Private Sicherheitsdienstleister haben in der Öffentlichkeit nicht das beste Image. Gleichwohl unterstützen sie staatliche Stellen in der Erfüllung hoheitlicher Aufgaben. Dieser Beitrag ist die Bestandsaufnahme einer komplizierten Beziehung und zeigt auf, wie sie sich künftig besser entwickeln könnte.
Das Verhältnis zwischen privaten Sicherheitsdienstleistungen und der öffentlichen Hand ist ambivalent. Das Spannungsfeld begründet sich auf einem Widerspruch in der öffentlichen Meinung: Die Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen unterstützen die öffentliche Hand in ihrer Kernaufgabe – dem Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung. Sicherheitsmitarbeiter werden indes von Privatpersonen meist mit dem Klischee des Türstehers in Verbindung gebracht.
Schutzbedürfnis wächst
Im Unternehmensumfeld wandelt sich dieses Image dagegen: Wertschätzung und Anerkennung von professionellen Sicherheitsdienstleistungen steigen. Die Branche professionalisiert sich und somit steigt die Wahrnehmung als Wissensträger. Im Blick auf sie treten Sicherheitstechnik und -konzepte immer stärker hervor.
Viele Menschen sehen die Privatwirtschaft kritischer als die öffentliche Hand – auch aufgrund des guten Images der Polizei. Andererseits steigen das Schutzbedürfnis und der Bedarf, die öffentlichen Haushalte und damit die Abgabenbelastung unter Kontrolle zu halten. Die Angst vor Terrorismus bindet zusätzlich Polizeikräfte, die an anderen Stellen nicht zur Verfügung stehen. Private Sicherheitsdienstleister decken einen Bedarf, den die öffentliche Hand nicht erfüllen kann. Besonders deutlich wird das an Wochenenden, wenn deutschlandweit hunderte Sicherheitskräfte in den Fußball-Stadien der Republik notwendig sind. Schwer vorzustellen, dass Beamte diese Funktion übernehmen.
Aufgabenteilung funktioniert
Zur Illustration sei hier das Bild eines Ehepaares bemüht. Die Partner sind nicht gleich, sondern ergänzen sich. Damit die Beziehung funktioniert, sind Anstrengungen von beiden Seiten erforderlich.
Die Aufgabenteilung in diesem Verhältnis läuft gut: Private Dienstleister führen Sicherheitskontrollen an Flughäfen durch, sie unterstützen die Polizei an Bahnhöfen, übernehmen die Bewachung von Kasernen der Bundeswehr und sichern Gerichtsgebäude, um einige wenige Beispiele zu nennen.
Dabei ist das Verhältnis von öffentlichem Auftraggeber zum Dienstleister nicht frei von Verbesserungspotenzial. Erst langsam wandelt sich die Interpretation des Wirtschaftlichkeitsbegriffs der Vergabeordnung für Leistungen (VOL) von „günstigst“ hin zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Qualitätsaspekte fließen nun (stärker) in die Bewertung von Angeboten ein. Eine seit Langem aufgestellte Forderung der Branche, die nun mehr Gehör findet.
Schon lange wurde kritisiert, dass die Günstigst-Interpretation der VOL wesentlich zum schlechten Image der Branche beiträgt. Denn die Vergabe an den preisgünstigsten Anbieter führte angesichts der Bedeutung öffentlicher Aufträge für den Markt zu einem Wettbewerb über den Stundenlohn der Mitarbeiter. Erst die Einführung von Branchenmindestlöhnen über das Arbeitnehmerentsendegesetz wirkte dämpfend.
Einen Anreiz, Mitarbeiter weiter zu qualifizieren, stellte der Mindestlohn indes nicht dar. In der Vergangenheit lehnten immer mehr der führenden Anbieter eine Angebotsabgabe für die öffentliche Hand ab. Sie sahen kaum Chancen, sich mit qualitativ hochwertigen und somit teureren Angeboten durchzusetzen.
Verstärkend kommt die vergleichsweise einfache Unternehmensgründung hinzu. Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) weist hierauf seit Langem hin und fordert höhere Mindestqualifikationen für Sicherheitspersonal sowie Unternehmensgründer. Rund 4000 private Sicherheitsdienstleister erwirtschafteten im Jahr 2014 rund 5,3 Milliarden Euro. GSE Protect, platziert auf Rang 25 auf der nach Inlandsumsatz gestaffelten
Lünendonk-Liste der führenden Sicherheitsdienstleister in Deutschland, meldete im gleichen Geschäftsjahr einen Umsatz von 28 Millionen Euro.
Insgesamt erzielten 0,6 Prozent der Anbieter im Markt rund 60 Prozent des Marktvolumens. Die Liste erhebt Anspruch auf Vollständigkeit. Jenseits der führenden Anbieter ist also der Fragmentierungsgrad hoch. Darüber hinaus erwartet die Branche positive Impulse für die Qualität und Professionalität der privaten Sicherheitsdienstleister durch eine Verschiebung der Branchenaufsicht hin zum Bundesinnenministerium anstelle des derzeit zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums.
Zeit für stärkere Regulierung
Soweit nun der Status quo. Aber was ist für die Zukunft zu erwarten? Das Fehlverhalten von einzelnen Sicherheitsmitarbeitern und -dienstleistern hat eine öffentliche Debatte um die Qualität in der Branche bewirkt. Von der stärkeren Gewichtung der Leistungsqualität ist eine Signalwirkung zu erwarten. Die Marktspitze wandelt sich derzeit. Die führenden Dienstleister setzen auf eine Kombination von Sicherheitsberatung, -technik und Personal, um bessere Ergebnisse bei stabilen Kosten zu erreichen. Zudem lässt sich so der Mangel an Personal besser abfangen.
Es ist Zeit für eine stärkere Regulierung, um die negativen Begleiterscheinungen des liberalisierten Marktes einzugrenzen. Viele Branchen und Tätigkeiten in Deutschland, die weit weniger gravierend in die öffentliche Ordnung eingreifen, sind stärker durch Regularien gesteuert. Die Liberalisierung hat ihren Zweck, für günstige Preise zu sorgen, bereits lange erreicht. Nun gilt es, auf dieser Basis in die Zukunftsfähigkeit der Branche zu investieren. Es bedarf eines Impulses. Erfolgt dieser, dann liegen auch in diesem Fall die besten Jahre noch in der Zukunft.
Thomas Ball
Der Autor
Thomas Ball ist Consultant beim Beratungsunternehmen Lünendonk in Mindelheim
Info: Das Beratungsunternehmen Lünendonk untersuchte in einer Studie die Entwicklung der Branche der Sicherheitsdienstleister. Ausgewählte Grafiken geben Einblick in die Marktsektoren der Sicherheitsdienstleistungsbranche (nach Inlandsumsatz), Perspektiven der Branche und das Beteiligungsverhalten an Ausschreibungen.