehören ein besonders günstiger Frühschwimmertarif, Kurzzeittarife für Sportschwimmer und ein erweiterter Familienbegriff: Ob Eltern, Großeltern, andere Verwandte oder Angehörige von Patchworkfamilien – erwachsene Begleitpersonen mit Kindern können den günstigen Familientarif nutzen.
Zur Person
Andreas Starke (Jg. 1956, zwei Kinder) ist seit 2006 Oberbürgermeister von Bamberg (rund 70.000 Einwohner; Bayern). Im Jahr 2012 wurde er in diesem Amt bestätigt. Bis zu seinem Wechsel an die Spitze der Stadtverwaltung war er als Rechtsanwalt tätig. Andreas Starke ist unter anderem Mitglied des Bezirkstages Oberfranken und gehört dem Vorstand des Bayerischen Städtetages sowie dem Hauptausschuss des Deutschen Städtetages an.
Wie liefen die Verfahren zur Bürgerbeteiligung konkret ab?
Starke: Nehmen wir das Beispiel des Architektur- und Planungskonzepts: Hier haben wir zum einen Vertreter aller Schwimmvereine und Schulen an einen runden Tisch gebeten – weil es sich hier um wichtige Besuchergruppen handelt. Darüber hinaus haben wir in einer Bürgerveranstaltung jeden einzelnen Interessierten zu Wort kommen und seine Wünsche äußern lassen.
Wie war das Ergebnis? Wie viele Wünsche konnten tatsächlich umgesetzt werden?
Starke: Mehr als man glaubt – insgesamt haben wir 80 Prozent der Bürgerwünsche umsetzen können. Beispielsweise ein bedarfsgerechtes 50-Meter-Becken mit acht Bahnen, die durch eine Trennwand geteilt werden können. In Zeiten hoher Auslastung stehen damit bis zu 16 Bahnen zur Verfügung – ein Wunsch, der nicht zuletzt von den Schulen kam. Zudem haben wir Vorrichtungen für verschiedene Sportarten wie Wasserball oder Unterwasser-Rugby eingebaut und in einen erweiterungsfähigen Sprungturm investiert. Für Wettkämpfe haben sich die Vereine nicht nur eine kleine Tribüne, sondern auch einen separaten Eingang gewünscht. Beides konnte realisiert werden.
Und wie sind Sie bei der Namensfrage vorgegangen?
Starke: Wir haben uns eine teure Agentur gespart – und stattdessen mit einem öffentlichen Wettbewerb und einer Vorabstimmung über alle Namensvorschläge auch auf diesem Weg die Vorfreude auf das neue Bad konsequent steigern können. Der Name Bambados – eine Mischung aus Bamberg und der Karibikinsel Barbados – kam von einem Bamberger Bürger und ist ein Glücksgriff. Schon vor der Eröffnung hatten wir in unserem Einzugsgebiet eine enorm hohe Markenbekanntheit.
Hat sich das Verfahren der Bürgerbeteiligung bewährt?
Starke: Absolut. Durch eine frühzeitige Einbindung von Nutzern und Öffentlichkeit konnten wir die kontroverse Diskussion um die Zukunft des Bamberger Hallenbads versachlichen. Gleichzeitig haben wir von vorne herein eine hohe Akzeptanz für den Entscheidungsprozess geschaffen. Für uns war es eine einmalige Chance, die Planungen auf dem weißen Blatt Papier gemeinsam mit den Bürgern zu gestalten. Im Ergebnis haben wir ein Bad geplant und realisiert, bei dem die Bürger sagen „Ja, so wünsch ich es mir, da gehe ich gerne hin!“ Das spiegelt sich auch in den Besucherzahlen wider, Jahr für Jahr haben wir mehr als 400.000 Gäste. Vor allem im Saunabereich liegen wir aufgrund dieser konsequenten Marktorientierung weit über den Erwartungen.
Nun können sich also die Stadtwerke freuen und entspannt zurücklehnen …
Starke: Keinesfalls! Der Kundendialog ist für uns ein fortlaufender Prozess. In den ersten zweieinhalb Jahren haben wir mehr als 4000 Beurteilungsbögen unserer Kunden ausgewertet: mit kleinen und großen Anregungen, die wir im laufenden Betrieb so gut es geht umsetzen. Das reicht von größeren Spiegeln in den Umkleidekabinen bis zum Wunsch unserer älteren Gäste, eine zusätzliche Einstiegshilfe für das 50-Meter-Becken zu installieren. Um den Zutritt zum Sportbereich für die Allgemeinheit auszuweiten, haben wir in enger Abstimmung mit den Schulen unseren Bahnenbelegungsplan optimiert. Darüber hinaus haben wir die Revisionszeit im Sommer genutzt, um den Freizeitbereich noch attraktiver zu gestalten. Dem großen Zuspruch zum Saunabereich versuchen wir gerecht zu werden, indem wir über eine Erweiterung der Saunalandschaft nachdenken. Unser Ziel ist es, die Zufriedenheit unserer Besucher konsequent zu steigern – gerade weil der Neuheitseffekt des Bads im Laufe der Zeit abgeebbt ist.
Interview: Wolfram Markus