Bewegungsparcours: Säule der gesunden Kommune

Gesundheitsförderung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zu ihr muss auch gehören, Bewegungsangebote im öffentlichen Raum zu schaffen. Es genügt allerdings nicht, bestehende Spielplätze lediglich um ein paar Outdoor-Fitness-Geräte zu ergänzen. Die Angebote müssen passgenau sein.

Das Bewegungsverhalten der Menschen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Während in den 1960er- und 1970er-Jahren Bewegungsangebote in Form des Trimm-Dich-Pfades an der Peripherie der Städte und in Naherholungsgebieten geschaffen wurden, ist der heutige Trend, Bewegung an Geräten möglichst im Wohnumfeld zu ermöglichen.

Der organisierte Freizeitsport hat seit Jahren Mobilisierungsprobleme, da die sportliche Betätigung, vor allem im urbanen Umfeld, immer stärker individualisiert erfolgt. Hier bieten Bewegungsgeräte im öffentlichen Raum Möglichkeiten und Chancen, Menschen freie oder auch angeleitete Angebote zu machen. Die bloße Ergänzung bestehender Kinderspielplätze durch Bewegungs- und Fitnessgeräte reicht dabei nicht aus. Zunächst gilt es, sich eingehend mit dem Thema „Bewegungsparcours“ zu beschäftigen, um am Ende Angebote zu schaffen, die auch angenommen werden.

Gesundheit und Bewegung

Sich regelmäßig zu bewegen, führt zu einer besseren Gesundheit, einem intensiveren Lebensgefühl und erhöht die Lebensqualität. Bewegung bildet neben ausgewogener Ernährung und gesunder Lebensführung die Grundlage für ein erfülltes Leben. Immer mehr Menschen kümmern sich um ihre Gesundheit durch individuelle sportliche Betätigung. Sportvereine und Fitnessclubs sind eine wichtige Säule hierfür. Öffentliche Bewegungs- und Fitnessräume als jederzeit zugängliches und kostenfreies Angebot bilden die zweite wichtige Säule. Wenn eine verbesserte Gesundheitssituation, vor allem auch der älteren Menschen, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, dann gehört definitiv dazu, mehr Bewegungs- und Fitnessangebote im öffentlichen Raum zu schaffen. Dies muss als ein Ziel in der kommunalen Grünraumplanung verankert werden.

Bewegungs- und Fitnessparcours sind geeignet, den Einstieg oder den Wiedereinstieg in einen aktiven Lebensstil zu fördern. Durch ihr Konzept des niedrigen Anforderungscharakters sprechen sie vor allem Bewegungsanfänger an. Genauso unterstützen sie aber auch bereits Aktive bei der sportlichen Betätigung.

Dabei mindert das Üben und Trainieren an den Geräten solcher Parcours nicht nur das Sturzrisiko, sondern ist geeignet, insgesamt die physische Leistungsfähigkeit zu verbessern. Entsprechend erhöht sich die Aussicht auf ein gesundes Altern, da belegt ist, dass durch ausreichend körperliche Aktivität die Lebensqualität gesteigert und das Risiko zahlreicher, vor allem chronischer Erkrankungen vermindert werden kann. Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen unterstreichen die positive Wirkung des Trainierens auf Bewegungsparcours in der kommunalen Gesundheitsförderung.

Soziale Aspekte

Bewegungsparcours sind auch Instrumente der sozialen Integration. Dies vor allem dann, wenn Menschen sich dort regelmäßig im Rahmen angeleiteter Bewegungsprogramme treffen. Hier wird das soziale Miteinander gefördert und das Risiko der Ausgrenzung und Stigmatisierung älterer Menschen vermindert.

Angeleitete Angebote sollten immer den Charakter absoluter Freiwilligkeit haben. Es geht nicht immer nur um „Schneller, Höher, Weiter“! Jedermann sollte genau das Maß und die Form von Sport und Bewegung finden, die seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten entspricht.

Verzahnt statt ungenutzt

Bewegungs- und Fitnessräume sollten ein integrativer Bestandteil lokaler Sport- und Bewegungsstrukturen sein. Dadurch, dass sie jederzeit und für jeden zugänglich sind, haben sie eine herausragende Stellung in der öffentlichen Wahrnehmung. Damit die Angebote auch wirklich genutzt werden, ist die Verzahnung mit lokalen Institutionen, die sich mit Bewegung auseinandersetzen, wichtig. Dies können Sportämter sein, aber auch Sportvereine, Physiotherapeuten, freie Sporttrainer, Schulen oder freie Trainingsgruppen. Eine dauerhafte und sinnvolle Nutzung der Parcours ist dadurch einfacher und schneller zu erreichen.

Es gibt bereits einige Kommunen, die sich mit ihren Bewegungskonzepten auf einem vorbildlichen Weg befinden. Besonders zu nennen ist Hamburg. Dort werden im Rahmen eines Gesamtkonzeptes und des integrierten Bewegungsansatzes unter dem Stichwort „Active City“ mehr Bewegungsräume in der ganzen Stadt geschaffen.

Steffen Strasser

Der Autor
Steffen Strasser ist Obmann des Arbeitskreises Bewegungsparcours im Bundesverband der Spielplatzgeräte- und Freizeitanlagenhersteller (BSFH), Hilden, und Geschäftsführer der Firma Play-Parc Allwetter-Freizeitanlagenbau

Info: Bewegungsparcours

Unter einem Bewegungsparcours wird eine Outdoor-Anlage mit Geräten zum Trainieren verschiedener körperlicher Funktionen verstanden. Orientiert an entsprechenden Hinweisen auf Tafeln oder unter der Anleitung eines Trainers können Übungen absolviert werden, die Bewegungsfähigkeit, Kraft, Gleichgewicht und allgemeines Wohlbefinden verbessern.

Ein Bewegungsparcours für jüngere und ältere Erwachsene ist ausgestattet mit Geräten, die leicht zu handhaben sind und auch Spaziergänger zum Ausprobieren animieren. Die Geräte besitzen einen hohen Aufforderungscharakter. Ohne größere Kraftanstrengung können Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer trainiert werden. Einfache Anleitungen unterstützen das Erlernen der Bewegungsabläufe. Solche Parcours bieten auch Geräte zum Massieren von Akupunkturpunkten und zum Lockern von Muskeln. Manche Geräte sind zu zweit nutzbar und fördern so die Kommunikation.

Es gibt zudem Bewegungsparcours für Sportler und ambitionierte Aktive. In den letzten Jahren haben dabei vor allem sogenannte Calisthenics-Anlagen („Street-Workout-Anlagen“) das Bild geprägt. Auf solchen Parcours können durch ein Angebot betreuter Übungsstunden auch weniger Sportliche zur Nutzung der Geräte motiviert werden.

Neben hochwertigen und langlebigen Produkten sind detaillierte und zielgerichtete Planungen entscheidend, damit Bewegungsparcours gut angenommen werden. Auf Qualität ist nicht nur bei den Geräten zu achten (solide Konstruktion, Ausführung), sondern auch in Bezug auf die Planung (inhaltliche Abstimmung der Angebote auf die Bedürfnisse der Nutzer). Und selbstverständlich ist auch die Sicherheit bei der Nutzung der Geräte wichtig.