Brownfields als Entwicklungsraum für Kommunen

In Seevetal bei Hamburg wird auf der Fläche einer ehemaligen Sandgrube und Deponie der Hamburg South Light Industrial Park entwickelt. Foto: Goodman

Die Revitalisierung brachliegender Areale kann helfen, den stadtnahen Bedarf an Flächen zu decken. Wirtschaft und öffentliche Hand sollten hier partnerschaftlich zusammenarbeiten, fordert Immobilienexperte Christof Prange.

Durch den anhaltenden Boom des Onlinehandels wird der Logistikverkehr zu einem Problem im urbanen Bereich. In vielen Kommunen geht es deshalb um die Frage, wie sie den Lieferverkehr kanalisieren können. Oft ist die Umsetzung einer passenden Strategie jedoch eine Herausforderung: Flächen für zentrumsnahe Logistikaktivitäten sind knapp, der Wettbewerb darum wird immer größer.

Ein Lösungsweg ist die Reaktivierung passender Brachflächen, so genannter Brownfields. In vermutlich jeder Stadt sind solche un- oder untergenutzten Flächen zu finden – beispielsweise frühere Industrieanlagen oder brachliegende Verkehrsareale wie Güter-bahnhöfe. Sie eignen sich aufgrund ihrer Historie meist weniger für den Wohnungsbau, sondern sind prädestiniert für Produktion und Logistik.

Bislang ließ sich die Sanierung von Brachflächen eher nicht wirtschaftlich darstellen. Angesichts des stetig steigenden Flächenbedarfs ergeben sich heute allerdings neue Chancen für die Ansiedlung von Unternehmen.

Attraktiv für den Online-Handel

Verbrauchernahe Brachflächen sind etwa für E-Commerce-Unternehmen interessant, die dadurch Lieferversprechen wie „Same Day“ oder sogar „Same Hour“ einhalten können. Letzteres ist insbesondere für den aufstrebenden Online-Lebensmittelhandel von großer Bedeutung.

Allerdings können Brachflächen je nach früherer Nutzung auch Risiken bergen – etwa Kontamination durch grundstücksbezogene Altlasten, Kampfmittel oder auch problembehaftete Baustoffe.

Ein Beispiel für eine solche Aufgabenstellung ist die Entwicklung einer ehemaligen Sandgrube und Deponie in Seevetal bei Hamburg zum modernen Hamburg South Light Industrial Park: ein Brownfield-Entwicklungsprojekt von Goodman. Hier musste eine vielschichtige Gemengelage an Kontaminationen aufgearbeitet werden. Heute ist der Standort saniert, kann sicher betrieben werden und wird zu einem vielseitigen Zentrum ausgebaut.

Appell an die Politik

Das Recycling von Brachflächen und deren optimale Nutzung wird allerdings häufig durch politische Gegebenheiten erschwert. Wünschenswert wäre dagegen die stärkere Förderung von Revitalisierungsmaßnahmen durch die öffentliche Hand – schließlich ist die Begrenzung des Flächenverbrauchs politisch gewollt und zwingend notwendig.

Auch das Baurecht sollte flexibler angepasst werden, um beispielsweise bei Logistik-zentren die mehrstöckige Bauweise zu ermöglichen oder durch baurechtliche Ausweisung von urbanen Quartieren eine stärkere Nutzungsdurchmischung zu ermöglichen.

Wirtschaft und öffentliche Hand sollten hierbei partnerschaftlich zusammenarbeiten, um gesellschaftlich drängende Themen gemeinsam anzupacken und zu bewältigen. Christof Prange

Der Autor: Christof Prange ist Geschäftsführer beim Logistik- und Industrieimmobilien-Projektentwickler Goodman Deutschland.