Baumängel bei der Dämmung von Aufputzinstallationen kommen in öffentlichen und kommunalen Gebäuden immer wieder vor: Diese Erfahrung macht Bautechnikexperte Markus Weißenberger. Er schlüsselt auf, welche Gründe und Folgen das hat – und wie sich Wärmeverlust verhindern lässt.

Um Wärmeverlust zu vermeiden, müssen alle wärmeführenden Heizungs- und Trinkwasserleitungen gedämmt werden. Diese Forderung ist im Gebäudeenergiegesetz (GEG) und in der nun „alten“ Energieeinsparverordnung (EnEV) festgelegt.
In der Regel muss die Dämmung etwa 100 Prozent des Rohrdurchmessers entsprechen. In Technikzentralen sind es teilweise nur rund 50 Prozent, im Außenbereich 200 Prozent. Neben der Stärke ist auch die Qualität des Dämmstoffs entscheidend.
Die Dämmung gerade verlaufender Leitungsabschnitte ist einfach. Meistens werden industriell vorgefertigte Dämmschalen verwendet, die einfach anzubringen sind und ideale Ergebnisse erzielen. Bei Rohrbögen hingegen verhält es sich komplizierter. Hier ist handwerkliches Geschick und fundiertes Know-how erforderlich. Durch Stopfen werden dabei Formstücke händisch befüllt. Dieses Vorgehen entspricht der DIN 4140.
Baumängel bei der Dämmung können zu Wärmeverlust führen
Meist wird Mineralwolle mit Lufteinschlüssen als Dämmstoff verwendet. Die Norm fordert eine Minimumstopfdichte von 80 Kilogramm pro Kubikmeter. Die Ausführungsqualität ist mitunter genauso wichtig wie die Stärke und Art des verwendeten Materials. Fehler können entweder Folgen einer unsachgemäßen Ausführung oder einer ungeeigneten Materialwahl und -stärke sein. Sie machen sich in Form von Wärmeverlusten und möglicherweise Kondenswasserbildung bemerkbar.
Gleichmäßige Wärmeverluste entstehen durch zu geringe oder zu große Lufteinschlüsse. Damit der Wärmetransport durch die so genannte Konvektion unterbunden wird, darf der Dämmstoff weder zu locker noch zu komprimiert eingebaut werden. Eine falsche Ausführung führt unweigerlich zu Wärmeverlust.
Die gleiche Sorgfalt muss bei der Auswahl der Dichte, Menge und Qualität des eingesetzten Materials angewandt werden. Wenn es nicht passt, sind Energieverluste mögliche Folgen. Große Temperaturunterschiede an der Oberfläche sind die Auswirkung von unsachgemäßer Dämmung.

Kondenswasserbildung beeinträchtigt Materialhaltbarkeit
Kondenswasserbildung kann entstehen, wenn zwischen den gedämmten Schichten ein Temperaturunterschied besteht und die Luft unzureichend zirkuliert. Dann sammelt sich Feuchtigkeit aus der Luft an Rohren und umliegenden Bauteilen. Dies beeinträchtigt meist sowohl die Qualität als auch die Haltbarkeit der Materialien. Vor allem bei angrenzenden elektrischen Bauteilen besteht ein hohes Sicherheitsrisiko, wenn sie nicht für den Einsatz in feuchten Umgebungen bestimmt sind.
Um die Dämmung vor Umwelteinflüssen zu schützen, werden Rohrleitungsdämmungen mit einer Außenschicht versehen. Meist besteht diese Ummantelung aus dünnem Hart-PVC. Ein Vorteil ist die feuchtigkeitsabweisende, glatte und leicht zu reinigende Oberfläche. Ein Nachteil ist die teils nicht rückgängig zu machende Verformbarkeit. Das kann geschehen, wenn unsachgemäße Klopf- und Eindrücktests angewandt werden, um die Effektivität der Dämmung zu beurteilen. Oft beschädigen sie die Hart-PVC-Schicht und die darunterliegende Dämmschicht.
Mögliche Baumängel anhand von Thermografie überprüfen
Eingedrückte und eingerissene Stellen können nicht wieder in den Ausgangszustand zurückversetzt werden. Defekte Rohrdämmabschnitte sind dann mitunter auszutauschen. Vor der Bauübergabe sollte man die Rohrschalen prüfen und sicherstellen, dass keine „Druckstellen“ vorhanden sind.
Für Dämmarbeiten sollten vertragliche Vorgaben im Vorfeld festgelegt werden. Bei Zweifeln an korrekt ausgeführten Arbeiten wird empfohlen, sie anhand von Thermografie zu prüfen.
Der Autor
Dr.-Ing. Markus Weißenberger ist Fachgruppenleiter Gebäudetechnik bei TÜV Süd Industrie Service sowie öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Heizungs- und Sanitärtechnik (NBG).
Markus Weißenberger